Samstag, 29. September 2012

Kelly, das Bus Luxury Ticket und Daladalas - Mein Besuch in Iguguno

Ich habe mich schon die ganze Woche auf Samstag gefreut. Und zwar, weil ich wusste, dass ich da nach Iguguno fahren und da Mama Mwanga und vor allem ihre zwei Gasttöchter Friederike und Bentje besuchen möchte. 

Gesagt, getan! Voller Eifer bin ich von mir zur Bus Station gelaufen, eine knappe halbe Stunde, habe auf dem Weg dorthin noch viele Habaris und Salamas ausgetauscht und einen kleinen Einkauf getätigt, nämlich Wasser für die Fahrt, Brot für die Mädchen (ich hatte ihnen versprochen welches mitzubringen) und ein paar Packungen unserer Lieblingskekse. Alles zusammen hat 3000 Tanzanian Shilling gekostet, ca 1,50€.

Als ich dann schließlich an der Busstation saß, wunderte ich mich schon, weshalb keine anderen Menschen da waren. Als ich das letzte mal zusammen mit Richard nach Iguguno gefahren war, waren sehr viele Menschen dort und haben auf ihre Busse gewartet.
Da hörte ich es auf einmal meinen Namen rufen 'Kamela,Kamela'. Ich habe mich umgesehen und zuerst niemanden gesehen, den ich kennen könnte, aber dann sehe ich, wie zielstrebig jemand auf mich zuläuft. Kelly. Na toll, denke ich mir. 

Kelly kenne ich von einem Erlebnis letzter Woche, bei dem Richard mich mit dem Gepäck von damals noch 6 Freiwilligen eine halbe Stunde alleine auf der Straße hat sitzen lassen, weil er noch etwas organisieren musste. Mein Kiswahili war noch weniger vorhanden, als jetzt, und ich würde sagen, dass dieses Erlebnis einem Kulturschock noch am nächsten kommt, von all meinen Erfahrungen bisher. Krampfhaft habe ich versucht, auf all unsere Taschen aufzupassen, während ich von allen beäugt wurde, wie - naja wie eine Weiße in Singida halt!
Nach und nach haben mich auch alle angesprochen, erst fand ichs noch ganz schön, weil ich mich sogar ein bisschen verständigen konnte, aber irgendwann wollten immer mehr Leute etwas von mir, nebenbei haben auch immer wieder übereifrige Geschäftsleute versucht, die Taschen in ihren Bus zu hieven, und mich so zu zwingen mitzufahren und zu zahlen. Ich war wirklich überfordert. An all diesem Chaos war auch Kelly beteiligt. Kelly war einer der vielen Tansanis, die auf mich einredeten, aber mit Abstand der dreisteste. In einem Augenblick, wo ich gerade nicht aufgepasst hatte, schnappte sich Kelly mein Handy und kurz dachte ich 'Na toll. Jetzt ist es weg'. Aber nein. Kelly wollte nur seine Nummer einspeichern, sich dann anrufen und so meine Nummer schön sicher in seinem Handy unter 'Kamela Mzungu' haben. Nachdem er mir das Versprechen abgerungen hat, dass ich ihn natürlich AUF JEDEN FALL anrufen werde, habe ich mein Handy zurückbekommen und zum Glück kam dann auch Richard, der das alles irgendwie ganz komisch fand. Nunja, zugegeben, wenn ich es jetzt so aufschreibe und daran zurückdenke, ist es auch ein bisschen lustig.

Jedenfalls kommt Kelly auf mich zu und ich war um ehrlich zu sein nicht sonderlich begeistert ihn zu sehen, da ich ihn natürlich nicht zurückgerufen hatte und gerade genug damit zu tun hatte, ein Fahrzeug nach Iguguno zu finden.
Wie es sich jedoch herausstellte, war Kelly meine Rettung:

'Heyy Kamela, Habari yako?'
'Kelly. Nzuri. Nitaenda Iguguno'
(Ab jetzt auf Deutsch, zum einen, weil ich nicht weiß wie man die Worte richtig schreibt, zum anderen, damit Ihr es alle versteht)
'Iguguno? Na da bist du hier aber falsch. Hier fährt heut nix. Komm mit'

Mama und Papa, jetzt bitte nicht ausflippen, aber ich habe mir hier angewöhnt, den Leuten einfach zu vertrauen und im Zweifelsfall auch hinterherzulaufen. Darauf bin ich einfach angewiesen, ich hab ja einfach sonst keinen Schimmer. Und immerhin kannte ich Kelly irgendwie..

