Donnerstag, 27. Dezember 2012

Arbeit im Haushalt

Davon muss ich auf jeden Fall auch berichten. Es sind zwar die gleichen Dinge wie in Deutschland kochen,putzen,waschen, aber es ist doch mit wesentlich mehr Arbeit verbunden als in Deutschland. Und hier hat mir noch keine Hausfrau ihr Leid geklagt!

Wovon immer alles abhängt ist die entscheidende Frage: Tuna maji?(Haben wir Wasser?)
Und in letzter Zeit war die Antwort leider leider meistens: Hamna maji! Und ohne Wasser ist man aufgeschmissen. Eigentlich logisch, doch wenn es immer so selbstverständlich aus dem Wasserhahn sprudelt, vergisst man manchmal wieviel man tatsächlich benötigt.
Wir holen unser Wasser immer aus unserem Guesthouse, das fünf Minuten entfernt ist. Dort haben wir einen Anschluss zum Grundwasser.
Mit einem großen Handkarren und 10 leeren Kanistern gehts los, der Weg ist natürlich nicht eben, geschweige denn geteert, sondern sandig und hügelig, sodass man schon mit einem leeren Karren des Öfteren auf Abwege kommt. Sind dann alle Kanister gefüllt, gehts wieder zurück und das ist echt ein Meisterstück an Arbeit - aber auch immer ziemlich lustig! Wenn wir nur geringe Mengen an Wasser benötigen, tragen Helena und Brenda die Wassereimer auf dem Kopf. Ich habe ihnen das Versprechen abgenommen, mir das beizubringen, aber bisher steht es mit meinem Tragevermögen noch nicht zum Besten.
Ja, so bekommen wir normalerweise Wasser. Aber was tun, wenn die Rohre mal wieder kaputt sind oder es einfach kein Wasser gibt, weil sogut wie die ganze Stadt ausgetrocknet ist? Tja, ich muss sagen, dann ist es meistens ein echt nerviger Tag. Alles verschiebt sich nach hinten, bis mein Vater schließlich den Laden geschlossen hat und mit seinem Auto zwei volle Wassertonnen bringt oder Leute organisiert sind, die uns Wasser gegen teures Geld nach Hause bringen(was dann meistens immernoch zu wenig ist). Das heißt erst ab zehn kann begonnen werden mit duschen, eventuell noch Klamotten waschen (wenn man zB am nächsten Tag verreisen will) und kochen - was über der offenen Feuerstelle ja sowieso länger dauert. Da braucht man dann schon sehr viel Geduld oder wie Frieda und ich es nennen, unsere 'innere Ausgeglichenheit', um ruhig zu bleiben.

Beim Kochen besteht meine Aufgabe meistens darin den Reiszu sortieren, daman den ja in Säcke kauft und zwischen den Körnern oft noch kleine Steinchen und anderes Gezeug sind, die man nicht auf seinem Teller haben möchte. Des weiteren trauen sie mir inwischen zu so gut wie alles zu schnippeln, nur bei den Kochbananen schauen sie mir noch auf die Finger, da schneidet mansich nämlich leicht. Und den Uji, den Getreidebrei, den es fast jeden Abend gibt (sehr lecker!), den darf ich unter Aufsicht auch schon rühren.
Was ich beim Kochen so bemerkenswert finde, ist die Tatsache,dass wir hier komplett von der Hand in den Mund leben: Jeden Mittag gehen die Hausmädchen auf den Markt und kaufen das Gemüse für den Mittagsugali, das dann sofort zubereitet wird, und am späten Nachmittag gehts wieder los, um die Beilagen für das Abendessen zu kaufen, die dann auch sofort zubereitet werden. Eigentlich logisch, wenn man keinen Kühlschrank hat - lagern geht bei der Hitze eben nicht! Es macht den täglichen Arbeitsaufwand aber doch um einiges größer.

Putzen tue ich hier, wie noch nie in meinem Leben. Jeden zweiten Tag fege ich mein Zimmer aus, weil es hier einfach so saustaubig ist, und ich habe es jetzt auch schon mehrfach gewischt. Achja und der Besen ist natürlich kein europäischer, so wie wir ihn kennen, sondern einfach ein Bündel zusammengebundener Zweige - da kommt Freude auf! Und der ewige singidanische Wind arbeitet immer gegen einen, kaum ist die Staubfluse auf den Hof gefegt, kommt sie wieder reingeweht..

Und schließlich das Waschen ohne Waschmaschine: Man nehme zwei große Plastikschüsseln und fülle beide mit Wasser. Zu der einen gebe man eine Hand von der körnigen Seife hinzu, die hier für alles gebraucht wird, egal ob Klamotten, Hände oder Geschirr. Und dann wird die Kleidung mit Hand geschrubbt was das Zeug hält (ich sehe von Wäsche zu Wäsche wie meine Shirts dünner werden), ausgewrungen und in der zweiten ausgewaschen und erneut ausgewrungen. Bei Bedarf kann man das Auswaschen in einer dritten Schüssel wiederholen. Da die Schüsseln auf dem Boden stehen und man selbst nicht sitzt, kamm das ganz schön auf den Rücken gehen. Habe mir aber meinen Waschstuhl eingerichtet , der zwar für unnötig befunden, aber akzeptiert wurde.:) Zum Glück hab ich beim Waschen meist fleißige Helferinnen, am liebsten geht mir Angel dabei zur Hand. Während ich ein Teil wasche, schafft sie vier und nimmt mir meins dann meistens noch kopfschüttelnd aus der Hand, weil ich zu ungeschickt bin..Ja, sie ist 11!

All diese Sachen waren mir anfangs so unwahrscheinlich fremd und jetzt gehören sie zu meinem Alltag - trotzdem glaube ich, dass ich daheim in Deutschland das Gefühl haben werde Waschmaschine und Gasherd wären nie weg gewesen.

Usiku mwema
Die Fotos zeigen mich beim Reis sortieren und Uji kochen, außerdem einen Waschbehälter (nach der Wäsche), wo man im Hintergrund auch einen unserer 'Besen' sehen kann.
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Mittwoch, 26. Dezember 2012

Frohe Weihnachten!

Ja, ein Weihnachtsfest im Kreise der tansanischen Familie, wie ist das?
Bei Familie Ngure ist es wirklich schön.

Am 24. bin ich nachmittags wieder zu Hause angekommen, mit Abschiedsschmerz von Ferien und den verbundenen Freiheiten im Gepäck, und Frieda und ich hatten beide ein wenig Angst, dass jetzt zu Hause an Weihnachten der Kulturschock einsetzt.
Aber die Sorgen waren unbegründet. Gleich auf dem Busbahnhof haben wir zwar gemerkt, dass wir wieder auf dem Land, die Menschen ärmer als in der Großstadt und wir wieder die Hauptattraktion sind -Frieda wurde auch gleich von einem Betrunkenen begrüßt und freudig umarmt -   aber trotzdem war ich froh, wieder zu Hause zu sein, und ja, Singida hat sich tatsächlich wie zu Hause angefühlt. Verrückt, oder?

