Mittwoch, 31. Oktober 2012

Mein wahrgewordener Alptraum

So, meine Lieben. Es ist nun an der Zeit von einem nicht so schönen Erlebnis zu berichten. Es liegt nun schon fast 2 Wochen zurück, deshalb lache ich selbst inzwischen darüber, aber in der Situation..
Es ist eine Geschichte von einem meiner täglichen Duschgänge, also eigentlich nichts weltbewegendes - wären da nicht zwei entscheidende Details gewesen:

1. War die Hälfte des Bades durch unsere Klempnerarbeiten mit Geröll bedeckt.
2. War, ebenfalls durch besagte Arbeiten, zu der Zeit kein Strom im Bad.

Als mein Wasser tayari war, bin ich also mit Kopftaschenlampe und Badeutensilien ins Bad gegangen. Ich weiß noch, wie ich dachte 'Ach, lustig, da sitzt ja eine Kakerlake oben an der Wand.'..
Ich legte also meine Klamotten ab und begann mich einzuseifen, da hörte ich auf einmal ein Fauchen..

Drei Fakten, die ich seit diesem Abend über Kakerlaken weiß:

1. Eine Kakerlake mag vielleicht nur so groß sein, wie mein Daumen, aber dafür hat sie lange, sich unablässig hin und her bewegende Fühler, die ihr so zur doppelten Größe verhelfem.
2. Kakerlaken sind schnell. Richtig schnell!
3. Kakerlaken können FAUCHEN !!!

Das Fauchen kam aus der Ecke, wo ich meine Handtücher und Klamotten abgelegt hatte, und zum Ersten Mal leuchtete ich genauer in den Geröllteil des Bades - ein Fehler. Pro Steinbrocken konnte ich locker 3-4 Kakerlaken zählen, groß,klein,dick,dünn,glänzend braun bis stumpfer Panzer. Es krabbelte und fühlte, was das Zeug hielt, nur meine Klamotten schienen zu stören, denn dort kam das Fauchen her. Und auch an der Wand, wie ich jetzt bemerkte, war bei Weitem nicht nur eine, sondern es herrschte rege Betriebsamkeit von bestimmt weiteren 20 Stück. Was tun? Ich atmete tief durch und versuchte mich so schnell wie möglich fertig zu duschen und nicht die Nerven zu verlieren. So lange sie Abstand halten, wäre ja alles kein Problem. Leider konnte ich durch meine Kopfleuchte immer nur sehen, was direkt vor mir war, sodass mich Geräusche hinter mir wirklich nervös gemacht haben. 

Und natürlich, wie einige weise Leser mir jetzt sagen würden, wusste ich, dass meine Angst komplett irrational war, aber ich sage euch: Wenn ihr allein in einem dunklen Raum ohne Klamotten mit über Hundert von diesen kleinen Biestern seid, dann macht es dieses Wissen auch nicht besser! 
Als dann schließlich eine Kakerlake direkt über meinen Fuß krabbelte, sah ich mich nun wirklich in einer schweren Krise. Wie soll ich es noch eine Sekunde länger aushalten?? Rausrennen konnte ich auch nicht, da ich immernoch Shampoo in den Haaren hatte.
Da kam mir meine liebe Freundin Frieda aus Iguguno in den Sinn. Immer wenn sie mit einem unguten Gefühl oder ähnlichem hier aufwacht, sagt sie 'Egal, was heute passiert, heute ist ein guter Tag,'.
Ich stand also im Bad und habe angefangen laut dieses Mantra aufzusagen und tasächlich: Es hat beruhigt! Nach dem Horrorduychen, bin ich sogar nochmal todesmutig mit meiner Kamera bewaffnet zurück ins Bad, nur um für euch Fotos zu machen.
Leider sind Kakerlaken, wie schon gesagt, ekelerregend schnell, deshalb sieht man nicht sonderlich viel.. Aber ich denke, ihr könnt euch eine Vorstellung machen!