Jedenfalls hat  Kelly mir meine Einkäufe abgenommen und mich an die Hand, über die Straße geführt auf einen sehr großen unübersichtlichen Parkplatz und ist zielstrebig auf eines der Daladalas zugelaufen, hat mich dort abgeliefert, dem Besitzer des Fahrzeuges gesagt, wo das kleine Mzungumädchen bitte aussteigen möchte, mir die Hand geschüttelt und gewartet, bis ich sicher im Auto saß. Meine Meinung über Kelly habe ich also seit heute geändert! Danke danke Kelly!! (Anrufen tue ich ihn glaube ich trotzdem nicht..)

Jetzt einmal kurz zu den Daladalas - Ihr wisst ja vielleicht gar nicht, was das ist! Ein Daladala, das ist ein bunter Hippiebus, vollgemalt mit Sprüchen wie 'Jesus is Love' und meistens auch mit lauter Musik. Man hat das Gefühl, dass alle im Daladala miteinander befreundet sind, so als würde man irgendeiner AG oder so beitreten, sobald man drin sitzt. Alle unterhalten sich und helfen sich gegenseitig Tüten und Taschen und Körbe (manchmal auch Hühner) zu verstauen. Und Daladalas sind immer voll. Ich mag Daladala fahren!

Heute waren wir in einem Daladala 21 Leute plus Fahrer und Platzanweiser! Das war ganz schön kuschelig. Am besten hat mir allerdings mein Ticket gefallen - das 'Bus Luxury Ticket'. Hihi. Luxus auf engstem Raum jedenfalls. Ich hatte eine total liebe Sitznachbarin, die mit mir ihre Bananen geteilt hat. Dafür hat sie was von meinem Wasser abbekommen :)
Die Fahrt hat 40 Minuten gedauert und ich fand es schön zu sehen, dass ich es geschafft habe, mich wenigstens die Hälfte der Zeit mir ihr zu unterhalten. Sie hat nicht alles von meinem Kauderwelsch verstanden und mir haben auch ein paar von ihren Vokabeln gefehlt, aber irgendwie mochten wir uns und so ging die Zeit schnell um. Die Bananenschalen hat übrigens ihr anderer Sitznachbar aus dem Fenster geworfen.

Mensch, das war alles bis hierhin schon ganz schön aufregend für mich! Dementsprechend war ich in Iguguno angekommen auch schon ziemlich erschöpft. Und heiß war es da, meine Herren! Singida macht mir mit der Hitze ja schon zu schaffen, aber bei uns weht wenigstens immer Wind. Nicht so 30km weiter. Kein einziges Lüftchen! Friederike, Bentje und mir blieb nichts anderes übrig, als uns zu ihnen nach Hause zu flüchten und dort ein wenig zu quatschen. Es war echt super, sich mit den beiden austauschen zu können, zu merken, dass sie dieselben Problemchen haben und zu lachen, wenn sie erzählt haben, dass ihnen auch schon komische Dinge und Missverständnisse passiert sind. Wir haben jetzt abgemacht, uns regelmäßig zu besuchen, weil es uns so gut getan hat!
Von Links nach Rechts: Camilla, Friederike, Bentje

Die Mama von den beiden, Mama Mwanga, ist übrigens Schneiderin und ich habe fest vor mir bei ihr noch viele Klamotten schneidern zu lassen! Aber die Stoffauswahl ist so schwer, alle sind irgendwie hübsch.

Nunja, das war es erstmal für heute. Ein wenig stolz darauf, ganz allein gereist zu sein, bin ich tatsächlich.
Auch wenn ich so eine Strecke in Berlin vielleicht fast jeden Tag zurücklege.
Alles Liebe an zu Hause, eure Camilla.



Donnerstag, 27. September 2012

der (fast) neue Rucksack

Kurz vor dem Schlafen gehen muss ich Euch noch rasch erzählen, was gerade passiert ist!
Seit einigen Tagen kommt Brenda jeden Abend in mein Zimmer, streicht über meinen Rucksack und fragt mich, ob sie ihn haben kann. Anfangs wusste ich nicht wie ich damit umgehen soll, schließlich will ich hier nicht die reiche Weiße sein, die Sachen verschenkt.
Als ich nachgefragt habe, weshalb sie ihn haben möchte, meinte sie immer bloß, sie bräuchte ihn und er sei schön.
Gestern hat sie mich wieder gefragt und da hab ich einfach mal gefragt, welchen Rucksack sie denn bisher immer nutzt. Daraufhin meinte sie, der wäre blöd und meinen könnte sie viel besser brauchen. (Wohlgemerkt alles auf Kiswahili. Durch meinen beschränkten Wortschatz trat das Gespräch also ziemlich auf der Stelle.)
Heute habe ich sie dann einfach aufgefordert mir ihren Rucksack doch mal zu zeigen, dann könnte ich sehen was an ihm so doof wäre. Und da habe ich sie erst verstanden! Es ging nicht darum, dass mein Rucksack neu und schick war, sondern vor allem darum, dass bei ihrem jede mögliche Schnalle kaputt war, sodass sie den Rucksack nicht mal mehr auf dem Rücken tragen konnte. Also haben Brenda und ich zusammen mit meinem blauen Panzertape, Nadel & Faden und ein bisschen Wolle ihren Rucksack repariert. Zum Schluss haben wir sogar noch mit Panzertape ihren Namen draufgeschrieben. Brenda war so glücklich, ihr könnt es euch nicht vorstellen! 'Meine Tasche ist jetzt die Beste'
So doof das vielleicht klingen mag, ich hatte gerade das erste Mal hier das Gefühl, dass ich jemandem helfen konnte und nicht die unpraktische Deutsche bin, der man erst noch erklären muss, wie man Wäsche mit der Hand wäscht. Brenda ist glücklich und ich bin es umso mehr!
Lala Salama ♥