In der Familie angekommen, hat man von Weihnachten noch nicht viel gemerkt, alle sind ihren normalen Tätigkeiten nachgegangen.
Bevor Frieda nach Iguguno ist haben wir dann noch eine Minibescherung mit unseren Weihnachtspäckchen aus Deutschland gemacht - besonders beglückt hat mich eine Salami, Frieda hatte ein paar echt scharfe Tütensuppen dabei.. Was hier so zum Luxus wird:)

Gegen 11 Uhr Abends sind wir dann in die Kirche gegangen, wie immer waren wir zu spät. An Heiligabend hat der Kirchgang hier aber offensichtlich für die Jugendlichen noch eine ganz andere Bedeutung als das Gedenken an die Geburt Christi: Da die Kirche zum Bersten voll ist, bleibt die Jugend freiwillig draußen, tauscht Neuigkeiten aus, trinkt heimlich Konyagi und/oder man trifft sich mit dem Liebsten wie unser eines Hausmädchen. War wirklich sehr lustig, auch wenn ich von der Busfahrt und dem Abschiedsabend in Daressalaam so müde war, dass ich mich heimlich nach der warmen Kirche und einem Sitzplatz gesehnt habe. Aber ich habe - wie kann es hier anders sein - viele neue Bekanntschaften geschlossen und so unter anderem auch erfahren, dass letzte Woche unser singidanisches Kiboko (Nilpferd) getötet wurde, weil es die Felder der Bauern in der Nähe des Sees zerstört hat. Dabei wollte ich es mir doch unbedingt noch ansehen!
Pole, kiboko!

Nach der Kirche gings dann flink ins Bett und richtig Weihnachten begann eigentlich erst am 25. los.
Den ganzen Vormittag habe ich beim Kochen geholfen für das Festmahl am Nachmittag: Es gab Wali (Reis), Pilau, Chipsis, Kuku (Huhn), Ngombe (Rind), zwei verschiedene Soßen, Kraut- und Tomatensalat und Avocado. Dazu Soda und, was wirklich etwas besonderes ist, gekauftes Wasser und kein abgekochtes. War ziemlich köstlich! Beim Essen haben wir Musik gehört, Mama hat sogar ein bisschen getanzt und wenn sie gerufen hat 'chakula ni kitamu au baya?' haben alle ausgelassen im Chor 'kiitaaamuuu' gerufen. (~Ist das Essen lecker oder schlecht? - 
Leeeeckeer!)
Danach war es dann ein bisschen traurig. Es ist hier üblich, dass man am Nachmittag des 25. alle seine Lieben besucht, sich mit Freunden trifft, etc. Also sind alle losgestiefelt, um irgendjemanden zu besuchen, und ich bin zwar mit zu Bibi (Oma) und Mama Maria (eine Frau, die in unserem Guesthouse arbeitet), aber da ist mir eben aufgefallen, dass alle Leute, die ich jetzt gerne besuchen würde, ziemlich weit weg sind. Mein Cousin Hilary, der zur Zeit bei uns wohnt, war dann aber ziemlich rührend und hat mich mit in die Stadt genommen, weil er gemerkt hat, dass ich Heimweh hab. Er habe auch welches, schließlich sei er ja auch nicht bei seinen Eltern und ich solle mir keine Gedanken machen. Ziemlich goldig! Wir haben dann zusammen Soda getrunken und es war wirklich ein schöner Abend! Als wir wieder heimkamen, war Mama aber immernoch in Partystimmung und wollte weiterziehen zu den nächsten Freunden. Wir sind also mit und überall herrschte so eine ausgelassene Stimmung und Festtagsfreude, da musste ich einfach wieder gute Laune haben!
Habe da übrigens auch den Alkohol probiert, der für den Stamm meiner Eltern typisch ist (der Stamm heißt Chagga). War richtig eklig.
Zum Verhängnis wurde mir wie immer das Essen: Bei jedem Besuch muss man auch das Essen der jeweiligen Familie 'probieren' (=Portionen für Jungs im Wachstumsschub), sonst ist man unhöflich. Das Essen war zwar überall mindestens so gut wie bei uns, wenn nicht sogar noch besser, aber ich konnte einfach nicht mehr! Ich glaube, dass ich gestern so viel gegessen habe wie sonst in einer ganzen Weihnachtswoche. Und ich als die Weiße habe ja immer noch extra Portionen bekommen! Gegen 23Uhr waren wir schließlich wieder zu Hause und vollgefressen wie noch nie habe ich mich in mein Bett gerollt. Aber ich weiß, dass ich mir jetzt wenigstens von Hilary nie wieder anhören muss, ich würde zu wenig essen, er hat nämlich genauso gelitten wie ich.;)

Heute am 2. Weihnachtsfeiertag herrscht eigentlich Alltagsstimmung. Hab endlich meine Reisetasche ausgepackt und alles mal gewaschen, die anderen sind arbeiten oder räumen den Hof auf. Heute abend gehen wir alle zusammen aufs Shamba (Feld) und machen irgendwas mit Mais, ob es ernten oder sähen ist, dazu hat mein Kiswahili nicht gereicht.

Alles in allem sind es schöne Tage, auch wenn ich nicht unbedingt darauf kommen würde, dass es Weihnachten ist, wenn ich es nicht wüsste.

Einen besinnlichen 2. Weihnachtsfeiertag euch allen!

Eure Camilla


Auf den Fotos seht ihr unser Festessen; dann Erick, Evaristis Rücken und mich mit vollem Bauch; Justo, leider sehr verschwommen über seiner 3. Portion (man beachte wie voll der Teller ist!!!) und Hilary, der partout den Zahnstocher nicht aus dem Mund nehmen wollte..;)

Freitag, 14. Dezember 2012

Gruß aus dem Paradies

Keine Panik, mir geht es gut! Mache gerade Strandurlaub und nein, die Insel ist nicht gefährlich, im Gegenteil so hilfsbereit und unaufdringlich sind die Leute bisher selten gewesen!
Werde genaueres schildern, wenn wieder mehr Internet vorhanden ist!

Vermisse trotz allem Schokoweihnachtsmann und Schnee.

Alles Liebe, tutaonana!

Camilla

Montag, 3. Dezember 2012

Likizo ni bado kidogo!