Inzwischen bin ich darüber hinweg, es gibt wieder Licht im Bad und es herrscht dort Viecherfreie Zone! Außerdem müssen solche Dinge ja uch passieren, damit ihr zu Hause in euren bequemen Sesseln und Bürostühlen bei einer frischen Tasse Kaffee euch ein wenig gruseln könnt, nicht wahr?;)

PS mir fällt gerade auf, dass ich diesen Beitrag an Halloween geschrieben habe - wie passend!!

Überraschungsbesuch

Heute bin ich nicht in die Schule gegangen, Richard besteht darauf ('pumzika!' ~ ,ruh dich aus').. Jedenfalls habe ich gerade Mittagsschlaf gehalten, als Lucia an mein Zimmer geklopft hat, ich hätte Besuch. Noch ziemlich verschlafen und verwirrt (die Igugunos können doch erst am Wochenende kommen) bin ich also aufgestanden und siehe da: Der Schulleiter der Ipembe Primary School, der Academic Teacher und eine meiner Lieblingslehrerinnen, Mwalimu (Lehrer) Shayo standen dort und statteten mir einen Krankenbesuch ab. Ich hab mich vielleicht gefreut! :)
Sie haben mir sogar Obst mitgebracht, weil das doch so gesund sei und man bei Brucella viel Flüssigkeit und unfettiges zu sich nehmen soll (was hier nun echt nicht ganz einfach ist).
Sie haben mich gefragt, wie es mir geht und wann ich wiederkäme und Mwalimu Shayo, die ebenfalls in der 5b unterrichtet, hat mir erzählt, dass meine Schüler mich vermissen - süüß!

Jedenfalls fand ich das eine superschöne Geste, bei uns in Deutschland undenkbar.. Schade, eigentlich!

Auch Mkunde, meine Gastschwester, hat mir heute ein Geschenk gemacht. Sie hat mir ein Bild gemalt und es mit ihrem zweiten Namen, Gema, unterschrieben.




Ndege anaruka.

Dienstag, 30. Oktober 2012

..und plötzlich allein! Der etwas holprige Start in den 2. Monat

Ich denke, das sollte ich als erstes berichten: Vor zwei Wochen hat meine Mitfreiwillige Melanie hier in Singida sich entschlossen abzubrechen. Die Gründe dafür waren verschiedene und ich kann ihre Entscheidung nachvollziehen, aber ich denke genauere Ausführungen gehören nicht hier her. Jedenfalls ist sie am 16.10.12 zurück nach Deutschland geflogen. 
Ich muss sagen, für mich war das nicht ganz leicht. Auf der einen Seite war es schwierig für mich zu sehen, wie schlecht es ihr hier geht und habe gemerkt, dass das mich selbst auch ab und zu runtergezogen hat, auf der anderen Seite waren wir echt ein super Team und ich war immer froh, mich mit ihr austauschen zu können und jemanden zu haben, mit dem man Deutsch reden kann, etc.
Ich hatte also schon einige Angst davor, dass sie geht. 
Jedoch wurde diese Angst ziemlich schnell von anderen Dingen in den Hintergrund gedrängt: Am Freitag, dem 12.10.12 habe ich nämlich etwas sehr unüberlegtes getan - zu meiner Verteidigung muss angeführt werden, dass ich unwissend war! Ich war im Communitycenter und habe nach der Essensausgabe zusammen mit den Mädchen in meinem Alter ein bisschen gequatscht. Eine von ihnen hat mir etwas zu trinken angeboten und ich habe es natürlich dankbar angenommen, dachte ich doch an den Wasseefilter im Büro. Als dann aber das halbe Glas leer war, wurde mir plötzlich klar, dass die Kinder das Wasser ja immer ungefiltert aus dem Hahn trinken und bestimmt nicht daran gedacht haben, dass ich als Weiße eine Extrawurst brauche - na toll.. 
Von da an hatte ich Kopfschmerzen.. Ich kann nicht sagen, ob meine Sorge davor, tatsächlich krank zu werden, sie noch bestärkt hat, aber sie wurden bis Montag schlimmer, dazu kamen noch Bauchweh und eine heiße Stirn. Ich bin dann mit meiner Mama zum Arzt gegangen, der bei mir 'Brucella' diagnostiziert hat, eine Bakterie, die man durch schlechtes Fleisch, schlechte Milch und, wie in meinem Fall, wohl auch manchmal durch schlechtes Wasser bekommen kann. Also habe ich Medikamente und drei Tage Bettruhe verordnet bekommen.
Als dann am folgenden Mittwoch auch noch mein Computer kaputt ging, hatte ich wirklich, wenn man es so nennen will, mein erstes richtiges Tief hier in Tansania: Melanie war weg, ich war mit irgendeiner Bakterie krank, die ich nicht kannte und mein Computer, meine Verbindung nach daheim, war auch weg. Ich hab mich wirklich ein bisschen einsam gefühlt, so albern es ist, sowas von einer Maschine abhängig zu machen.