Nimefurahi


Was für ein schöner Tag!
Zum einen hat heute endlich das Projekt begonnen (naja fast) und zum anderen halte ich ab heute eine tansanische Bankkarte in der Hand – Yeaah!

Heute morgen bin ich, wie eigentlich jeden Morgen, um 7:00 aufgestanden. Ich habe mich angezogen, bin in den Hof gegangen, um mir die Zähne zu putzen, und habe dann gefrühstückt.
Ich liebe das Frühstücken hier. Es ist eine total gemütliche Zeit am Tag. Ich nehme mein Buch, gehe ins Wohnzimmer und da warten dann eine Thermoskanne voll frischer Milch und entweder Mandazi oder Toast auf mich. Mandazi sind süße Teigwaren, ein bisschen wie Krapfen. Vorgestern habe ich mir Kakaopulver gekauft, das macht das Frühstück perfekt. Ich sitze dann also auf der Couch, lese mein Buch und tunke meine Mandazi in Kakao, einfach himmlisch!

Danach bin ich zur Schule gegangen, um zu sehen, ob sich was entwickelt hat, um ehrlich zu sein, war ich nicht so optimistisch. Umso glücklicher war ich, als wir freudig vom stellvertretenden Schulleiter erwartet wurden und er uns sogleich unsere Klassen zugeteilt hat. Ab morgen unterrichte ich die 5b in Kiingereza! Eine total liebe Lehrerin, Innosanta Shayo, hat mir erklärt was bis Dezember noch im Lehrplan steht, mir gezeigt wo im Lehrerzimmer die Lehrbücher stehen, von wo ich mir Übungen organisieren kann und wo der Stundenplan ist, an dem ich ablesen kann wann ich Unterricht gebe. Danach hat sie mich auch gleich der 5b vorgestellt. Ich glaube manche Dinge sind überall auf der Welt gleich. Es wird überall auf der Welt diese drei Jungen geben, die nebeneinander sitzen und bei denen man sofort weiß – die drei nebeneinander, das geht niemals gut! Naja, jedenfalls war die Klasse ganz erfreut, hat mich brav begrüßt und wollte mich überzeugen, heute noch anzufangen mit dem unterrichten, aber da sie eigentlich gerade Mathematik hatten, war ich Unvorbereitete ganz glücklich aus dem Schneider ;)
Als dann die Gastmutter von Melanie mir noch meine neue Bankkarte plus Kontonummer gegeben und die Karte am Automaten tatsächlich funktioniert hat, war der Tag einfach perfekt!

Nachmittags habe ich erneut im Restaurant ausgeholfen - heute ist schon wieder eine Hochzeit !
Es gab wirklich viel zu tun, allerdings saß ich ein bisschen auf Kohlen, weil ich doch unbedingt vorbildlich Unterricht vorbereiten wollte und außerdem ganz schön müde war. Aber es gab so viel zu tun! Um sechs wollte ich gerade sagen, dass ich nun wirklich gehen muss, allerdings fragte mich meine Mutter genau in dem Moment, ob ich nicht Lust hätte, das Essen zu servieren. Das hätte ich tatsächlich gerne gemacht, allerdings musste ich ja wirklich los! Ich konnte ihr das irgendwie nicht so gut erklären, sie hat gelacht und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie auf Kiswahili gesagt hat: 'Kein Problem, bald hast du keine Angst mehr. Wir sehen uns heut Abend.'

Na toll, ich hatte doch keine Angst! Pff. Aber immerhin bin ich noch nach Hause gekommen, bevor es dunkel geworden ist und hab auch gleich noch ein Foto für euch gemacht. Und zwar von meinem zu Hause. Hübsch, nicht wahr?

Bis bald, ich werde von meinen Erfahrungen im Unterrichten erzählen!