Zeugnisse, ja die gibt es jetzt bald für die fleißigen Schüler der Ipembe Primary School. Vom 26.11.-28.11. waren Examination-Days, in denen die Schüler in jedem Fach ihre Abschlussprüfung geschrieben haben, die dann auch ihre Endnote darstellt. Es gibt für die Lehrer die Möglichkeit, diese Note je nach Schüler noch anzugleichen, aber ich habe das Gefühl, dass das die wenigsten in Anspruch nehmen. Ich ärger mich immernoch ein wenig, dass ich durch meine Krankheit den Test für meime Klasse nicht selbst konzipieren konnte und er deshalb meiner Meinung nach ein bisschen ungeeignet war. Aufgabe 1-25 waren nur Grammatikaufgaben zu den verschiedenen Zeitformen - wo meine Kinder doch gerade erst 'please Madame, may I go to the toilet?' gelernt haben - und dafür haben wir 2 Monate gebraucht!
Naja, jedenfalls ist der Test dann doch für tansanische Verhältnisse im Fach Englisch recht gut ausgefallen, fast alle aus meiner Klasse hatten über 40%! Und sie waren auch besser als ihre Nachbarklasse, die 5a. Hihi:)
Was mir in den Tagen aufgefallen ist, wieviel Papierkram man als Lehrer zu erledigen hat, wenn man keinen Computer besitzt. Man kann die verschiedenen Ergebnisse nicht mal eben in die vorgefertigte Word-Tabelle eingeben, nein! Jede Tabelle muss mit Hand gezeichnet werden, meist auf Blankopapier. Dann gibt es eine Tabelle pro Klasse, eine pro Klassenstufe und nochmal eine, die auch die angeglichenen Noten enthält. Und diese Ergebnisse überträgt man dann endlich, natürlich auch handschriftlich, in die Zeugnismappen der Schüler. Aufgeschrieben werden dort die angepasste Endnote, das Ergebnis der Abschlussprüfung in % und der Rang, den der Schüler in seiner Klassenstufe mit seinem Ergebnis erreicht hat.(Im Fach Englisch wird Platz eins von meiner Schülerin Violeth belegt - mit 70%..)
Auch lustig während der Prüfungstage waren die Aufsichten über die Prüfungen. Ich habe meistens Mwalimu (=Lehrer) Manyoya (oder so..) begleitet. Ihre Art des Aufpassens war entweder draußen zu telefonieren oder zu schlafen. Da ich aber nunmal selbst gerade erst  aus der Schule raus bin, sind mir sämtliche Spicktricks noch recht gut im Gedächtnis und ich habe sage und schreibe insgesamt 5 Spicker und 6 Zettelchen, auf denen Fragen für den Nachbarn formuliert sind, eingesammelt. Habe die Schüler aber nicht bei ihrer Lehrerin verpetzt. Sie waren eh so schockiert, dass sie überhaupt erwischt wurden, dass sie danach ganz fleißig weitergearbeitet haben. Einem Mädchen war es so peinlich, dass sie seitdem immer hysterisch kichert, wenn sie mich sieht!:)
Ja, so geht ein Schuljahr rum. Gestern war 1. Advent? Nein, davon bekommen wir hier nichts mit - Hier beginnen nächste Woche die Sommerferien!

Usiku mwema,

Teacher Kamiila


PS
Ab Samstag bin ich übrigens verreist: Es geht mit Frieda nach Pemba! Ich empfehle euch, euch die GoogleBilder anzusehen, um vor Neid zu erblassen im kalten Ujerumani! 2 Wochen Strand, schnorcheln, Ananas unter Palmen essen und natürlich - haha - Sonne satt!

Mittwoch, 28. November 2012

Früchtetraum

Jedes mal, wenn ich auf dem Markt Früchte gekauft habe, schwebe ich beim Verzehr im siebten Himmel.
Egal, was es ist, von der einfachen Banane über Orange und Mango bis hin zur Ananas, einfach alles schmeckt hier besser und man hat das Gefühl, es vorher noch nie gekostet zu haben.
Und eine besondere Entdeckung waren die Passionsfrüchte. Da man mit der oft schrumpeligen, harten und wenig ansehnlichen Schale nichts anfangen konnte, ließ man sie zuerst und in ignorantem Irrglauben links liegen. Glücklicherweise haben wir sie dann doch einmal gekauft und festgestellt, wie himmlisch sie sind.
Ihr in Deutschland habt vielleicht Schnee und Plätzchen, aber momentan bin ich mir nicht sicher, ob ich das gegen meine Sonne und Passionsfrüchte tauschen möchte.:)

Montag, 26. November 2012

Eine Busfahrt, die ist lustig..

Hachja, das ist sie tatsächlich.
Ist doch klar, dass das Daladala keine feste Haltestelle hat.
Abfahrtszeiten? Pah, ist doch logisch, dass man fährt, wenn der Kleinbus voll ist, sonst würde es sich doch nicht lohnen!
Auch normal ist es, dass sie jedes Mal versuchen das Ticket für 3000 Shilling zu verkaufen, obwohl du genau weißt, dass es 2000 Shilling kostet. Und dann die Euphorie, wenn gemerkt wird, dass der Mzungu Kiswahili spricht - da verzichten sie dann gern auf die 1000 Shilling extra, denn jetzt können Fahrer und Ticketverkäufer mich ja fragen, ob ich verheiratet bin, schon Kinder habe und ob wir uns nicht irgendwann mal treffen wollen, weil wir ja alle Kinder dieser Erde sind und so ein tansanischer Freund, das habe doch etwas.
Alles Dinge, die ich schon ganz routiniert handhabe, nichts neues mehr, liebgewonnener Alltag quasi.

Aber meine letzte Rückfahrt von Iguguno war dann doch besonders. Erst einmal war die Fahr um 500 Shilling teurer. Da ich aber gesehen habe, dass alle diesen Aufpreis zahlen mussten, habe ich mich meinem Schicksal gefügt. Außerdem sind wir losgefahren, obwohl ich noch die ganze  Rückbank für mich alleine hatte - zutiefst mysteriös! Nunja, natürlich sind wir wieder eine ganz neue Route gefahren, es ist nie dieselbe, weshalb ich bei den ersten Fahrten auch noch ein wenig nervös war - ein Anfängerfehler! 
Aber als wir diesmal plötzlich eine scharfe Linkskurve machten, die Straße verließen und querfeldein durch die Pampa zuckelten, habe ich mich schon ein wenig gewundert.
Nach einer Viertelstunde Fahrt löste sich das Rätsel: Wir kauften Benzin! Literweise wurde das Benzin in den Kofferraum gekarrt. Dumm nur, dass meine Rückbank in den Kofferraum gebaut war, sodass mehr Fahrgäste in das Dala passen. Plötzlich war es gar nicht mehr so entspannt da hinten, da mir der gesamte Fußraum mit Benzinkanistern vollgestellt wurde und an der nächsten Haltestelle auch noch 3 Damen einstiegen, die sich die Bank mit mir teilen mussten. War aber eigentlich sehr lustig!
Fertig beladen, drehten wir dann auch wieder um und waren erneut auf Kurs. Das war übrigens auch die Erklärung, weshalb wir mehr zahlen mussten - es beteiligen sich alle an den Spritkosten. Nicht so wie in Deutschland, wo man für die verlorene halbe Stunde sofort Entschädigungen bekommen/verlangt hätte, nein. Man will nun mal transportiert werden und damit das Auto fährt, braucht es Sprit. Ist dann ja nur logisch, dass jeda extra zahlt, oder? Und trotz vermeintlichem Chaos und fehlender Koordination - ankommen tut man immer!

