Montag, 21. Januar 2013

Pole kwa Safari!

~'Du Arme,du bist gereist.'
Anfangs habe ich mich ja wirklich gefragt, weshalb man jemanden bemitleidet, wenn er eine Reise macht. Doch jetzt nach 4 Monaten im Land kann ich das gut nachfühlen und bin jedesmal dankbar für diese trostspendenden Worte.
Wie man kürzere Strecken zurücklegt habe ich ja schon mehrfach erklärt, dafür gibt es die Daladalas. Für richtige Kurzstrecken, also zB von mir zu Hause bis zur Schule, da nimmt man sich am besten ein Bodaboda. Ich habe auch schon einen sehr treuen Fahrer, der jeden morgen an derselben Stelle auf mich wartet, auch wenn ich an mindestens 6 von 7 Wochentagen Rad fahre. Piki und Dala sind also nach einiger Umstellungszeit von BVG auf tansanische Transportmittel schon lange alltäglich und nichts besonderes mehr.
(nochmal die Begriffsklärung: 
Daladala - Minibus
Pikipiki - Motorrad
Bodaboda - Motorradtaxi)

Aber durch Urlaub und meine letzte Busfahrt nach Moshi* am Donnerstag letzter Woche motiviert, gehe ich heute mal im genaueren auf die Langstrecken ein.Ja, die sind immer wieder ein Abenteuer! Meist reist man mit dem Bus, die Ausnahmen sind der Zug, der nicht überall fährt und den ich noch nicht ausprobiert habe, und das Schiff, wovon man ja im letzten Eintrag lesen kann.

Allein das Buchen der Bustickets kann recht anstrengend sein. Am besten man erledigt es telefonisch, wozu unser Kiswahili aber ab und an noch ein wenig holprig ist, oder man geht zu einem Buchungsbüro der gewünschten Firma außerhalb des Busbahnhofs. Ist dies aber nicht möglich, muss man eben zu besagtem Bahnhof gehen. In Singida geht es  noch, in Moshi ist es etwas extremer und in Arusha ist es schlimm: Alle bestürmen dich, ziehen an deinen Klamotten, reißen dir im Zweifelsfall die Koffer aus der Hand, um sie in ihren Bus zu schaffen. Es ist auch egal, ob du schon ein Ticket hast oder ganz woanders hinwillst, denn meistens wird dir gar nicht richtig zugehört. Wenn du dann endlich an einem Schalter, der dir vertrauenswürdig erscheint und das richtige Ziel anbietet, angekommen bist, dann ist das Schlimmste geschafft. Noch schnell klar machen, dass du zum normalen Preis reisen willst, nicht zum Mzungu Bei (Europäer Preis),  und sichergehen, dass dir auch eine Sitzplatznummer zugeteilt wird.