Mittwoch, 26. September 2012

Ein wenig enttäuscht..

... war ich heute. Und zwar bin ich heut morgen zusammen mit Melanie zur Schule gelaufen, voller Vorfreude heute endlich einen Stundenplan/Lehrplan/eine Klasse/irgendwas zugeteilt zu bekommen, eingeführt zu werden in den Schulalltag, ich hatte mich einfach wahnsinnig darauf gefreut, dass endlich die Arbeit im Projekt beginnt. Aber Pustekuchen. Als wir in der Schule ankamen, war das Office des Schulleiters leer und im Lehrerzimmer haben sie sich zwar total gefreut uns wiederzusehen, allerdings haben sie uns erzählt, dass letzten Freitag der Großvater vom Schulleiter gestorben ist - pole sana!- und er deshalb nicht in Singida ist, weil er zum Begräbnis nach Moshi gefahren ist. Wir sollten am Mittwoch wiederkommen, um von ihm alles erklärt zu bekommen. Eine besonders liebe Lehrerin hat uns die Enttäuschung wohl allzu sehr angesehen, sie hat uns nämlich mit in ihre erste Klasse genommen, uns vorgestellt und uns ein wenig die Schulanlage gezeigt.
Nunja, Melanie und ich waren aber trotzdem ein bisschen traurig, auch wenn alle in der Schule so lieb zu uns waren. Unsere Arbeit im Projekt hatte sich nun schon mehrfach verschoben, zuerst durch die Examination Days der 7.Klässler, dann durch meine Krankheit und jetzt wieder.
Wir haben versucht, das Beste aus dem Tag zu machen und sind zusammen zum Lake Singida gelaufen, einer der beiden Seen hier. Es war wirklich total entspannend und schön dort, ich glaube es war das erste Mal, das wir alleine waren und wir keine Mzungu-Rufe oder überschwingliche Begrüßungen hörten. Zur Abwechslung auch mal ganz angenehm ;)
Dann wurde es mir allerdings zu heiß und wir sind zu mir nach Hause gelaufen, um uns ins Kühle zu flüchten. Eine unangenehme Vorstellung, dass die momentanen Temperaturen den Winter gerade erst ablösen und es bis Dezember immer heißer werden soll.. Ich habe doch jetzt schon Angst vorm Hitzschlag! 

Naja, zu Hause war es zwar schön und alle waren nett und herzlich wie immer, aber natürlich haben mich alle nach meinem ersten Tag in der Schule gefragt, weil sie ja alle wussten wie sehr ich mich darauf gefreut hatte. Also habe ich acht mal versucht zu erklären, weshalb ich heute noch nicht unterrichten konnte, was schier unmöglich war, mir haben einfach die Vokabeln gefehlt. Die Vokabel 'sterben' ist ja auch nicht schön :(

Achja und was auch noch passiert ist! Ich habe festgestellt, dass meine Bankkarte nicht funktioniert. Jeder der Automaten in Singida teilt mir das selbe mit 'No services available at this moment'. Doof nur, dass 'this moment' nun schon drei Tage lang ist und ich es endgültig nicht mehr auf den Stromausfall schieben kann. Aber ich habe mir schon eine Lösung überlegt (Also bitte keine Panik, Mama).
Ich werde mir bei der Gastmama von Melanie, die bei der Bank arbeitet, ein tansanisches Konto erstellen, sodass es keine Probleme mehr geben sollte. Und bis dahin habe ich ja auch eine liebe Mitfreiwillige, die mir zur Not einen Groschen leihen kann! Außerdem hat es doch auch was schickes.. 'Jaaa, ich und meine vielen Konten.. Eins davon ist übrigens in Afrika' Hihi. :)

Ich möchte aber diesen Eintrag nicht so negativ belastet beenden, deshalb hänge ich zum Schluss noch ein Foto von dem niedlichsten Baby der Welt an, meine kleinste Gastschwester Madita. Madita ist zum fressen! Wenn man sie sieht, möchte man immer ihre kleinen specklgen Füßge knautschen, ihr über den weichen Haarflaum streicheln und sie mit Grimassen oder Singen zum Lachen bringen. Wirklich ein süßer Fratz! Hier sitzt sie gerade auf meinem Bett, spielt mit meinen Kopfhörern und ist ganz gebannt vom Blitz meiner Kamera.