tutaonana :)

Montag, 19. November 2012

Dada

Wie schön es ist, wenn ich, wie heute Abend, ein allgemeines Gekruschtel und Gewusel vor meiner Tür höre und weiß, gleich kommen meine drei Gastschwestern und vielleicht auch eins der Hausmädchen in mein Zimmer, um mit mir Zeit zu verbringen, mir Löcher in den Bauch zu fragen über all die merkwürdigen Dinge, die ich dabei habe - was zur Hölle ist ein Linsenbehälter? Ich tue mir freiwillig etwas direkt ins Auge, wo ich doch eine Brille habe? Zu komisch! 
Manchmal malen wir zusammen, manchmal hören Musik, manchmal kommt auch eine alleine, ganz heimlich, um sich ein bisschen zurückzuziehen und eventuell auch bei mir einzuschlafen. Oder wir spielen UNO wie heute.
Dann habe ich wirklich das Gefühl, dass es ehrlich ist, wenn sie mich 'Dada' (=Schwester) nennen, wie man hier eben alle Freundinnen nennt. Ein richtig schönes Gefühl!

Usiku mwema,

Dada Camilla

Sonntag, 18. November 2012

Ein ungebetener Gast

Da sitze ich in meinem Zimmer, habe die Tür offen, um ein wenig frische Luft und Sonne hereinzulassen, und denke mir nichts, als plötzlich ein Huhn in der Tür steht. Erst habe ich es stehen lassen, aber als es dann immer weiter reinkam, habe ich es doch herausgescheucht. Lese also weiter. Das Huhn kommt wieder. Wartet wieder kurz an der Schwelle. Setzt dann plötzlich zum Sprint unter mein Bett an, von wo aus ich es wohlig glucksen höre. Bei dem Versuch es wieder herauszuscheuchen, wird mein Besuch kopflos und rennt panisch umher, da es die Tür nicht mehr findet. Schließlich rennt es in mein Regal und versteckt sich hinter meinen Kartons mit Heften und Co., von wo aus es entrüstet gackert. Hole dann Lucia, um es zu dort herauszuziehen, denn von dem anfangs niedlich vertrottelten Hühnchen ist nichts mehr da, es ist zu einer aggressiven Kampfhenne geworden. Kaum ist das Huhn wieder in die Freiheit des Hofes gelassen, wird es allerdings erst richtig panisch und rennt noch zweimal in mein Zimmer, bei jedem Mal lauter und flügelschlagender. Schließlich muss ich die Tür schließen. Geblieben ist mir ein Zimmer voll Federn und ein vorwurfsvoller Vogelschiss direkt vor meiner Tür.

Dienstag, 13. November 2012

Camilla tansanisch

Hier noch schnell zwei weitere Fotos: und zwar ist zum einen mein erstes tansanisches Kleid fertig, zum anderen hat meine liebste Mitfreiwillige Frieda mir des Nachts in Iguguno im Hof die Haare geschnitten - es war dringend nötig und hatte zwischen Enten und gleichgroßen Spinnen auch den gewünschten Abenteuerkick;) Das Bild ist nach gelungener Aktion im Wohnzimmer von Friedas Familie aufgenommen - der Kunde ist glücklich und der Meister zufrieden mit seinem Werk.

Mama Camilla

"Umekula nini leo?" 
Diese Frage stellt meine tansanische Mama mir jeden Tag. Was hast du heute gegessen? Ich glaube, das ist eine ihrer größten Sorgen, dass ich nicht genügend essen bei ihr zu Hause bekommen könnte. Ich bewundere meine kleine runde Mama. (Dass ich sie Mama nennen soll, hat sie mir gleich am ersten Tag gesagt - schliesslich bin ich jetzt ihr Kind!) Jeden Tag geht sie arbeiten, meistens ab acht Uhr morgens, und wenn sie um halb neun schon zu Hause ist, dann war es ein kurzer Tag. Wenn sie nicht im Vatkan organisiert, kocht und Gäste empfängt, dann arbeitet sie in unserem Laden in der Stadt, zB wie die letzten Tage, da mein Baba auf Geschäftsreise in Moshi ist.
Aber die Arbeit ist noch lange nicht alles, was sie zu tun hat. Nebenbei gibt es auch den Haushalt! Wir haben zwar drei Hausmädchen, doch auch diese müssen ab und an zurecht gewiesen werden und Anweisungen von oben bekommen, denn dass sie sich um Aufgaben reissen, kann man nun wirklich nicht sagen - wie bei eigentlich jedem Teenager, den ich kenne! Also muss zu Hause auch noch viel erledigt werden: Es wird gekocht und zwar über offenem Feuer, ohne Topfhandschuhe und fließend Wasser in der Küche. Des Weiteren wird aufgeräumt, am Sonntag hatten wir zB Großreinemachen im Wohnzimmer, wobei alle Polster unserer Sofagarnitur abgezogen und (natürlich mit der Hand!) gewaschen werden mussten. Und dann ist da natürlich noch Madita. Zwar kümmert sich meistens Farida oder eine der älteren Schwestern um das Baby, aber sie wird immernoch manchmal gestillt und war in der letzten Zeit auch ein paar Mal krank. Sie ist Mamas 7. Kind, für tansanische Verhältnisse ganz normal! Jedes Mal, wenn ich erzähle, dass ich Einzelkind bin, sind alle ganz betroffen und bemitleiden mich mit Pole Sana! 

Ausserdem finde ich meine Mama äusserst modisch! Sie trägt immer schöne bunte und gut geschneiderte Kleider und Kostüme und hat in ihrem Zimmer bestimmt mehr als drei verschiedene Perücken. Verschieden Kurzhaarfrisuren, einen Afro und eine Frisur mit roten Spitzen. Nur zu Hause sieht man ihre zur kleinen Zöpfchen geflochtenen Haare, die ihr ganz niedlich vom Kopf abstehen.