Am Morgen der Abreise muss man früh aufstehen! Die meisten Busse fahren um 06 Uhr in der früh, also sollte man ab um 05.30 Uhr da sein. Das kann dann bedeuten, dass man entweder der allerletzte ist und der Bus eigentlich schon losrollt, dass man noch gemütlich eine halbe Stunde im Bus wartet oder dass man noch zwei Stunden in der morgendlichen Kälte, wenn man Pech hat auch im Regen, steht, bis der Bus überhaupt kommt. Ja, mit Abfahrtszeiten haben sie es nicht so. Dann der spannende Augenblick - wurde mein Ticket doppelt ausgestellt? Gerade erst Donnerstag hatte ich das Pech, das Sitzplatz 7 noch an eine andere sehr resolute Dame vergeben war, die die Schuld dieses Missgeschicks bei mir gesucht und auch vehement ignoriert hat, dass ich sie verstehe, wenn sie von 'der Weißen, die eh keine Ahnung hat' redet. Habe mich dann höflich zurückgezogen und einer von der Buscrew hat mir seinen Sitz angeboten. Das ist aber noch glücklich, eine andere Freiwillige hat mal erzählt, dass sie sich mal einen Sitzplatz teilen musste, und zwar ganz bis nach Bukoba (am Victoria Lake)!
Wo wir bei dem Platz im Bus angekommen sind. In irgendeiner Weise ist es immer eng! Ob man mit den Knien an den Vordersitz stößt oder auf Kuschelkurs mit seinem Nebenmann ist, da die Sitze unwahrscheinlich schmal sind - Körperkontakt ist garantiert! Ebenfalls Donnerstag zB saß neben mir zuerst ein junger Mann, der auf meiner Schulter eingeschlafen war, und dann eine unwahrscheinlich dicke Frau! Aber immerhin saß ich am Fenster - sitzt man am Gang ist man nämlich einem neuen Risiko ausgesetzt: Nimmt die Busgesellschaft noch zusätzlich Leute mit, die im Gang stehen und einen geringeren Preis zahlen? Wenn ja, dann ist es ähnlich wie auf der Fahrt nach Mwanga, die ich mal beschrieben habe: Sagt Hallo zu fremden Babyfüßen, Ellenbogen und Taschen im euren Gesichtern und auf eurer Schulter.
Was ist noch typisch für einen tansanischen Bus? Natürlich - die ununterbrochene Beschallung. Und die ist, ebenfalls typisch tansanisch, eigentlich immer zu laut! Egal wie klapprig der Bus, ein Fernseher ist überall vorhanden und dort laufen dann die ganze Reise, egal ob 3 oder 10 Stunden, tansanische Musikvideos, Liebesfilme, Comedy und Sitcoms. Da muss nun jeder für sich entscheiden wie er das findet. Ab und zu ist es ganz schön und unterhaltsam, aber wenn man 8 Stunden lang in Dauerschleife dieselbe CD hört, kann das schon ein wenig die Nerven strapazieren;)
Doch genug gemeckert - es gibt definitiv auch Dinge, die ich beim Busfahren sehr schätze! Zum einen wären da die Bekanntschaften die man macht. Besagte dicke Dame ist zB eine langjährige Kindergartenfreundin von meiner Mama und wir haben uns total gut unterhalten. Oder einmal saß ich neben einem Mann, der ehemaliger Marathonläufer war, gutes Deutsch gesprochen hat, weil er dort so oft Rennen gelaufen ist, und inzwischen an einem Wasserprojekt in der Nähe von Singida mitarbeitet. Er wurde zum Schluss leider ein bisschen cholerisch der Busgesellschaft gegenüber und es wurde alles ein wenig unangenehm, deshalb weiß ich noch nicht, ob ich seiner Einladung nachgehe, um mir das Projekt anzusehen. Habe aber seinen Namen gegoogelt, er ist tatsächlich Marathon gelaufen!
Aber das absolute Highlight ist das Einkaufen im Bus!
Und zwar muss man sich dafür kein Stück bewegen: Regelmäßig halten die Busse für kurze Zeit irgendwo an, an Haltestellen, um etwas ein- oder abzuladen, um irgendwelche Straßengebühren zu zahlen, etc., und bei diesen Gelegenheiten schiebt man dann einfach sein Fenster auf und schaut was sich dort so tummelt. Überall Verkäufer, die dir ihre Ware andrehen wollen. Die meisten verkaufen Maji & Soda (Wasser und Softdrinks) und Pipi (Süßigkeiten), viele haben selbstgebastelte Papptafeln bei sich, an die sie alle möglichen Dinge gepinnt haben, die wirklich niemand haben möchte (sollte man jedenfalls meinen..): Quietschbunte bis superkitschig blinkende Uhren und Sonnenbrillen, Plastikspiegel in Neonfarben und Klappmesser, die so aussehen, als sollte man eine Lizens für sie haben. Ich habe es mir zum Spaß gemacht Frieda die besonders schönen Exemplare dieser Händler immer wieder anzubieten, wenn sie wollte, hätte sie jetzt schon eine beträchtliche Ansammlung von Obama-Unterhosen und Kitsch.;)
Aber das Beste ist das Essen, was man aus dem Fenster kaufen kann! Meine Favoriten dabei sind gebratene oder gekochte Maiskolben (300-500TSH ~ 20-25ct), gekochte Eier mit Salz (250TSH), Sambusa (dreieckige fritierte Teigtäschchen, die es mit Gemüse, Fleisch und Kartoffel gibt - die mit Fleisch sind am besten! 200-300TSH) und natürlich frisches Obst. Und das Beste - die Händler am Fenster handeln meistens nicht, weil dazu keine Zeit ist, der Bus könnte ja gleich weiterfahren. Und was macht man, wenn das gewünschte Produkt gerade nicht vorbeiläuft? Ganz einfach! Man spricht einfach einen der Händler an, sagt beispielsweise, dass seine Colas einem nicht kalt genug sind und dass man außerdem noch 3 Eier haben will, und in einer Minute wird er mit eisgekühlter Coca Cola und dem Eierverkäufer unter deinem Fenster stehen. Sehr bequem das alles!