Madita

Montag, 24. September 2012

Liebe Grüße nach Deutschland

Dieses Bild ist von gestern Abend, Mkunde und Angel wollten es unbedingt aufnehmen, damit ich es auf meinen Blog posten kann. Die beiden meinten, dann könntet ihr alle sehen, dass es mir gut geht und außerdem wollten sie meine Familie und meine Freunde auf diesem Weg grüßen.
Ich glaube aber vor allem, dass sie meine Kamera ausprobieren wollten und ziemlich stolz auf das Foto sind, also würdigt es ! ;)
Gestern Abend konnte ich es nicht mehr hochladen, weil mal wieder Stromausfall war und mein Computer Strom brauchte, deshalb jetzt verspätet.
Das Internet hier ist wirklich nicht so der Brüller, ich habe jetzt mal an meine Vorfreiwillige geschrieben, wie die das gelöst hat, bei ihr gab es nämlich auch anfangs Probleme, aber dann nicht mehr.. Mal sehen, sobald ich an mein Mailpostfach komme, gebe ich Bescheid !
Bis Bald, eure Camilla (die schon ein kleines bisschen braun geworden ist!)


Samstag, 22. September 2012

Arbeit im Guesthouse

Gestern habe ich wieder im Restaurant ausgeholfen, dort war nämlich eine Hochzeit. Den ganzen Tag herrschte Hochbetrieb, alles wuselte und machte, ich hab Servietten gefaltet, Stühle geputzt, Gemüse geschnitten und Knoblauch geschält. Vor allem Knoblauch geschält. Eieiei, so viel Knoblauch habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen. Ich habe bestimmt die Zehen von 5 Knollen geschält! Ich hatte ein wenig Angst, das meine Hände noch mit 90 nach Knoblauch riechen und den ganzen Tag lang hat alles, was ich gegessen habe, ein wenig würziger als sonst geschmeckt, aber heute ist es zum Glück fast wieder weg, ich habe nämlich zusammen mit Brende die Wäsche gewaschen und das Waschmittel ist ziemlich aggressiv.
Dann wurden gestern noch zwei Hühner getötet, während ich in der Küche war, das war irgendwie traurig, aber dann doch nicht so schlimm wie ich gedacht hätte. Ich musste zwar ein,zweimal tief durchatmen, aber später am Tag habe ich sogar ein bisschen beim rupfen geholfen!
Abends kamen dann die Gäste, ohh und die Braut sah sooo schön aus! Vizuri sana! Ein DJ hat unverhältnismäßig laut Musik aufgelegt und alle haben getanzt, gegessen und gelacht! Es war echt richtig schön, aber ich hatte das erste Mal ein kleines bisschen Heimweh.
Außerdem war gestern Abend der erste Stromausfall, die Hochzeitsbeleuchtung war an große Batterien angeschlossen, aber zu Hause hatten wir nur Taschenlampen und Kerzen, was aber irgendwie total gemütlich war! Nur das Duschen ohne Licht war wirklich unheimlich, in der Dunkelheit kommt das ganze Getier heraus, habe gestern auch meinen ersten doch etwas sehr viel größeren Käfer entdeckt und habe mich dann beim Waschen extra beeilt.
Ansonsten ist weiterhin alles fein, ich hätte bloß Lust auf eine Scheibe Gouda - Mhhh. 

Donnerstag, 20. September 2012

Ein paar Fotos

 Wazungu kwa Ujerumani (Die Weißen aus Deutschland)
Lucia, Brenda und Farida in meinem Zimmer

mein supergemütliches kleines Reich

Nimeshiba Sana Sana! (Ich bin sehr satt)


Habari za jioni!
Ich sitze gerade mit Farida und Lucia in der Küche und warte darauf, dass mein Wasser zum duschen warm ist, es hängt gerade über der Feuerstelle.
Heute war ein seeehr langer Tag!
Nachdem ich Montag nach dem vielen Essen wie tot ins Bett gefallen bin, wollten Melanie und ich am Dienstag zum ersten Mal in die Schule gehen. Wir konnten allerdings noch nicht unterrichten, da momentan sogenannte Examination-Days in den Grundschulen sind, das sind Abschlusstests für die 7. Klässler. Bestehen sie, dürfen sie auf die Secondaryschool, bestehen sie nicht, dürfen sie nicht weiter zur Schule und müssen sich etwas anderes suchen, eine Arbeit, die keine Secondaryschool erfordert.