Aber auch Mama ist eine sehr strenge Frau. Zweimal habe ich jetzt schon mehr oder weniger miterlebt, wie Hausmädchen und einmal auch meine älteste Gastschwester Brenda von ihr mit dem Stock bestraft wurden, was hier leider noch total normal ist. 
Hinzufügen muss ich aber, dass das in meiner Familie trotzdem eine Seltenheit ist! Mama hat mir selbst erklärt, dass sie diese Bestrafungsmethode überhaupt nicht mag, sie aber in manchen Situationen einfach nicht weiter weiß. Das eine Hausmädchen hatte sie zum Beispiel bestohlen, also hat immer, wenn Mama ihr Geld für Milch o.ä. gegeben hat, ein bisschen weniger gekauft, um so für sich Geld zu sammeln. So etwas kommt hier immer über kurz oder lang raus und es hatte sich inzwischen eine beträchtliche Summe angesammelt, sodass ich Mamas Ärger und Enttäuschung durchaus verstehen konnte. Natürlich heiße ich es überhaupt nicht gut, dass sie schlägt, aber es war doch erschreckend zu hören (denn gesehen habe ich es nicht), wie das Hausmädchen erst nach und nach unter dem Stock die wahre Summe gesagt hat. Angefangen bei 500 Shilling ging es leider hoch bis zu 8.000, was mich echt ratlos gemacht hat, weil es Mamas Handeln irgendwie begründet und rechtfertigt.. Ich frage mich, weshalb sie lügen musste. 
Außerdem muss ich zugeben, dass dieser Vorfall nichts an meinen Gefühlen gegenüber Mama geändert hat. Für mich ist sie weiterhin eine liebevolle, tüchtige Frau, die sich super um ihre Familie und auch ihren Spezialfall, mich, den unwissenden und beim Waschen hoffnungslos langsamen und tollpatschigen Weißen, kümmert, während sie in Arbeit versinkt. Ich kann nicht erklären, woran das liegt und weiß auch nicht, ob es richtig ist. Andererseits bin ich als Freiwillige, Nicht-Verwandte und Jüngere sowieso nicht in der Position, sie zurechtzuweisen ohne Probleme für unser zukünftiges Zusammenleben zu schaffen, weshalb es wahrscheinlich ganz gut ist, dass ich so fühle.

Was Mama für mich ausmacht ist, dass sie immer, egal wie anstrengend der Tag für sie auch gewesen sein mag, für mich da ist, bei mir anklopft, um zu fragen wie es mir geht und mir zeigt, dass sie sich für mich interessiert. Wir haben auch schon ein kleines Ritual: Jeden Abend schaut sie vorwurfsvoll auf meinen Bauch und ermahnt mich, mehr zu essen. Dann strecke ich ihn soweit raus, wie ich nur kann, klopfe ihn und sage, dass ich mich schon sehr satt und tansanisch fühle. Dann klopfen wir gemeinsam meinen Bauch und lachen.
Und Mama ist der einzige Tansani, der mich manchmal fragt, ob ich Heimweh habe und auch versteht, wenn ich ja sage. Ich glaube den meisten hier kommt das nicht in den Sinn, ich habe ja alles: Bett, Essen und Geld. Aber Mama fragt und hört zu. 

Auch wenn ich sie selten sehe, ist sie doch sehr wichtig hier für mich und ich bin froh, so eine liebe Gastmama hier in Tanzania zu haben, die auf mich aufpasst und sich kümmert. 

Und an meine richtige Mama: Ich glaube, dass ihr zwei euch wunderbar verstehen würdet! Sie freut sich schon so darauf, dass du kommst und fragt immer wie es dir geht :)

Jioni njema!

Das Bild zeigt Mama morgens vor der Arbeit.

Dienstag, 6. November 2012

You're an economic !

Heute möchte ich euch etwas über das Einkaufen und Handeln erzählen.

'Wollen wir heute nicht in Ruhe ein bisschen bummeln gehen und ganz entspannt ein paar Kleinigkeiten kaufen?' - Nein, das geht hier nicht.
Wenn man einkaufen geht, dann darf man nicht schüchtern sein, sollte genügend Zeit und auch einiges an Humor mitbringen.

Das beste Beispiel ist der Markt in Singida. Man biegt von den großen Straßen ab in ein Netz aus kleinen, verwinkelten Pfaden, die recht dunkel erscheinen, da sie teilweise überdacht sind. Rechts und links von einem türmen sich die Bananenstauden und Mangos, Orangen und Tomaten, die Händler haben auf schiefen Holztischen ihre Zwiebeln und Chilischoten (pilipili) zu kleinen Haufen arrangiert, die Reis- und Bohnensäcke quillen über und im Vorbeigehen nehmen sich viele Einheimische gleich eine Handvoll mit. 
Von Gemüse und Obst kann man zur Fleischecke abbiegen, auf gekachelten Theken und darüber auch an Haken türmt sich das Fleisch, die Fliegen summen, also schnell weiter, an den Fischhändlern vorbei  zu den Stoffläden. Überall bunte Kitenge, einer schöner als der andere, man weiß gar nicht wo man hinschauen soll bei den vielen Farben und Formen. Und der Markt ist immer voll und laut. Es herrscht ein buntes Treiben, es ist eng, jeder will seine Einkäufe erledigt wissen. Und dann kommt für mich natürlich noch der Mzungu-Faktor hinzu. (Mzungu heißt übrigens Europäer)
Natürlich möchte JEDER der Händler dir etwas verkaufen, denn er hat nunmal einfach die besten Ananas, den besten Preis pro Kilo oder möchte ich nicht einfach seine Handynr. speichern? Jaja, das kennt man ja.
Weiterhin ist von einem tansanischen Markt das Handeln nicht wegzudenken. Schon die Einheimischen handeln miteinander und da wir weiß und damit logischerweise unwissend um einen fairen Preis sind werden bei uns die Preise noch frecher in die Höhe getrieben.

Ein Beispiel: Eine Mango (embe) kostet normalerweise 300tsh. Das wusste ich anfangs aber natürlich nicht! Da der Händler mit dem Preis von 900tsh gestartet war, dachte ich im Endeffekt mit 500 ein gutes Geschäft gemacht zu haben, habe dann aber an seiner überschwänglichen Reaktion, als das Geld schon über den Tisch war, gemerkt, dass ich offensichtlich ein zu guter Kunde bin:'ahhh asante sana, karibu tena, rudi kesho tafadhali' ~ 'ahhh vielen Dank, du bist herzlich willkommen, komm doch morgen gleich wieder!' ..Naja, so lernt man aus seinen Fehlern. (natürlich handelt es sich, wenn man in € umrechnet, um winzige Beträge, aber es geht einem hier ums Prinzip!)

Und das Handeln macht ja auch Spaß! Um jede 100Shilling, die man den Händler bringt, freut man sich! Und man merkt, dass die Händler es auch oft lustig finden, dass die Weiße auf der Landessprache den Preis runterdrückt. Am meisten gefällt es mir, wenn sie ihre teuren Preise begründen, zB mit 'Oh, aber schau doch wie groß diese Avocado (parachichi) ist! Da ist ein höherer Preis durchaus angebracht!'
Da ist dann natürlich ein Gegenargument gefragt:'Groß sind sie vielleicht, aber ob die noch so gut sind? Sie sind schon sehr weich..' Auch immer hilfreich ist ein interessierter Blick zum Händler nebenan.;) 