Doch inzwischen geht es mir wieder gut: Ich bin zwar immernoch nicht wieder richtig fit, war jetzt aber nochmal bei einem anderen Arzt, der mir bessere Medikamente verschrieben hat. Frieda, Bentje und ich nennen Brucella eigentlich nur noch Bruce, meinen tansanischen Freund. (Ein bisschen Ähnlichkeit ist da: aufdringlich, geht nicht, wenn man ihn darum bittet, hat kein Zeitgefühl - wie die Halbstarken, die einen hier so kess von der Seite anmachen;) )
Jedenfalls ist es schon Gewohnheit, dass Frieda fragt 'Na,wie läufts mit Bruce?'. Ihr müsst euch also keine Sorgen machen, mir geht es bald wieder superduper! Den Computer habe ich zu einem Freund von Richard gebracht, der lässt seine Freunde in Nairobi gerade nach Ersatzteilen fahnden - wenn das nicht klappt, lass ich mir eben einen hiesigen Bildschirm einbauen. Und Melanie ist zwar nicht mehr da, aber ich sehe ja jedes Wochenende Frieda und Bentje und merke außerdem dass ich durch das Alleinsein sehr viel schneller selbstständig werde und auch mehr Kiswahili lerne! ( Was jetzt nicht heißen soll, dass ich froh über ihre Abreise bin!)

Man kann also sagen, dass der 2. Monat Tiefs hatte, die es im ersten noch nicht gab, dafür aber auch Hochs, die noch um einiges besser waren als die im ersten Monat - ein Monat mit Gegensätzen also. Und die allgemeine Tendenz ist steigend - was will man mehr!:)

Samstag, 20. Oktober 2012

Samahani

Meine Lieben, ich muss leider sagen, dass ich mich in der nächsten Zeit wahrscheinlich nicht melden werde, mein Computer ist am Mittwoch kaputt gegangen. Der ist jetzt bei einem sehr netten Herren zur Reparatur.. Wir werden sehen! Gerade schreibe ich aus Iguguno, bin da über Nacht zu Besuch.
Ich werde dann natürlich pflichtschuldigst alles nachschreiben, was bis dahin passiert ist.

Alles Liebe an Euch,

Camilla

Dienstag, 16. Oktober 2012

Klempner, die Zweite.

Also, da mein letzter Post so viele Kommentare hervorgerufen hat, wollte ich euch noch kurz das Ende der Klo-Episode erzählen:
Ab Freitag Morgen konnte man nicht mehr wirklich durch unseren Hof gehen, da ein riesiger Sandberg den Weg versperrt hat. Mit diesem Sand wurde das kaputte Klo nämlich wieder aufgeschüttet (glaube ich).
Außerdem hatte der Unfall zufolge, dass wir nun zwei Klos haben werden, nämlich wurde im Raum nebenan, in dem bis dahin noch ein Bett und einiges anderes Zeug gestanden hatte, kurzerhand der Boden weggerissen.
Ab Freitag habe ich Besuch von einigen anderen Freiwilligen bekommen, die zwei aus Iguguno waren natürlich wie immer dabei und dazu kamen noch drei Freiwillige aus Moshi. Da hat es ganz gut gepasst, das meine Mama mich durch die Umbauten zu Hause sowieso ins Guesthouse umgesiedelt hatte, wo der Besuch sich dann auch ein Zimmer nehmen konnte. Obwohl das Guesthouse nur 4 Minuten von mir entfernt ist, hat es sich echt wie Urlaub angefühlt. Wir hatten ein gefliestes Bad mit Dusche, aus der zumindest am ersten Abend warmes Wasser kam!!
Seit gestern schlafe ich wieder zu Hause, das eine Klo ist nämlich wieder begehbar. Und hat jetzt sogar eine viel schickere Schüssel - weißes Porzellan in den Frischen Boden eingelassen!
Seit Montag bin ich leider ein bisschen am kränkeln und deshalb gibts sonst nicht so viel zu berichten, da ich die meiste Zeit im Bettchen liege und abwechselnd lese und schlafe. Aber keine Sorge (ja, Mama, ich meine dich!), ich hab nix schlimmes und mir geht es auch schon wieder ein bisschen besser.