Insgesamt ist das Reisen also immer sehr anstrengend und es gab bisher keine Busfahrt auf der ich nicht in einem schwachen Moment  neidisch auf die Touri-Rangerovers gelinst hätte, die wir natürlich in halsbrecherischem Tempo überholen, aber insgesamt ist es doch immer witzig und ich freue mich schon jetzt auf die Rückreise nach Singida wegen der Sambusa vom Busbahnhof in Arusha!

* Einer der Brüder meines Vaters ist vorletztes Wochenende verstorben und deshalb ist die ganze Familie einschließlich mir für mehrere Tage in das Dorf gefahren, in dem Baba und seine Geschwister groß geworden sind. Es liegt in den Bergen in der Nähe von Moshi und ich erlebe hier auf jeden Fall einiges. Dazu aber später ein eigener Eintrag.


Mittwoch, 16. Januar 2013

Urlaub

Achtung, Überlänge!

Auch wenn es etwas gedauert hat - natürlich werde ich vom Urlaub berichten!
Wir haben allerdings so viel erlebt, dass es echt schwierig ist, das wichtigste herauszufiltern.
Meinen ganzen Urlaub habe ich mit Frieda verbracht, wundert euch also nicht über die 'wirs' statt 'ichs'.


Hier eine Karte, um unsere Reise leichter nachvollziehen zu können.
Rot ist Reise 1, also vom 8.12. - 24.12.2012. Blau ist Reise 2, vom 29.12.2012 - 05.01.2013.

Unser erstes Etappenziel war also

DAR ES SALAAM (08.12.-10.12.)