Heute waren Frieda und ich auf dem Kleidermarkt. Wir wollten uns einmal in die Klamottenläden wagen, was wir uns bisher nie getraut hatten, da diese Stände so mit Klamotten zugehängt sind, dass man sich vorkommt, wie in einem Kleiderjungel und Unsicherheit besteht, wo nun genau der Eingang ist.
Aber heute waren wir mutig - und wurden auch belohnt! Schon bei dem ersten Stand, bei dem wir Halt machten, wurden wir von einem sehr netten und eifrigen Geschäftsmann sofort hereingebeten -'Kommt rein und schaut euch um, kommt, kommt!!' - und wir fanden tatsächlich einen sehr schönen Rock und eine hübsche Bluse, die wir gerne kaufen wollten. Sein Ausgangspreis für beides waren 16.000. Für uns entschieden zu viel! Aber wir hatten vielleicht einen Spaß mit ihm! Dass der Rock extra aus den USA importiert sei, musste er leider revidieren, als Frieda ihn auf das koreanische Preisschild aufmerksam machte. Auch die Bluse, die außerordentliche Qualität habe, konnten wir aufgrund von Staubflecken und einem losen Faden herunterhandeln. 'Aber der Rock habe einen Gummizug!' - Tja, dafür war der Stoff nur einlagig, das senke den Preis ja wohl wieder! Jedenfalls wurde auf beiden Seiten viel gelacht, es endete damit, dass wir uns auf 12.000 einigten ( in unseren Augen immernoch zu viel), er uns Rabatte für die nächsten Besuche versprach (wie gesagt, ein echter Geschäftsmann) und mich mit den Worten ' You're an economic!' bedachte, da er tatsächlich von unserem Handeln beeindruckt schien. Hachja, das war lustig! 
Stolz zogen wir von dannen und beschlossen, auf jeden Fall noch einmal wiederzukommen, einfach nur, um auf unsere Prozente zu bestehen!

Hier noch eine kleine Preisliste:
2.000 TSH ~ 1 €

Ndizi (Banane) ~ 200 TSH
maji kubwa (1,5l Wasser) ~ 1.000 TSH
mkate (Brot) ~ 1.000 TSH
parachichi (Avocado) ~ ca. 400 TSH, größenabhänig
barafu (Wassereis) ~ 50 TSH
soda baridi (kalter Softdrink 0,3) ~ 600 TSH
kitenge (wunderschöne Stoffe) ~ ab 5.000 TSH, je nach Dicke und Größe des Stoffstücks kann es aber teurer werden, manchmal bis zu 20.000 TSH.



PS Leider habe ich von dem Markt noch keine Fotos gemacht. Zum einen, weil es so voll ist, zum anderen habe ich das Gefühl dann bei noch höheren Preisen starten zu müssen..;)

Freitag, 2. November 2012

Happy Birthday, Mama Ujerumani!

Dieser Beitrag kommt natürlich auch leider viel zu spät, aber ich poste ihn trotzdem! Besser spät als nie und außerdem ist es eine gute Gelegenheit, euch ein Foto meiner Klasse zu zeigen!

Am Freitag, den 19.10.2012 habe ich mit meiner Klasse unseren ersten gemeinsamen Vokabeltest geschrieben. Eigentlich möchte ich das wöchentlich machen, aber durch Bruce ist es bisher bei einem geblieben.. Da sie erstaunlich schnell fertig waren und ich nichts weiter für die Stunde geplant hatte, das Wochenende vor der Tür stand und meine liebe Mutter an diesem Tag ja einen großen Geburtstag hatte, habe ich meinen Kindern also kurzerhand Happy Birthday beigebracht und habe ihnen erklärt, dass Mama Ujerumani (mama Deutschland) heute Geburtstag hat und sie sich bestimmt freut, wenn sie für sie singen würden. Sie waren hellauf begeistert!!
In diesem Sinne, Mama, nochmal alles gute nachträglich von meinen kleinen 35 eifrigen Schülern! ( Das Ergebnis des Tests war wirklich gut: 14x ein A!)

Donnerstag, 1. November 2012

Warum?

Ja, genau. Warum? Warum glaube ich Richard - falls ihr es vergessen habt, Rich ist mein tansanischer Mentor - , wenn er mir sagt, dass er um halb neun in seinem Office sein wird? Warum bin ich nach 1einhalb Monaten hier immer noch optimistisch gestimmt, dass er dann wohl sicherlich um viertel vor da ist? Vielleicht, weil ich das letzte Mal bewusst eine Stunde später gekommen bin und er dann da wiederum schon wieder unterwegs war?? Hachje, dieses tansanische Zeitgefühl macht mich manchmal wirklich fertig. Ich habe ja Worte wie 'schnell', 'mal eben' und 'kurz' schon lange aus meinem Vokabular gestrichen und habe auch das Gefühl, dass ich inzwischen sogar schon ein bisschen langsamer laufe, aber ich bleibe doch irgendwie unter den Zwängen der deutschen Pünktlichkeit.. Inzwischen warte ich übrigens schon eine Stunde auf Richard! Habe mir in der Kafeteria nebenan ein Soda bestellt und beobachte den Weg mit Argusaugen - irgendwann wird er schon aufkreuzen..
Habe dafür ein Foto für euch von einem der Marabus gemacht, die hier immer herumstaksen.

Auf dass er bald kommen möge!

Eure Camilla

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Mein wahrgewordener Alptraum

So, meine Lieben. Es ist nun an der Zeit von einem nicht so schönen Erlebnis zu berichten. Es liegt nun schon fast 2 Wochen zurück, deshalb lache ich selbst inzwischen darüber, aber in der Situation..
Es ist eine Geschichte von einem meiner täglichen Duschgänge, also eigentlich nichts weltbewegendes - wären da nicht zwei entscheidende Details gewesen:

1. War die Hälfte des Bades durch unsere Klempnerarbeiten mit Geröll bedeckt.
2. War, ebenfalls durch besagte Arbeiten, zu der Zeit kein Strom im Bad.

Als mein Wasser tayari war, bin ich also mit Kopftaschenlampe und Badeutensilien ins Bad gegangen. Ich weiß noch, wie ich dachte 'Ach, lustig, da sitzt ja eine Kakerlake oben an der Wand.'..
Ich legte also meine Klamotten ab und begann mich einzuseifen, da hörte ich auf einmal ein Fauchen..

Drei Fakten, die ich seit diesem Abend über Kakerlaken weiß:

1. Eine Kakerlake mag vielleicht nur so groß sein, wie mein Daumen, aber dafür hat sie lange, sich unablässig hin und her bewegende Fühler, die ihr so zur doppelten Größe verhelfem.
2. Kakerlaken sind schnell. Richtig schnell!
3. Kakerlaken können FAUCHEN !!!

Das Fauchen kam aus der Ecke, wo ich meine Handtücher und Klamotten abgelegt hatte, und zum Ersten Mal leuchtete ich genauer in den Geröllteil des Bades - ein Fehler. Pro Steinbrocken konnte ich locker 3-4 Kakerlaken zählen, groß,klein,dick,dünn,glänzend braun bis stumpfer Panzer. Es krabbelte und fühlte, was das Zeug hielt, nur meine Klamotten schienen zu stören, denn dort kam das Fauchen her. Und auch an der Wand, wie ich jetzt bemerkte, war bei Weitem nicht nur eine, sondern es herrschte rege Betriebsamkeit von bestimmt weiteren 20 Stück. Was tun? Ich atmete tief durch und versuchte mich so schnell wie möglich fertig zu duschen und nicht die Nerven zu verlieren. So lange sie Abstand halten, wäre ja alles kein Problem. Leider konnte ich durch meine Kopfleuchte immer nur sehen, was direkt vor mir war, sodass mich Geräusche hinter mir wirklich nervös gemacht haben. 

