Donnerstag, 27. Dezember 2012

Arbeit im Haushalt

Davon muss ich auf jeden Fall auch berichten. Es sind zwar die gleichen Dinge wie in Deutschland kochen,putzen,waschen, aber es ist doch mit wesentlich mehr Arbeit verbunden als in Deutschland. Und hier hat mir noch keine Hausfrau ihr Leid geklagt!

Wovon immer alles abhängt ist die entscheidende Frage: Tuna maji?(Haben wir Wasser?)
Und in letzter Zeit war die Antwort leider leider meistens: Hamna maji! Und ohne Wasser ist man aufgeschmissen. Eigentlich logisch, doch wenn es immer so selbstverständlich aus dem Wasserhahn sprudelt, vergisst man manchmal wieviel man tatsächlich benötigt.
Wir holen unser Wasser immer aus unserem Guesthouse, das fünf Minuten entfernt ist. Dort haben wir einen Anschluss zum Grundwasser.
Mit einem großen Handkarren und 10 leeren Kanistern gehts los, der Weg ist natürlich nicht eben, geschweige denn geteert, sondern sandig und hügelig, sodass man schon mit einem leeren Karren des Öfteren auf Abwege kommt. Sind dann alle Kanister gefüllt, gehts wieder zurück und das ist echt ein Meisterstück an Arbeit - aber auch immer ziemlich lustig! Wenn wir nur geringe Mengen an Wasser benötigen, tragen Helena und Brenda die Wassereimer auf dem Kopf. Ich habe ihnen das Versprechen abgenommen, mir das beizubringen, aber bisher steht es mit meinem Tragevermögen noch nicht zum Besten.
Ja, so bekommen wir normalerweise Wasser. Aber was tun, wenn die Rohre mal wieder kaputt sind oder es einfach kein Wasser gibt, weil sogut wie die ganze Stadt ausgetrocknet ist? Tja, ich muss sagen, dann ist es meistens ein echt nerviger Tag. Alles verschiebt sich nach hinten, bis mein Vater schließlich den Laden geschlossen hat und mit seinem Auto zwei volle Wassertonnen bringt oder Leute organisiert sind, die uns Wasser gegen teures Geld nach Hause bringen(was dann meistens immernoch zu wenig ist). Das heißt erst ab zehn kann begonnen werden mit duschen, eventuell noch Klamotten waschen (wenn man zB am nächsten Tag verreisen will) und kochen - was über der offenen Feuerstelle ja sowieso länger dauert. Da braucht man dann schon sehr viel Geduld oder wie Frieda und ich es nennen, unsere 'innere Ausgeglichenheit', um ruhig zu bleiben.

Beim Kochen besteht meine Aufgabe meistens darin den Reiszu sortieren, daman den ja in Säcke kauft und zwischen den Körnern oft noch kleine Steinchen und anderes Gezeug sind, die man nicht auf seinem Teller haben möchte. Des weiteren trauen sie mir inwischen zu so gut wie alles zu schnippeln, nur bei den Kochbananen schauen sie mir noch auf die Finger, da schneidet mansich nämlich leicht. Und den Uji, den Getreidebrei, den es fast jeden Abend gibt (sehr lecker!), den darf ich unter Aufsicht auch schon rühren.
Was ich beim Kochen so bemerkenswert finde, ist die Tatsache,dass wir hier komplett von der Hand in den Mund leben: Jeden Mittag gehen die Hausmädchen auf den Markt und kaufen das Gemüse für den Mittagsugali, das dann sofort zubereitet wird, und am späten Nachmittag gehts wieder los, um die Beilagen für das Abendessen zu kaufen, die dann auch sofort zubereitet werden. Eigentlich logisch, wenn man keinen Kühlschrank hat - lagern geht bei der Hitze eben nicht! Es macht den täglichen Arbeitsaufwand aber doch um einiges größer.

Putzen tue ich hier, wie noch nie in meinem Leben. Jeden zweiten Tag fege ich mein Zimmer aus, weil es hier einfach so saustaubig ist, und ich habe es jetzt auch schon mehrfach gewischt. Achja und der Besen ist natürlich kein europäischer, so wie wir ihn kennen, sondern einfach ein Bündel zusammengebundener Zweige - da kommt Freude auf! Und der ewige singidanische Wind arbeitet immer gegen einen, kaum ist die Staubfluse auf den Hof gefegt, kommt sie wieder reingeweht..

Und schließlich das Waschen ohne Waschmaschine: Man nehme zwei große Plastikschüsseln und fülle beide mit Wasser. Zu der einen gebe man eine Hand von der körnigen Seife hinzu, die hier für alles gebraucht wird, egal ob Klamotten, Hände oder Geschirr. Und dann wird die Kleidung mit Hand geschrubbt was das Zeug hält (ich sehe von Wäsche zu Wäsche wie meine Shirts dünner werden), ausgewrungen und in der zweiten ausgewaschen und erneut ausgewrungen. Bei Bedarf kann man das Auswaschen in einer dritten Schüssel wiederholen. Da die Schüsseln auf dem Boden stehen und man selbst nicht sitzt, kamm das ganz schön auf den Rücken gehen. Habe mir aber meinen Waschstuhl eingerichtet , der zwar für unnötig befunden, aber akzeptiert wurde.:) Zum Glück hab ich beim Waschen meist fleißige Helferinnen, am liebsten geht mir Angel dabei zur Hand. Während ich ein Teil wasche, schafft sie vier und nimmt mir meins dann meistens noch kopfschüttelnd aus der Hand, weil ich zu ungeschickt bin..Ja, sie ist 11!