Von Singida über Dodoma (nicht korrekt auf der Karte eingezeichnet) sind wir gute zehn Stunden mit dem Bus nach Dar gefahren. Und was haben wir gestaunt, als wir die Großstadt erblickt haben! Hochhäuser! Dass es sowas überhaupt gibt hatten wir total vergessen. In Singida gibt es vielleicht ein paar zwei-, höchstens dreistöckige Gebäude, aber das sind dann auch immer Banken oder so etwas. Und in Iguguno gibt es grundsätzlich nur Erdgeschoss. Aber nicht nur die Hochhäuser versetzten uns ins Staunen: Es gab weiterhin Bürgersteige, Straßennamen, Kleider, die das Knie zeigten, Shoppingmalls und sogar Kinos! Wir kamen uns vor wie die Wilden.
Gewohnt haben wir bei einem Bekannten von Freunden Friedas Familie, der nach Dar ausgewandert ist, nachdem er viele Jahre in Entwicklungsprojekten in Tansania gearbeitet hat. Inzwischen eröffnet er in Dar eine Metzgerei und Bäckerei auf deutschem Standard - eine wirklich gute Geschäftsidee! Dort haben wir uns zwei  Tage königlich bewirten lassen dank des bayerischen Kochbuchs, was unseren Gastgeber seit vielen Jahren in Tansania treue Dienste leistet. Ugali mit Bohnen wurden also freudig gegen Spätzle mit Gulasch getauscht!
Ursprünglich war geplant, dass wir am 10. mit einem Speedboat nach Pemba fahren. Leider waren alle Speedboats schon ausgebucht und da der Flug, der uns angeboten wurde, ca. genauso teuer war, entschiedern wir uns für diese Alternative. Um 7 Uhr morgens sollte unser Flug gehen und wer hätte gedacht, dass es innerhalb von zwei Stunden (denn um 5 fahren die ersten Dalas) quasi unmöglich ist von einem Außenbezirk in den nächsten zu fahren.. Nunja! Nachdem wir pünktlich um 5 Uhr vom ersten Dala eiskalt stehengelassen wurden, kam glücklicherweise (..?) direkt ein anderes und nahm uns mit. Noch lagen wir gut in der Zeit. Blöd nur, dass dieses Dala auf der Hälfte bis zur halben Strecke einen Platten hatte. Da standen wir nun am Straßenrand und mussten entscheiden - nehmen wir ein anderes Dala oder warten wir, bis dieses hier weiterfährt. Da auch die meisten unserer Mitfahrer unentschossen wirkten, haben wir leider zu langsam gehandelt. Denn nachdem direkt nach unserem Halt innerhalb der nächsten 2 Minuten gefühlt 10 Fahrzeuge kamen, war für die nächsten 20 Minuten Schicht im Schacht. Als wir dann endlich von einem anderen Dala aufgenommen wurden, waren wir schon reichlich nervös, denn wir waren inzwischen doch etwas knapp und die berüchtigte Rush Hour Dars begann. Obwohl man in Dar wohl eher vom Rush Day reden kann, da die Straßen eigentlich von 6 Uhr morgens bis 10 Uhr abends verstopft sind. Als wir schließlich an unserer Umsteigestation ankamen, beschlossen wir also uns ein Taxi zu gönnen, um durch das Weglassen der einzelnen Stationshalte Zeit gut zu machen. Eine blödsinnige Idee, da sich unser Taxi sowieso in nicht einmal Schrittgeschwindigkeit bewegt hat - Die Straßen waren verstopft. Inzwischen haben wir immer wieder hektisch mit unserem Kontaktmann am Flughafen telefoniert, dass sie doch bitte auf uns warten mögen. Wo wir gerade genau waren? Entweder wussten wir es nicht oder wir wollten es ihm lieber nicht sagen, da es noch einige Zeit vom Flughafen entfernt war. Schließlich stiegen wir mitten auf dem Weg auf offener Straße aus, um auf Pikis (zur Erinnerung - Motorräder) umzusteigen. Und da ging der Spaß erst richtig los - denn auf einmal war Frieda weg! Mein Pikifahrer war vor ihrem gefahren und ich habe mich immer mal wieder versucht nach ihr umzusehen, aber da wir wie blöde Schlangenlinien gefahren sind, an Lastern vorbei, Hügel rauf und wieder runter, Schleichwege durch die Wohnviertel, war es etwas schwierig den Überblick zu behalten. Doch irgendwann war Frieda definitiv nicht mehr hinter mir. Dass mein Rafiki (Freund/in) weg ist, hat meinen Fahrer eher wenig gekümmert, er war eher an meinem Reiseziel interessiert und ob ich ihn nicht mitnehmen möchte.. Schade! Irgendwann kurz vorm Flughafen haben wir dann auf sie gewartet und zum Glück war sie nur 10 Minuten hinter uns. Wie sich herausstellte WAR IHR PIKIFAHRER NOCH MIT IHR TANKEN!! Obwohl er genau wusste, dass wir keine Zeit mehr hatten.. Nunja, kurz und schmerzlos: Wir haben unseren Flug verpasst, die kleine Maschine gerade noch wegfliegen sehen. Das war ein Frust! Im Nachhinein trotzdem eine Erfahrung, die ich eigentlich nicht missen möchte, denn es war doch alles sehr abenteuerlich und aufregend! Und wir haben ja auch einen Flug für den Nachmittag bekommen.


PEMBA (10.12.-15.12.)