Und natürlich, wie einige weise Leser mir jetzt sagen würden, wusste ich, dass meine Angst komplett irrational war, aber ich sage euch: Wenn ihr allein in einem dunklen Raum ohne Klamotten mit über Hundert von diesen kleinen Biestern seid, dann macht es dieses Wissen auch nicht besser! 
Als dann schließlich eine Kakerlake direkt über meinen Fuß krabbelte, sah ich mich nun wirklich in einer schweren Krise. Wie soll ich es noch eine Sekunde länger aushalten?? Rausrennen konnte ich auch nicht, da ich immernoch Shampoo in den Haaren hatte.
Da kam mir meine liebe Freundin Frieda aus Iguguno in den Sinn. Immer wenn sie mit einem unguten Gefühl oder ähnlichem hier aufwacht, sagt sie 'Egal, was heute passiert, heute ist ein guter Tag,'.
Ich stand also im Bad und habe angefangen laut dieses Mantra aufzusagen und tasächlich: Es hat beruhigt! Nach dem Horrorduychen, bin ich sogar nochmal todesmutig mit meiner Kamera bewaffnet zurück ins Bad, nur um für euch Fotos zu machen.
Leider sind Kakerlaken, wie schon gesagt, ekelerregend schnell, deshalb sieht man nicht sonderlich viel.. Aber ich denke, ihr könnt euch eine Vorstellung machen!

Inzwischen bin ich darüber hinweg, es gibt wieder Licht im Bad und es herrscht dort Viecherfreie Zone! Außerdem müssen solche Dinge ja uch passieren, damit ihr zu Hause in euren bequemen Sesseln und Bürostühlen bei einer frischen Tasse Kaffee euch ein wenig gruseln könnt, nicht wahr?;)

PS mir fällt gerade auf, dass ich diesen Beitrag an Halloween geschrieben habe - wie passend!!

Überraschungsbesuch

Heute bin ich nicht in die Schule gegangen, Richard besteht darauf ('pumzika!' ~ ,ruh dich aus').. Jedenfalls habe ich gerade Mittagsschlaf gehalten, als Lucia an mein Zimmer geklopft hat, ich hätte Besuch. Noch ziemlich verschlafen und verwirrt (die Igugunos können doch erst am Wochenende kommen) bin ich also aufgestanden und siehe da: Der Schulleiter der Ipembe Primary School, der Academic Teacher und eine meiner Lieblingslehrerinnen, Mwalimu (Lehrer) Shayo standen dort und statteten mir einen Krankenbesuch ab. Ich hab mich vielleicht gefreut! :)
Sie haben mir sogar Obst mitgebracht, weil das doch so gesund sei und man bei Brucella viel Flüssigkeit und unfettiges zu sich nehmen soll (was hier nun echt nicht ganz einfach ist).
Sie haben mich gefragt, wie es mir geht und wann ich wiederkäme und Mwalimu Shayo, die ebenfalls in der 5b unterrichtet, hat mir erzählt, dass meine Schüler mich vermissen - süüß!

Jedenfalls fand ich das eine superschöne Geste, bei uns in Deutschland undenkbar.. Schade, eigentlich!

Auch Mkunde, meine Gastschwester, hat mir heute ein Geschenk gemacht. Sie hat mir ein Bild gemalt und es mit ihrem zweiten Namen, Gema, unterschrieben.




Ndege anaruka.

Dienstag, 30. Oktober 2012

..und plötzlich allein! Der etwas holprige Start in den 2. Monat

Ich denke, das sollte ich als erstes berichten: Vor zwei Wochen hat meine Mitfreiwillige Melanie hier in Singida sich entschlossen abzubrechen. Die Gründe dafür waren verschiedene und ich kann ihre Entscheidung nachvollziehen, aber ich denke genauere Ausführungen gehören nicht hier her. Jedenfalls ist sie am 16.10.12 zurück nach Deutschland geflogen. 
Ich muss sagen, für mich war das nicht ganz leicht. Auf der einen Seite war es schwierig für mich zu sehen, wie schlecht es ihr hier geht und habe gemerkt, dass das mich selbst auch ab und zu runtergezogen hat, auf der anderen Seite waren wir echt ein super Team und ich war immer froh, mich mit ihr austauschen zu können und jemanden zu haben, mit dem man Deutsch reden kann, etc.
Ich hatte also schon einige Angst davor, dass sie geht. 
Jedoch wurde diese Angst ziemlich schnell von anderen Dingen in den Hintergrund gedrängt: Am Freitag, dem 12.10.12 habe ich nämlich etwas sehr unüberlegtes getan - zu meiner Verteidigung muss angeführt werden, dass ich unwissend war! Ich war im Communitycenter und habe nach der Essensausgabe zusammen mit den Mädchen in meinem Alter ein bisschen gequatscht. Eine von ihnen hat mir etwas zu trinken angeboten und ich habe es natürlich dankbar angenommen, dachte ich doch an den Wasseefilter im Büro. Als dann aber das halbe Glas leer war, wurde mir plötzlich klar, dass die Kinder das Wasser ja immer ungefiltert aus dem Hahn trinken und bestimmt nicht daran gedacht haben, dass ich als Weiße eine Extrawurst brauche - na toll.. 
Von da an hatte ich Kopfschmerzen.. Ich kann nicht sagen, ob meine Sorge davor, tatsächlich krank zu werden, sie noch bestärkt hat, aber sie wurden bis Montag schlimmer, dazu kamen noch Bauchweh und eine heiße Stirn. Ich bin dann mit meiner Mama zum Arzt gegangen, der bei mir 'Brucella' diagnostiziert hat, eine Bakterie, die man durch schlechtes Fleisch, schlechte Milch und, wie in meinem Fall, wohl auch manchmal durch schlechtes Wasser bekommen kann. Also habe ich Medikamente und drei Tage Bettruhe verordnet bekommen.
Als dann am folgenden Mittwoch auch noch mein Computer kaputt ging, hatte ich wirklich, wenn man es so nennen will, mein erstes richtiges Tief hier in Tansania: Melanie war weg, ich war mit irgendeiner Bakterie krank, die ich nicht kannte und mein Computer, meine Verbindung nach daheim, war auch weg. Ich hab mich wirklich ein bisschen einsam gefühlt, so albern es ist, sowas von einer Maschine abhängig zu machen.

