Ich denke, das sollte ich als erstes berichten: Vor zwei Wochen hat meine Mitfreiwillige Melanie hier in Singida sich entschlossen abzubrechen. Die Gründe dafür waren verschiedene und ich kann ihre Entscheidung nachvollziehen, aber ich denke genauere Ausführungen gehören nicht hier her. Jedenfalls ist sie am 16.10.12 zurück nach Deutschland geflogen.
Ich muss sagen, für mich war das nicht ganz leicht. Auf der einen Seite war es schwierig für mich zu sehen, wie schlecht es ihr hier geht und habe gemerkt, dass das mich selbst auch ab und zu runtergezogen hat, auf der anderen Seite waren wir echt ein super Team und ich war immer froh, mich mit ihr austauschen zu können und jemanden zu haben, mit dem man Deutsch reden kann, etc.
Ich hatte also schon einige Angst davor, dass sie geht.
Jedoch wurde diese Angst ziemlich schnell von anderen Dingen in den Hintergrund gedrängt: Am Freitag, dem 12.10.12 habe ich nämlich etwas sehr unüberlegtes getan - zu meiner Verteidigung muss angeführt werden, dass ich unwissend war! Ich war im Communitycenter und habe nach der Essensausgabe zusammen mit den Mädchen in meinem Alter ein bisschen gequatscht. Eine von ihnen hat mir etwas zu trinken angeboten und ich habe es natürlich dankbar angenommen, dachte ich doch an den Wasseefilter im Büro. Als dann aber das halbe Glas leer war, wurde mir plötzlich klar, dass die Kinder das Wasser ja immer ungefiltert aus dem Hahn trinken und bestimmt nicht daran gedacht haben, dass ich als Weiße eine Extrawurst brauche - na toll..
Von da an hatte ich Kopfschmerzen.. Ich kann nicht sagen, ob meine Sorge davor, tatsächlich krank zu werden, sie noch bestärkt hat, aber sie wurden bis Montag schlimmer, dazu kamen noch Bauchweh und eine heiße Stirn. Ich bin dann mit meiner Mama zum Arzt gegangen, der bei mir 'Brucella' diagnostiziert hat, eine Bakterie, die man durch schlechtes Fleisch, schlechte Milch und, wie in meinem Fall, wohl auch manchmal durch schlechtes Wasser bekommen kann. Also habe ich Medikamente und drei Tage Bettruhe verordnet bekommen.
Als dann am folgenden Mittwoch auch noch mein Computer kaputt ging, hatte ich wirklich, wenn man es so nennen will, mein erstes richtiges Tief hier in Tansania: Melanie war weg, ich war mit irgendeiner Bakterie krank, die ich nicht kannte und mein Computer, meine Verbindung nach daheim, war auch weg. Ich hab mich wirklich ein bisschen einsam gefühlt, so albern es ist, sowas von einer Maschine abhängig zu machen.
Doch inzwischen geht es mir wieder gut: Ich bin zwar immernoch nicht wieder richtig fit, war jetzt aber nochmal bei einem anderen Arzt, der mir bessere Medikamente verschrieben hat. Frieda, Bentje und ich nennen Brucella eigentlich nur noch Bruce, meinen tansanischen Freund. (Ein bisschen Ähnlichkeit ist da: aufdringlich, geht nicht, wenn man ihn darum bittet, hat kein Zeitgefühl - wie die Halbstarken, die einen hier so kess von der Seite anmachen;) )
Jedenfalls ist es schon Gewohnheit, dass Frieda fragt 'Na,wie läufts mit Bruce?'. Ihr müsst euch also keine Sorgen machen, mir geht es bald wieder superduper! Den Computer habe ich zu einem Freund von Richard gebracht, der lässt seine Freunde in Nairobi gerade nach Ersatzteilen fahnden - wenn das nicht klappt, lass ich mir eben einen hiesigen Bildschirm einbauen. Und Melanie ist zwar nicht mehr da, aber ich sehe ja jedes Wochenende Frieda und Bentje und merke außerdem dass ich durch das Alleinsein sehr viel schneller selbstständig werde und auch mehr Kiswahili lerne! ( Was jetzt nicht heißen soll, dass ich froh über ihre Abreise bin!)
Man kann also sagen, dass der 2. Monat Tiefs hatte, die es im ersten noch nicht gab, dafür aber auch Hochs, die noch um einiges besser waren als die im ersten Monat - ein Monat mit Gegensätzen also. Und die allgemeine Tendenz ist steigend - was will man mehr!:)
Hallo Camilla,
AntwortenLöschenwie schön, wieder etwas von dir zu hören! Deine Bastelei klingt ja abenteuerlich ... ich bin gespannt, in welchem Zustand du deinen PC wieder bekommst ...
Nun drucke ich schnell die neusten Einträge aus und schicke sie Oma zusammen mit einem neuen Pullover.
Ich drücke dir die Daumen, dass du Bruce zügig los wirst!
Alles Liebe Deine Stepfl