Schon im Flieger(chen) war nicht zu übersehen: Pemba, wie auch Sansibar, sind so gut wie komplett muslimisch. Wir fielen diesmal also nicht nur durch Hautfarbe, aondern auch durch das fehlende Kopftuch auf. Trotzdem fühlten wir uns total wohl, alles war ruhig, keine Mzungurufe und eine herzliche Gastfreundschaft, die gleichzeitigfantastisch unaufdringlich war. Das liegt vielleicht daran, dass Pemba touristisch so gut wie gar nicht erschlossen ist, die Insel führt ein, wie wir finden, unberechtigtes Schattendasein neben Sansibar.
Pemba ist eine Insel überfüllt mit Papaya, Mango und Bananenbäumen, tausenden von Kokosnusspalmen, einsamen Stränden und überall der Geruch von Nelken - denn die sind die Haupteinnahmequelle Pembas.
Wir kamen zwar aus Versehen zwischen einen schon lange währenden Streit zwischen zwei Dorfleuten in Mkoani, was uns veranlasste, das Dorf und die Unterkunft zu wechseln, abersokomplett ohne Zwischenfall wäre es ja auch wirklich langweilig geworden, oder? Unser Fahrer, der uns dann nach Wete (dort lag die zweite Unterkunft) gefahren hat, hat uns eine Zitrusfrucht geschenkt, die so groß war wie ein Fußball. Sowas habe ich wirklich noch nie gesehen! Hat ein bisschen geschmeckt wie Grapefruit. Die hat er uns geschenkt, weil wir die halbe Strecke wieder zurückfahren mussten, weil ihm nach einer halben Stunde aufgefallen war, dass er seinen Führerschein zu Hause vergessen hatte - naja, immerhin hatte er einen!
Ansonsten waren wir schnorcheln, schwimmen, im Dorf frische Meeresfrüchte essen, die Wälder erkunden und abends auf unserer Terasse den Popo wa Pemba (Flughunde, die es nur auf Pemba gibt) zusehen, wie sie ausschwärmen. Es war wirklich schön! In Pemba stieß auch eine andere Kolpingfreiwillige zu uns, Nina, die einige Tage mit uns Urlaub machte.










SANSIBAR (16.12.-18.12.)

Da besagte Nina schon auf der Hinreise ein paar Tage Stop auf Sansibar gemacht hatte und ihre Berichte ziemlich gut klangen, beschlossen wir spontan nicht nur durchzureisen, sondern doch gleich zwei Nächte dort zu verbringen. Praktisch, dass unsere kontaktfreudige Nina auch gleich schon den Manager eines wirklich günstigen Guesthouses zwei Minuten vom Strand entfernt zu ihrem glühenden Verehrer gemacht hatte.;) So war ein günstiges Dreierzimmer kein Problem! Die Anreise von Pemba war weniger schön - mal wieder war das Speedboat schon ausgebucht, also entschieden wir uns für die Fähre über Nacht. Trotz 'VIP-Class' saßen wir wie die Ölsardinen aufeinander, überall hingen lustige Warnschilder wo man seine Hühner besser nicht ablegt (es gab bestimmt drei verschiedene) und waren wir anfangs darüber unzufrieden, dass die Klimaanlage auf 31 Grad gestellt war, wünschten wir uns das doch nach zwei Stunden zurück - da war sie dann komplett ausgefallen. Aber trotzdem auf jeden Fall auch ein Erlebnis!
Auf Sansibar kam dann erst einmal das krasse Kontrastprogramm zu Pemba: Überall Weiße Touris, eine zwar schöne, aber wahnsinnig dekadente (in unseren 3-Monate-nur-Singida/Iguguno-Augen) Hotelanlage am Meer nach der anderen und nirgends schert sich jemand um die Kultur der Insel! Durch das kleine Einheimischendorf in Nungwi (der Ort, in dem wir gewohnt haben) liefen schnatternd und lachend Weiße in Shorts und Bikini, komplett die Schilder ignorierend, die von den Anwohnern aufgestellt wurden ,mit fett durchgestrichenen halbnackten Menschen drauf und dem Spruch 'Bitte respektieren Sie unsere Kultur'. Am Strand fühlten wir uns ganz komisch, weil es plötzlich in Ordnung schien sich vor den Tansanis in Bikini zu zeigen.. Trotzdem haben wir dann auch ein wenig Touriprogramm gemacht, einmal eine Gewürztour und am nächsten Tag hat uns Ninas Verehrer im Schnelldurchlauf eine Tour durch Stonetown gegeben. Abends haben wir dann als Dankeschön für alle (wir waren beinahe die einzigen Gäste) Nudeln mit Bolognese gekocht, das war ein Fest! Unsere Unterkunft war eh auf jüngere Leute, wenn nicht sogar auf Freiwillige und ähnliches spezialiesiert, was wirklich ganz gut war angesichts unseres Schocks gegenüber anderen Landsleuten. ;)
Wir haben beschlossen unbedingt noch einmal hinzufahren, weil es doch sehr schön war und es noch viele Dinge gibt, die wir gerne sehen/machen würden!