Usiku mwema, 

eure Camilla


PS Es hat übrigens überhaupt gar nicht gestunken während des Umbaus! Das war nämlich eure häufigste Frage. Man hat null komma null irgendetwas gerochen - keine Ahnung weshalb, aber ich war ganz dankbar ;)

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Bitte einen Klempner nach Singida, Danke!

Also heute morgen bin ich aufgewacht und es war noch aufgeregteres Treiben als sonst. Was ist wohl los, habe ich mir gedacht. Also habe ich meinen Wäschebeutel genommen und dachte, ich gehe erstmal ins Bad.. - FALSCH gedacht! Unsere Badtür war verrammelt mit zwei Fahrrädern und alle haben mich hektisch daran gehindert hineinzugehen. Das Bad sei zusammengebrochen, hieß es. Waren jetzt meine Kiswahilikenntnisse mal wieder daran Schuld, dass ich etwas falsch verstanden habe?
Jedenfalls sind wir dann zum Guesthouse gelaufen, damit ich mich dort waschen konnte.. Ich kam natürlich mal wieder zu spät zur Schule, obwohl ich diesmal extra früher aufgestanden war - Na toll. :(

Die Schule beginnt nämlich immer um halb acht mit dem Morgenappell, wo die Kinder die Hymne der Schule, die von Tansania und noch ein paar Lieder singen. 
Auch wenn ich erst zur dritten Stunde habe, komme ich schon immer zum Appell, weil das alle Lehrer so machen und ich als Weiße keine Extrawurst haben möchte. Außerdem will ich ja das Kollegium kennenlernen und das ist dann immer eine gute Gelegenheit!
Jedenfalls komme ich normalerweise immer zu spät, weil das Frühstück immer so lange braucht und ich erst aus dem Haus gelassen werde, wenn ich auch ja etwas gegessen habe.. Nunja, die Lehrer findens witzig, wenn ich dann immer abgehetzt auf meinem Fahrrad angestrampelt komme mit hochrotem Kopf - hahaha..

Also, ich bin jedenfalls gerade wieder nach Hause gekommen und dachte ich schau mir die zuammengebrochene Toilette jetzt einfach mal an, damit ich mir etwas darunter vorstellen kann und weiß, was gemeint war. Und Leute, ich sags euch, sie war WIRKLICH zusammengebrochen!
Ich hab euch ein Foto gemacht. Ich füge auch eins bei, wie es ganz aussah.

Heute Abend werde ich jedenfalls im Guesthouse duschen und viel trinken werde ich auch nicht mehr, der Weg dorthin ist einfach zu lang..

Tutaonana, eure Camilla

PS - Ihr könnt euch vorstellen, wie alle gelacht haben.. 'Die Weiße fotografiert das Klo...Camilla chizi kabisa' (→ völlig verrückt!)

So dusche ich. Im Großen Eimer ist heißes Wasser, mit dem kleinen schöpfe ich.

Das 'ganze' Klo..

Jedes Mal, wenn ich das sehe, bekomme ich ein bisschen Gänsehaut, weil ich so froh bin, in dem Moment des Einsturzes nicht gerade im Bad gewesen zu sein...

Dienstag, 9. Oktober 2012

'Oh.. die ist aber groß..'