Doch inzwischen geht es mir wieder gut: Ich bin zwar immernoch nicht wieder richtig fit, war jetzt aber nochmal bei einem anderen Arzt, der mir bessere Medikamente verschrieben hat. Frieda, Bentje und ich nennen Brucella eigentlich nur noch Bruce, meinen tansanischen Freund. (Ein bisschen Ähnlichkeit ist da: aufdringlich, geht nicht, wenn man ihn darum bittet, hat kein Zeitgefühl - wie die Halbstarken, die einen hier so kess von der Seite anmachen;) )
Jedenfalls ist es schon Gewohnheit, dass Frieda fragt 'Na,wie läufts mit Bruce?'. Ihr müsst euch also keine Sorgen machen, mir geht es bald wieder superduper! Den Computer habe ich zu einem Freund von Richard gebracht, der lässt seine Freunde in Nairobi gerade nach Ersatzteilen fahnden - wenn das nicht klappt, lass ich mir eben einen hiesigen Bildschirm einbauen. Und Melanie ist zwar nicht mehr da, aber ich sehe ja jedes Wochenende Frieda und Bentje und merke außerdem dass ich durch das Alleinsein sehr viel schneller selbstständig werde und auch mehr Kiswahili lerne! ( Was jetzt nicht heißen soll, dass ich froh über ihre Abreise bin!)

Man kann also sagen, dass der 2. Monat Tiefs hatte, die es im ersten noch nicht gab, dafür aber auch Hochs, die noch um einiges besser waren als die im ersten Monat - ein Monat mit Gegensätzen also. Und die allgemeine Tendenz ist steigend - was will man mehr!:)

Samstag, 20. Oktober 2012

Samahani

Meine Lieben, ich muss leider sagen, dass ich mich in der nächsten Zeit wahrscheinlich nicht melden werde, mein Computer ist am Mittwoch kaputt gegangen. Der ist jetzt bei einem sehr netten Herren zur Reparatur.. Wir werden sehen! Gerade schreibe ich aus Iguguno, bin da über Nacht zu Besuch.
Ich werde dann natürlich pflichtschuldigst alles nachschreiben, was bis dahin passiert ist.

Alles Liebe an Euch,

Camilla

Dienstag, 16. Oktober 2012

Klempner, die Zweite.

Also, da mein letzter Post so viele Kommentare hervorgerufen hat, wollte ich euch noch kurz das Ende der Klo-Episode erzählen:
Ab Freitag Morgen konnte man nicht mehr wirklich durch unseren Hof gehen, da ein riesiger Sandberg den Weg versperrt hat. Mit diesem Sand wurde das kaputte Klo nämlich wieder aufgeschüttet (glaube ich).
Außerdem hatte der Unfall zufolge, dass wir nun zwei Klos haben werden, nämlich wurde im Raum nebenan, in dem bis dahin noch ein Bett und einiges anderes Zeug gestanden hatte, kurzerhand der Boden weggerissen.
Ab Freitag habe ich Besuch von einigen anderen Freiwilligen bekommen, die zwei aus Iguguno waren natürlich wie immer dabei und dazu kamen noch drei Freiwillige aus Moshi. Da hat es ganz gut gepasst, das meine Mama mich durch die Umbauten zu Hause sowieso ins Guesthouse umgesiedelt hatte, wo der Besuch sich dann auch ein Zimmer nehmen konnte. Obwohl das Guesthouse nur 4 Minuten von mir entfernt ist, hat es sich echt wie Urlaub angefühlt. Wir hatten ein gefliestes Bad mit Dusche, aus der zumindest am ersten Abend warmes Wasser kam!!
Seit gestern schlafe ich wieder zu Hause, das eine Klo ist nämlich wieder begehbar. Und hat jetzt sogar eine viel schickere Schüssel - weißes Porzellan in den Frischen Boden eingelassen!
Seit Montag bin ich leider ein bisschen am kränkeln und deshalb gibts sonst nicht so viel zu berichten, da ich die meiste Zeit im Bettchen liege und abwechselnd lese und schlafe. Aber keine Sorge (ja, Mama, ich meine dich!), ich hab nix schlimmes und mir geht es auch schon wieder ein bisschen besser.

Usiku mwema, 

eure Camilla


PS Es hat übrigens überhaupt gar nicht gestunken während des Umbaus! Das war nämlich eure häufigste Frage. Man hat null komma null irgendetwas gerochen - keine Ahnung weshalb, aber ich war ganz dankbar ;)

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Bitte einen Klempner nach Singida, Danke!

Also heute morgen bin ich aufgewacht und es war noch aufgeregteres Treiben als sonst. Was ist wohl los, habe ich mir gedacht. Also habe ich meinen Wäschebeutel genommen und dachte, ich gehe erstmal ins Bad.. - FALSCH gedacht! Unsere Badtür war verrammelt mit zwei Fahrrädern und alle haben mich hektisch daran gehindert hineinzugehen. Das Bad sei zusammengebrochen, hieß es. Waren jetzt meine Kiswahilikenntnisse mal wieder daran Schuld, dass ich etwas falsch verstanden habe?
Jedenfalls sind wir dann zum Guesthouse gelaufen, damit ich mich dort waschen konnte.. Ich kam natürlich mal wieder zu spät zur Schule, obwohl ich diesmal extra früher aufgestanden war - Na toll. :(

Die Schule beginnt nämlich immer um halb acht mit dem Morgenappell, wo die Kinder die Hymne der Schule, die von Tansania und noch ein paar Lieder singen. 
Auch wenn ich erst zur dritten Stunde habe, komme ich schon immer zum Appell, weil das alle Lehrer so machen und ich als Weiße keine Extrawurst haben möchte. Außerdem will ich ja das Kollegium kennenlernen und das ist dann immer eine gute Gelegenheit!
Jedenfalls komme ich normalerweise immer zu spät, weil das Frühstück immer so lange braucht und ich erst aus dem Haus gelassen werde, wenn ich auch ja etwas gegessen habe.. Nunja, die Lehrer findens witzig, wenn ich dann immer abgehetzt auf meinem Fahrrad angestrampelt komme mit hochrotem Kopf - hahaha..

Also, ich bin jedenfalls gerade wieder nach Hause gekommen und dachte ich schau mir die zuammengebrochene Toilette jetzt einfach mal an, damit ich mir etwas darunter vorstellen kann und weiß, was gemeint war. Und Leute, ich sags euch, sie war WIRKLICH zusammengebrochen!
Ich hab euch ein Foto gemacht. Ich füge auch eins bei, wie es ganz aussah.

Heute Abend werde ich jedenfalls im Guesthouse duschen und viel trinken werde ich auch nicht mehr, der Weg dorthin ist einfach zu lang..

Tutaonana, eure Camilla

PS - Ihr könnt euch vorstellen, wie alle gelacht haben.. 'Die Weiße fotografiert das Klo...Camilla chizi kabisa' (→ völlig verrückt!)

So dusche ich. Im Großen Eimer ist heißes Wasser, mit dem kleinen schöpfe ich.

Das 'ganze' Klo..

Jedes Mal, wenn ich das sehe, bekomme ich ein bisschen Gänsehaut, weil ich so froh bin, in dem Moment des Einsturzes nicht gerade im Bad gewesen zu sein...