DAR ES SALAAM (18.12.-24.12.)

Trotz schwerem Abschied von Seif (Ninas Verehrer) und Nungwi, war es uns wichtig noch ein paar Tage in Dar zu verbringen, denn so eine Gelegenheit sich mit westlichen Gütern einzudecken kommt so schnell nicht wieder! Und tatsächlich, endlich haben wir Plätze auf einem Speedboat bekommen! Allerdings war unser Vertrauen in unsere Sitzplatznummern unbegründet, sodass wir im Endeffekt auf das Sonnendeck mussten - was man bei dieser agressiven Sonne nun wirklich nicht will. Wir fanden aber zum Glück eine kleine Nische vorne am Bug, wo wir uns in den Schatten quetschen konnten. Es war zwar eng, aber all die anderen unfreiwilligen Sonnenbader beäugten uns neidisch! Insgesamt müssen wir aber wohl noch routinierter werden im entspannten Reisen zwischen den Inseln..
In Dar wohnten wir wieder bei Friedas Bekanntem, der an einem Tag auch eine super Stadtrundfahrt mit uns gemacht hat. Von den Tingatinga-Malern über die Holzschnitzer (hab hier einen kleinen Lebensbaum erstanden) zu einem Riesensupermarkt, der wirklich ALLES hatte (Käse, Rittersport und Mehrkornbrot), und von da aus weiter in eine wirklich schicke Shoppingmall mit Kino, wo wir auch gleich Karten für den nächsten Abend kauften. Außerdem machte er uns mit drei Freiwilligen aus Dar bekannt, wofür wir ihm sehr dankbar waren, da wir in den folgenden Tagen viel mit den Jungs gemacht haben. Aus dem Kinobesuch wurde leider nie etwas, da ich in der Nacht vom 19. auf den 20. an Malaria erkrankt bin. Deshalb sind wir auch so verspätetheimgefahren, es war ursprünglich natürlich nicht der Plan, dass wir am 24. bis nachmittags um Bus sitzen! Die Malaria war wirklich nicht so der Renner, zwei Tage lang hab ich mich sehr elend gefühlt, aber die Medikamente wirken schnell und am 24. war ich wieder top fit. 






MOSHI - PANGANI - MOSHI (29.12.2012 - 04.01.2013)