Und zwar die Spinne, die ich eben an meiner Wand hab klettern sehen. Ich muss ja sagen, bisher war ich echt entspannt was das Gekrabbel hier angeht. Mal eine Kakerlake hier oder da, solange es nicht in meinem Zimmer war, kein Thema. Und die kleineren Spinnen machen mir jetzt auch keine schlaflosen Nächte. Ich habe mich sogar so sicher gefühlt, dass ich nie mein Moskitonetz unter die Matratze gestopft hab. Tja, das hat sich gerade geändert. Eben hat es geschüttet wie aus Kübeln und da haben sich wohl auch die größeren Lebewesen einen Unterschlupf gesucht.. Meine Freundin war ungelogen ungefähr so groß wie meine Handfläche. Man mag ja sagen, dass ich kleine Hände habe, aber trotz allem war sie für eine Spinne einfach zu groß, zu haarig und dick. Ieh. Da bin ich dann eben doch ein weißes Mädchen. Aber zum Glück habe ich ja Farida! Ich musste zwar in Kauf nehmen, dass sie mich auslacht, aber sie ist mit einem Flipflop ganz souverän in mein Zimmer gekommen, auf dem Rücken die schlafende Madita, und hat für mich die Spinne aus meinem Zimmer verjagt. Danke, Farida !!
Heute werde ich das Moskitonetz fest um mich wickeln und in Zukunft meine Klamotten einmal mehr ausschütteln. Wo Melanies Gastmama uns doch letztens einen langen Vortrag über Spinnenbisse gehalten hat.

In diesem Sinne - Lala Salama!



Montag, 8. Oktober 2012

Wochenendtrip nach Mwanga

Am Wochenende haben Friedi, Bentje und ich Pia und Julia in Mwanga besucht. 
Hier das Wichtigste kurz zusammengefasst:


1) Die Hin- und Rückfahrt: Erst einmal bin ich ziemlich stolz, dass wir uns morgens ganz allein ein Taxi gerufen haben, dass uns bis zum neuen Busbahnhof bringt, der ein bisschen außerhalb ist. Des weiteren haben wir im Bus wie die Profis Proviant von unseren Sitzen aus gekauft - Bananen, Wasser & Co. Meine Mama hatte uns noch gekochte Eier mitgegeben - das perfekte Frühstück im Turu Best - Bus. Nach 1 ½ Stunden haben wir uns dann allerdings doch gefragt, wozu es Sitzplatznummern gibt, wenn über die Hälfte der Passagiere im Gang steht. Nunja, würden sie im Gang stehen, wäre das ja noch in Ordnung. Sie lehnen sich in deine Sitze rein, stellen Taschen, Kinder & Co auf deinen Beinen und Schultern ab und ziehen dir an den Haaren, wenn sie sich an deiner Lehne festhalten. Friedi und ich hatten beide einmal das Vergnügen am Gang zu sitzen.. Dass die Straße nicht geteert ist, hat die Rückfahrt, bei der ich nach einer Stunde dringend auf Toilette musste (Insgesamt fährt man gut vier Stunden), nicht einfacher gemacht.. Neben mir saß eine arme Bentje, der speiübel war. Trotzdem möchte ich diese Fahrt nicht missen, irgendwie war es im Nachhinein doch lustig.
Kuschlig gemütlich. Leider hat er nicht so gut gerochen :(
2) Das Essen: Ohja, das Essen war himmlisch! Also die Gastfamilie von Pia, da gibt es wirklich köstliches Essen. Wir haben sogar frischen Salat bekommen, der nicht fritiert wurde oder sonst irgendwie in Fett gewälzt - Ein Traum! Hinzu kamen Suppe und frische selbstgemachte Mandazi, wir haben uns echt alle den Wanst vollgeschlagen, es war aber auch einfach zu gut. Die Chipsis bei Julia am Abend haben dann endgültig allem die Krone aufgesetzt, die haben wirklich besonders gut geschmeckt. Glücklich haben wir uns alle in unsere Betten gerollt.

3) Die Landschaft: Wirklich, traumhaft. Hier in Singida ist ja z.B. der Sternenhimmel schon unfassbar. Aber in Mwanga, da hat man wirklich das Gefühl in einem Disneyfilm spazieren zu gehen. 
Diese Landschaft und dann der Abendhimmel! Sowas idyllisches sieht man wirklich nicht oft.
Nur die Wolken, haben wir festgestellt, sind Schäfchen wie daheim an einem schönen Sommertag.