Jedenfalls war ich mit Melanie verabredet und wollte in meinem Nyumbani (zu Hause) auf sie warten, allerdings wollte meine Gastmutter mich in den Haushalt einbinden, weil ich sie darum gebeten hatte. Zuerst durfte ich fegen, was sehr zur Belustigung der Hausmädchen beigetragen hat, da ich mich offensichtlich total bescheuert angestellt habe. Die Besen hier haben nämlich keine schönen langen Stiele, sondern sind kurz und man muss sich sehr bücken, um damit den Boden zu erreichen. Naja, wirklich geholfen habe ich nicht, aber alle haben sich gefreut!
Danach sollte ich mit Helena, einem der Hausmädchen, mitgehen, um etwas zu tun, allerdings war ich mir nicht wirklich sicher, was ich tun sollte.. Ich dachte wir gehen zum Takataka (Müll) verbrennen. Ja, hier gibt es nicht wirklich Mülleimer, die Schmutzfinken schmeißen ihren Müll einfach auf die Straße, die sauberen Leute, so wie meine Familie, schmeißen ihren Müll entweder in einen der eher seltenen Mülleimer oder verbrennen ihn in Plastiktüten auf der Straße. In den Großstädten gibt es mehr Mülleimer, das muss sich in den ländlicheren Regionen noch mehr durchsetzen.
Jedenfalls bin ich ganz blauäugig mit Helena mitgelatscht ohne irgendetwas zu verstehen. Und wir gehen immer weiter und weiter und weiter und ich habe mich schon gewundert, wieso der Müll soweit weg von daheim verbrannt wird, bis wir schließlich im Restaurant meiner Familie stehen und Helena mir zeigt, wie man den Wali (Reis) sauber macht. Meiner Familie gehören nämlich zwei Shops in der Stadt, die alles von Schreibheften über Sabuni (Seife) bis hin zu Süßigkeiten (Achtung - SEHR Süß!) verkaufen. Außerdem haben sie besagtes Restaurant, was auch gleichzeitig ein Hotel ist. Also habe ich dort Helena ganz zufrieden geholfen den Reis zu säubern, habe mich gefreut neue Worte auf Kiswahili zu lernen (zB 'kisu' - Das Messer), bis mir irgendwann eingefallen ist 'Oh neiiin, Melanie wollte ja zu mir nach Hause kommen, sie spricht kein Kiswahili und meine Familie spricht kein Kiingereza (Englisch)' Ich bin also schon total im Afrikani-Style 'pole,pole hamna shida' (langsam,langsam kein Problem) und habe total verplant, dass ich eine Verabredung hatte - Pole Sana, Melanie! (Tut mir sehr leid, Melanie!)
Naja, Melanie hat mich dank Brenda, meiner Gastschwester, trotzdem gefunden, weil Brenda ein wenig Englisch kann. Zum Glück!!

In der Schule angekommen, haben wir zuerst dem Schulleiter Hallo gesagt, er kann sehr gut Englisch, die Verständigung war also gar kein Problem! Wir wurden dann dem weiteren Kollegium vorgestellt, alle haben sich total gefreut, dass wir da waren!
Wir haben dann versucht beim Kochen zu helfen, obwohl wir wahrscheinlich viel zu langsam waren und sie ohne uns schneller gewesen wären, weil man uns alles extra erklären musste, aber sie haben sich gefreut und mit uns über unsere Fehler gelacht :)
Als die Kinder Mittagspause hatten, waren sie total aufgeregt zwei neue Amreis zu sehen. (Amrei war die Freiwillige vor mir und Melanie). Sie haben gefragt wie ich heiße (Unaitwa nani? = Wie wirst du genannt?) (Antwort: Ninaitwa Camilla). Als sie meinen Namen wussten, hat man auf dem ganzen Schulhof gehört 'Camilla shabani, Camilla shabani!' ('Sie heißt Camilla, sie heißt Camilla'. Ein paar besonders mutige haben sich auch getraut länger mit mir zu reden, wie sie heißen, wie alt sie sind, undundund.