Für Silvester waren Frieda und ich mit unserer Kolpingfreiwilligen Becci aus Moshi, zwei weiteren Freiwilligen aus Moshi, die dort als IT-Lehrer an einer Secondaryschool arbeiten (Leo und Marvin), zwei Freunden von den beiden, Freiwillige aus Uganda (Jakob und Richard) und dem Mitbewohner von Jakob einem ugandanesischen (?) Tanzlehrer (Davis) verabredet. Gemeinsam wollten wir am Ushongo Beach in der Nähe von Pangani feiern. Leider musste Becci kurzfristig absagen, da sie krank geworden war! Hin- und Rückreise waren jeweils mit einer Nacht Moshi verbunden, was cool war, da wir die Stadt bisher noch nicht kannten. Ein difinitives Highlight dort waren Milchshake und Sansibarpizza, eine Teigtasche gefüllt mit Ei, Hack und Gemüse, die von beiden Seiten angebraten wird. Sehr gut!
Am Ushongo Beach angekommen waren wir eigentlich nur noch exzessiv mit Nichtstun beschäftigt - das war schön! Am Strand liegen, lesen, spazieren, Musik hören und die vielen geschäftigen Krebse beobachten, schwimmen und essen! Genächtigt haben wir in Zelten, da in der Anlage schon alle Bungalows belegt waren. Am Silvesterabend gab es ein riesiges All-you-can-eat Barbecue, was wirklich ganz ausgezeichnet war! Sogar Dinner for One gabs, dafür wurde der Countdown ein bisschen verschlafen, wir waren einfach plötzlich im neuen Jahr. 
Es waren wunderbar entspannte Tage, in denen wir noch einmal viel Energie tanken konnten, bevor Arbeit und Alltag in der Familie wieder losgingen!






Insgesamt war das Reisen wirklich toll! Natürlich!! lief eigentlich nichts so wie geplant und wir hatten auch einige Stresssituationen, aber es war eine richtig tolle Zeit mit viel Abenteuer und ich freu mich schon auf meine nächsten Ferien!







Freitag, 11. Januar 2013

Mapepo

Heute morgen bin ich um halb acht von Schreien aufgewacht. Als ich nach draußen gegangen bin, kamen mir Mama und Brenda entgegen, die mir beide dringend davon abrieten ins Wohnzimmer zu gehen, denn Helena (eines unserer Hausmädchen) sei schwer krank.



Auf die Frage, was sie denn habe, hieß es 'Mapepo na Jini'. Dann gingen die beiden wieder, um Wasser ins Wohnzimmer zu bringen. Kurzzeitig waren die Schreie und das Weinen verstummt und man hörte eine männliche Stimme einen langanhaltenden energischen Monolog halten. Habe mir dann die 'Krankheit' mit dem Wörterbuch übersetzt - Helena litt an 'Dämonen und Geistern'. Habe daraufhin noch einmal nachgefragt und Brenda und die beiden Kleineren haben mir ganz ernst und ehrfürchtig erklärt, dass Helena von bösen Dämonen heimgesucht worden wäre, da diese sich in sie verliebt hätten, und diese sie krank machen würden. Wie genau sich diese Krankheit äußert habe ich nicht verstanden, etwas mit Gleichgültigkeit, die anderen Vokabeln kannte ich nicht. Es sei ganz normal, dass sie so schreien würde, wenn sie das Wort Gottes höre, denn der Priester sei gerade bei ihr. Ständig wurden Decken und Essen von Mama ins Wohnzimmer gebracht.
Ich bin dann wieder zurück in mein Zimmer, weil ich von dieser Situation total überfordert war. Alle schienen es total normal zu finden, Mama war zwar besorgt und die Kinder ängstlich aufgeregt, aber alle haben mit so einer Selbstverständlichkeit von diesem Dämon gesprochen, dass ich mich total komisch gefühlt habe, als einzige nicht daran zu glauben. Sie würde nicht geschlagen, sagte Brenda, das sei der Dämon, der nicht weggehen wolle und deshalb schreie. Das wurde von Mama bestätigt. 
Inzwischen scheint alles vorbei zu sein und ich glaube, dass Helena jetzt schläft.
Dass es sowas hier wirklich gibt, also in so einem doch städtischen Ort wie Singida Town, und dass meine ganze Familie fest daran glaubt - das ist für mich überhaupt nicht greifbar. Außerdem beschäftigt mich der Gedanke, ob Helena geschrien hat, weil sie auch daran glaubt oder weil sie wirklich krank war oder weil ihr wehgetan wurde. Ich glaube allerdings nicht, dass ich dazu nähere Infos bekommen werde. 
Wenn ich später zum Frühstück komme, wird alles so sein wie immer.



Das ist Helena