4) Rafiki: (=Freunde) Es hat so gut getan, sich wiederzusehen, sich auszutauschen und festzustellen, dass wir alle noch dieselben Problemchen und Unsicherheiten haben. Wir sind wirklich eine super Truppe und ich freue mich jedes Mal, dass wir uns alle so gut verstehen. Das macht die Zeit hier noch tausendmal schöner ♥







Donnerstag, 4. Oktober 2012

Nach dem Abi erstmal in die Schule

Ich unterrichte jetzt seit einer Woche in der Ipembe Primary School die 5b in Englisch. 
Ich muss sagen, die zuerst war ich doch ein wenig erschrocken über das Englischlevel meiner Schüler. Mir war schon aus Berichten, etc klar, dass ich mich an ein anderes Schulsystem mit anderen Methoden gewöhnen muss, aber natürlich ist man dann doch nicht darauf vorbereitet, wie es im Endeffekt ist.

Meine 35 Schüler sind sehr gut in zwei Dingen: 1) Alles querbeet abzuschreiben, was an der Tafel steht, zur Not auch ohne es zu verstehen und 2) auf die Frage 'Do you understand? / Mnafahamu?' konsequent im Chor 'Yes, teacher Camiila' zu antworten, obwohl eindeutig ist, dass niemand weiß wovon ich spreche.

Naja, aber eigentlich muss ich sagen, dass ich mich recht schnell an ihre Art des Unterrichts, bzw. ihre Art zu lernen angepasst habe. Ich denke, dass es keinen Sinn hat, sofort alle möglichen westlichen Ideen wie Gruppenarbeit, Sitzkreise und selbstständige Aufgaben, um seine fehlende mündliche Mitarbeit zu verbessern, einzuführen. Das würde sowohl die Kinder als auch mich überfordern. Also habe ich ganz simpel angefangen, denke mir die leichtesten Aufgaben zum Thema aus und vereinfache diese noch ein bisschen, gebe ihnen jeden Tag ein paar Vokabeln, die in den Aufgaben vorkommen, zum Lernen auf und wenn sie gut und schnell mitgearbeitet haben, singen wir ein Lied zum Abschied. Sie können schon 'If you're happy and you know it' und 'Old MacDonald has a farm'. Ersteres ist aber eindeutig ihr Favorit! Manchmal verabschiede ich mich von ihnen und sie antworten mit dem Lied - sehr niedlich :)

Und nach dem ersten Schreck musste ich auch feststellen, dass die meisten von ihnen sehr lernwillig sind: Wenn ich zB am nächsten Tag Vokabeln abfrage, ist die Beteiligung an Meldungen sehr hoch. Weitere kleine Erfolge sind, dass sie inzwischen einzeln schon so laut reden, dass die ganze Klasse sie verstehen kann (und ich auch, yei!) und dass sie sich trauen mir ab und zu eine Frage zu stellen. Dabei ist es mir ganz egal, ob sie nun eine Vokabel oder etwas zu der Aufgabe fragen oder einfach nur wissen wollen, ob sie aufs Choo gehen dürfen - für mich zählt, dass sie sich langsam an mich gewöhnen.