Es war super schön die Kinder das erste mal zu sehen!
Leider wurde mir dann ziemlich plötzlich ziemlich schlimm übel, sodass ich mich so schnell wie möglich verabschieden musste und nach Hause gegangen bin - ich hatte meinen ersten Magendarmvirus! Das Essen hier ist nämlich sehr lecker, aber wie gesagt, man bekommt Massen aufgetischt und alles ist sehr fettig! Den Rest des gestrigen Tages lag ich also im Bett und hab versucht zu schlafen, musste aber eigentlich alle 5 Minuten aufs Choo (Klo) rennen und mich übergeben :(
Meine Gastfamilie war super besorgt und hat mir gleich doppelt so viel Essen ans Bett gebracht, denn hier ist die Regel: Je mehr rauskommt, desto mehr muss rein! Ich habe versucht ihnen zu erklären, dass die Wajerumanis (Deutschen) das genau anders rum machen, aber das haben sie erst mit Richards Hilfe verstanden.
Heute morgen war ich dann mit Richard beim Daktari (Arzt), um mich auf Malaria zu testen, da ich auch Fieber hatte und schon ein paar Mückenstiche hab.
Also hat der Daktari mit einem kleinen Messer meinen Finger aufgeritzt, mir so Blut abgenommen und eine halbe Stunde später wussten wir: KEIN Malaria! Den Tag über ging es mir immer besser und besser, ich war in meinem Zimmer, hab Besuch von Farida,Brenda,Mkunde und Lucia bekommen, mit ihnen Musik auf meinem Computer gehört, ihnen UNO beigebracht undundund:)
Heute nachmittag ging es mir wieder so gut, dass ich Melanies Nyumba (Haus) besuchen konnte und ihre Familie kennengelernt habe. Danach bin ich noch in unserem Restaurant vorbei und habe in der Küche ausgeholfen, da morgen eine große Veranstaltung ist und heute noch viel vorbereitet werden musste. Die Köchinnen Moshi, Fastina (oder so..), Agnes und Helena (eins unserer Hausmädchen) haben sich total über meine diletantische Hilfe gefreut und mir alle möglichen Worte auf Kiswahili gesagt und bei jedem meiner Versuche sie nachzusprachen wamechecka (gelacht). Es war superschön, irgendwann kam noch meine Gastmama dazu und hat auch mitgeholfen. Dann habe ich MAL WIEDER was zu Essen bekommen, diesmal Ugali mit Hühnerherzen oder so glaube ich jedenfalls.. Ich habe aber noch einmal gesagt, dass deutsche Frauen nur schön sind, wenn sie dünn sind und dass ich schön sein möchte und schon sehr satt bin und da haben sie ganz doll gelacht und ich durfte wenig essen ;)
Ahh jetzt ist mein maji (Wasser) zum duschen fertig, ich mach mich jetzt frisch und geh dann schlafen!

Lala salama! (Schlaf gut)



p.s. An alle, die versuchen mir mails zu schicken: Mein mailprogramm klappt bisher noch nicht! Mama und Papa, falls ihr das lest: Schickt doch allen Verwandten und Freunden bitte den Link zu meinem Blog! Asanta Sana!

Endlich angekommen !


Hamjambo! Habari za nyumbani?
Ich bin jetzt eine knappe Woche in Tansania und es gibt so viel zu berichten!
Am Freitag ging es los, von Berlin nach Frankfurt, von Frankfurt nach Doha, von Doha nach Daressalaam Airport und von dort zum Kilimanjaro Airport (inzwischen war Samstag Nachmittag).  Ein kleiner schöner Flughafen mit vielen Blümchen und freundlichem Personal. Hier sind wir von Richard und Peter, unseren einheimischen Mentoren, abgeholt worden. Ganz lieb, jeder hat rote Stoffrosen geschenkt bekommen und wir wurden herzlich begrüßt!
Mit ihnen sind wir nach Arusha gefahren, die nächste größere Stadt, und haben dort von Samstag bis Montag übernachtet. Wir sind insgesamt neun Freiwillige in Tansania. Nina und Kathrin in Bukoba, am Viktoria Lake, sie sind schon einige Zeit vor uns angekommen. Dann gibt es noch Becci, die ihr Projekt in Moshi hat, Pia und Julia, die in einem Dorf sind, das Mwanga heißt, Friederike und Bentje in Iguguno und schließlich Melanie und ich in Singida. Die Aufgabe für die nächsten Tage war also, uns alle sicher in unseren Projekten abzuliefern. Während wir den Sonntag noch in Arusha verbracht haben, haben Peter und Richard Becci nach Moshi gebracht, also waren wir das erste mal 'ganz allein' in Tansania!
Sehr aufregend, Julia und ich hatten sofort das erste Erfolgserlebnis, als wir es geschafft haben, alleine Geld zu wechseln, da kaum einer Englisch spricht, und wenn, dann nur die Standardfloskeln (Hey welcome to Tanzania!, How are you?, Good evening!, Hello; alles wild durcheinander gemixt :) ). Vom tansanischen Essen waren wir alle begeistert, viel Reis mit Gemüse, alles sehr gut gewürzt, aber riiiesige Portionen! Und die Früchte hier - Mhhh ein Traum, ich hatte das Gefühl noch nie Früchte probiert zu haben!!
Am Montag ging es dann endlich nach Singida. Arusha war zwar schön, aber sehr anonym und aus dem Koffer leben, hat einem nicht wirklich das Gefühl gegeben, zu Hause zu sein. Deshalb habe ich mich total gefreut, als ich bei meiner Gastfamilie ankam und mein Zimmer beziehen konnte. Ein kleiner Raum mit zwei Betten, IKEA-Hängeregalen von meiner Vorfreiwilligen, einer Kommode, einem Spiegel und einem Fenster mit Gardinen und Moskitonetz davor. Total gemütlich, ich habe mich gleich wohl gefühlt. Meine Tür und mein Fenster sind blau angestrichen und mein Bettlaken ist mit Winniepooh-Muster, voll süß!
Meine Gastfamilie besteht aus den watoto (Kindern) Madita (7 Monate), Mkunde (ich schätze 6-7), Angel (11), Brenda (13) und den Hausmädchen Farida, Helena und Lucia. Eigentlich habe ich wohl noch zwei Gastbrüder und eine Gastschwester, aber die sind im Internat oder schon zu Hause ausgezogen, um ehrlich zu sein, habe ich das mit meinem gebrochenen Kiswahili nicht 100% verstanden. Meine Gasteltern sprechen nämlich ungefähr so viel Englisch wie ich Kiswahili ;)
Mein Baba heißt Edwin und meine Mama Maria, obwohl man sie auch Mama Mkunde/Madita/Angel/Brenda/.. nennen kann (also Mama und dann den Namen eines ihrer Kinder einfügen).
Sie haben sich alle total gefreut, dass ich da bin und jedes meiner Worte auf Kiswahili freut sie sehr, sie helfen mir auch neue Vokabeln zu lernen und verbessern mich in meiner Grammatik. 
Abends haben wir alle gemeinsam gegessen, und zwar ordentlich. Zuerst saß ich mit meinem Baba im Wohnzimmer, wir haben versucht uns zu unterhalten und mussten dabei viel lachen, da einige Missverstädnisse aufkamen, aber es war sehr lustig! Dann hat Farida uns Essen gebracht, es gab eine Art Porridge mit Milch, aber leckeren!! Porridge, ich glaube es war ein spezielles Getreide. Nach einer Tasse davon war ich satt, aber da ich ja gelernt habe, dass es höflich ist, sich nachzunehmen, habe ich mir brav eine zweite Tasse genommen. Danach war ich zum platzen voll und wollte mich gerade zum kulala (schlafen) verabschieden, als die ganze Familie ins Zimmer kam, meine Mama hat bis dahin gearbeitet, und die Hausmädchen drei riiiiesige Töpfe hereinbrachten. Wirklich, so große Töpfe habe ich noch nie gesehen! Einer voll Reis mit Gemüse, der andere voll mit Gewürzreis, der letzte voll mit Pasta mit Tomatensauße. Die Gastmutter hat auch gleich einen Teller genommen und aus jedem der Töpfe so viel auf den Teller gehäuft, dass eine ganze Fußballmannschaft davon satt geworden wäre. Diesen Teller hat sie mir lächelnd hingehalten und 'karibu chakula' gesagt (sowas wie 'guten Appetit').
Obwohl ich wirklich wirklich schon satt war, habe ich versucht ein wenig davon zu essen, es war auch wirklich sehr lecker, aber ich war SO VOLL!!
Nach ca einem Viertel meiner Portion habe ich angefangen mit 'Chakula ni kitamu, lakini nimeshiba sana' (Das Essen ist sehr lecker, aber ich bin sehr satt). Hat meine Gastfamilie überhaupt nicht beeindruckt. Sie haben gelacht und meinten die Wajerumanis (Deutschen) würden immer nur kidogo sana (sehr wenig) essen, aber jetzt sei ich in Tansania und da esse man viel! Meine Gastmutter hat sich auf ihren runden Bauch geklopft und meinte, tansanische Frauen sollten so aussehen und da ich jetzt ihre Tochter sei, sollte ich auch so aussehen! Als ich versucht habe zu erklären, dass meine Mama und mein mchumba (Freund) mich dann nicht mehr lieb haben, haben sie noch mehr gelacht und gesagt, dass ich mir dann eben einen Freund in Tansania suchen soll - Na toll, ich war sehr erfolgreich!
Ich musste dann allerdings nicht alles essen, aber noch einige Späße über mich ergehen lassen..'du isst wie ein Kind' und solche sachen.. hahaha, sehr witzig!
Danach bin ich wie tot in mein Bettchen gefallen, ich habe es gerade noch geschafft, mein Moskitonetz um mich zu wickeln. :)



Donnerstag, 13. September 2012

The Danger of the Single Story

Was mir grade beim Packen noch eingefallen ist - Auf dem Seminar in Bonn hatten wir eine Einheit, in der es darum ging, dass wir Freiwilligen durch unseren Blog, unsere Emails und Fotos Vermittler einer Vorstellung über das jeweilige Land sind. Deshalb möchte ich hier noch einmal betonen, dass ich natürlich nur von meinen eigenen Eindrücken erzählen kann und meine Erlebnisse nicht auf das ganze Land zutreffen. Auf dem Seminar haben wir dazu ein tolles Video gesehen, was ihr euch jetzt hier ansehen könnt.



Mittwoch, 12. September 2012

Karte von Tansania

Soo langsam wirds ernst! Am Freitag geht es los, ich freu mich total und bin sehr aufgeregt!

Zur Orientierung hier mal eine Karte von Tansania, beim rosa X ist Singida :)