Und sonst ist eigentlich alles so, wie bei uns auch. 
Es gibt die Fleißigen, zB den süßen Godfrey, der mir immer als erstes sein Englischheft in die Hand drückt und ganz stolz damit unter Beweis stellt, dass er schon fertig ist (die haben ein Tempo beim Abschreiben, also da soll sich nochmal ein einziger Lehrer in Deutschland beschweren!), Mohamedi, der mir immer ganz energisch verbietet, die Tafel mit meiner Hand zu wischen ('Teacher Camiila, Don't!! It's too dirty for you') und mir dann einen Schwamm reicht oder die kleine Jessica, die wirklich nur halb so groß ist wie ich, aber eins der hellsten Köpfchen in der Klasse und beim Vorlesen immer als erste die Hand in der Luft hat. 
Allerdings gibt es leider auch die, die überhaupt nicht mitkommen, ihre Hand schnell über ihr Heft legen, wenn ich an den Reihen vorbeigehe, damit ich nicht sehe, dass sie jede auszufüllende Lücke freigelassen haben oder die einfach verwirrt ins Heft ihres Nachbarn starren und offensichtlich nichts damit anfangen können, egal wieviel der Nachbar und ich versuchen zu erklären. 
Und tatsächlich, trotz der allgemeinen Ehrfurcht vor dem Mzungu-Teacher, habe ich einen Störenfried. Yassin, der Gute. Er kommt zu spät, ist dabei laut, weigert sich dann sein Heft rauszuholen und zu schreiben. Heute hat es mir dann mal gereicht. Die letzten Tage habe ich ihn einfach seine coole Masche abspulen lassen, aber als er heute Haji seinen Stift geklaut hat, sodass dieser nicht mehr arbeiten konnte, und er selbst nur auf ihm rumgekaut hat, bin ich dann doch mal zu ihm und habe Konsequenzen gezogen. Ich habe ihm den lässig drapierten Zahnstocher aus den Haaren gezogen, mir seine Tasche genommen, sein Heft heraus- und ihm Hajis Stift aus dem Mund genommen, beides vor ihn gelegt und ihn streng angesehen. Der hat vielleicht geguckt. Dass die anderen gelacht haben und so seine Coolness einen Knacks abbekommen hat, also damit hatte er nicht gerechnet. Die lächelnde Weiße kann auch anders. Hihi. Ab da hat er dann mitgemacht und war für den Rest der Stunde ruhig, ich muss schon sagen, ein bisschen war ich stolz.

Oh, und eine Geschichte muss ich Euch unbedingt noch erzählen. Das ist gestern passiert, am Mittwoch, der einzige Tag, wo ich zwei Stunden gebe. Die erste davon war zu Ende, es hat gegongt und wir haben uns verabschiedet, da hat mir einer der Jungs in der ersten Reihe die Hand hingehalten und wir haben uns zum Abschied die Hände geschüttelt. Anscheinend war das ein Zeichen für die anderen, denn auf einmal war ich umringt von allen 35, hatte auf einmal alle an der Hand, denn jeder von ihnen wollte persönlich 'Goodbye, See you later, teacher Camiila' sagen. Das war vielleicht herzzereißend! 
Und nach der zweiten Stunde wurde es noch besser. Es fing wieder mit Händeschütteln an, aber ein paar Mädchen wurden dann mutiger, haben mir über die Haare gestreichelt und glücklich 'Zuri, Zuri' gejauchzt und schließlich, als ich in diesem Meer von Armen und lachenden Gesichtern zur Tür gekommen bin, hat sich mir Husna, ein sonst eher stilles Mädchen, in den Weg gestellt, ein letztes Mal meine Hand genommen und meinte ' Goodbye, teacher Camiila. I am very happy you be here! You are a very nice girl!' 
- Ihr könnt euch vorstellen, mein Tag war perfekt :)

Weiteres zum Rest der Schule und Kollegium, meiner Arbeit im Community- und Childrencenter, etc folgen, aber jetzt muss ich schlafen.

Lala Salama 
oder wie Farida, Lucia und Helena immer sagen  'Schlaf gut',

eure Camilla


p.s.

Was ich auch noch sagen wollte:
Ich habe langsam das Gefühl, endlich angekommen zu sein und in einen gewissen Alltag zu kommen.
Natürlich, es gibt immernoch Momente, in denen ich frustriert bin, weil ich nichts verstehe und auch im Lehrerzimmer bin ich momentan noch eher ruhig und wünsche mir, dass ich mehr sprechen könnte, aber ich habe immer mehr das Gefühl, hier einen Platz zu und Aufgaben zu haben und zu wissen was zu tun ist. Das ist einfach super. Wenn ich nach Hause komme, begrüße ich Brenda und Angel mit selbst ausgedachtem Handschlag, mit Farida,Lucia und Helena kann ich gut lachen und wenn ich in meinem Zimmer sitze habe ich das Gefühl, wirklich zu Hause zu sein. Schön, oder?