All diese Sachen waren mir anfangs so unwahrscheinlich fremd und jetzt gehören sie zu meinem Alltag - trotzdem glaube ich, dass ich daheim in Deutschland das Gefühl haben werde Waschmaschine und Gasherd wären nie weg gewesen.

Usiku mwema
Die Fotos zeigen mich beim Reis sortieren und Uji kochen, außerdem einen Waschbehälter (nach der Wäsche), wo man im Hintergrund auch einen unserer 'Besen' sehen kann.
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Mittwoch, 26. Dezember 2012

Frohe Weihnachten!

Ja, ein Weihnachtsfest im Kreise der tansanischen Familie, wie ist das?
Bei Familie Ngure ist es wirklich schön.

Am 24. bin ich nachmittags wieder zu Hause angekommen, mit Abschiedsschmerz von Ferien und den verbundenen Freiheiten im Gepäck, und Frieda und ich hatten beide ein wenig Angst, dass jetzt zu Hause an Weihnachten der Kulturschock einsetzt.
Aber die Sorgen waren unbegründet. Gleich auf dem Busbahnhof haben wir zwar gemerkt, dass wir wieder auf dem Land, die Menschen ärmer als in der Großstadt und wir wieder die Hauptattraktion sind -Frieda wurde auch gleich von einem Betrunkenen begrüßt und freudig umarmt -   aber trotzdem war ich froh, wieder zu Hause zu sein, und ja, Singida hat sich tatsächlich wie zu Hause angefühlt. Verrückt, oder?

In der Familie angekommen, hat man von Weihnachten noch nicht viel gemerkt, alle sind ihren normalen Tätigkeiten nachgegangen.
Bevor Frieda nach Iguguno ist haben wir dann noch eine Minibescherung mit unseren Weihnachtspäckchen aus Deutschland gemacht - besonders beglückt hat mich eine Salami, Frieda hatte ein paar echt scharfe Tütensuppen dabei.. Was hier so zum Luxus wird:)

Gegen 11 Uhr Abends sind wir dann in die Kirche gegangen, wie immer waren wir zu spät. An Heiligabend hat der Kirchgang hier aber offensichtlich für die Jugendlichen noch eine ganz andere Bedeutung als das Gedenken an die Geburt Christi: Da die Kirche zum Bersten voll ist, bleibt die Jugend freiwillig draußen, tauscht Neuigkeiten aus, trinkt heimlich Konyagi und/oder man trifft sich mit dem Liebsten wie unser eines Hausmädchen. War wirklich sehr lustig, auch wenn ich von der Busfahrt und dem Abschiedsabend in Daressalaam so müde war, dass ich mich heimlich nach der warmen Kirche und einem Sitzplatz gesehnt habe. Aber ich habe - wie kann es hier anders sein - viele neue Bekanntschaften geschlossen und so unter anderem auch erfahren, dass letzte Woche unser singidanisches Kiboko (Nilpferd) getötet wurde, weil es die Felder der Bauern in der Nähe des Sees zerstört hat. Dabei wollte ich es mir doch unbedingt noch ansehen!
Pole, kiboko!

Nach der Kirche gings dann flink ins Bett und richtig Weihnachten begann eigentlich erst am 25. los.
Den ganzen Vormittag habe ich beim Kochen geholfen für das Festmahl am Nachmittag: Es gab Wali (Reis), Pilau, Chipsis, Kuku (Huhn), Ngombe (Rind), zwei verschiedene Soßen, Kraut- und Tomatensalat und Avocado. Dazu Soda und, was wirklich etwas besonderes ist, gekauftes Wasser und kein abgekochtes. War ziemlich köstlich! Beim Essen haben wir Musik gehört, Mama hat sogar ein bisschen getanzt und wenn sie gerufen hat 'chakula ni kitamu au baya?' haben alle ausgelassen im Chor 'kiitaaamuuu' gerufen. (~Ist das Essen lecker oder schlecht? - 
Leeeeckeer!)
Danach war es dann ein bisschen traurig. Es ist hier üblich, dass man am Nachmittag des 25. alle seine Lieben besucht, sich mit Freunden trifft, etc. Also sind alle losgestiefelt, um irgendjemanden zu besuchen, und ich bin zwar mit zu Bibi (Oma) und Mama Maria (eine Frau, die in unserem Guesthouse arbeitet), aber da ist mir eben aufgefallen, dass alle Leute, die ich jetzt gerne besuchen würde, ziemlich weit weg sind. Mein Cousin Hilary, der zur Zeit bei uns wohnt, war dann aber ziemlich rührend und hat mich mit in die Stadt genommen, weil er gemerkt hat, dass ich Heimweh hab. Er habe auch welches, schließlich sei er ja auch nicht bei seinen Eltern und ich solle mir keine Gedanken machen. Ziemlich goldig! Wir haben dann zusammen Soda getrunken und es war wirklich ein schöner Abend! Als wir wieder heimkamen, war Mama aber immernoch in Partystimmung und wollte weiterziehen zu den nächsten Freunden. Wir sind also mit und überall herrschte so eine ausgelassene Stimmung und Festtagsfreude, da musste ich einfach wieder gute Laune haben!
Habe da übrigens auch den Alkohol probiert, der für den Stamm meiner Eltern typisch ist (der Stamm heißt Chagga). War richtig eklig.
Zum Verhängnis wurde mir wie immer das Essen: Bei jedem Besuch muss man auch das Essen der jeweiligen Familie 'probieren' (=Portionen für Jungs im Wachstumsschub), sonst ist man unhöflich. Das Essen war zwar überall mindestens so gut wie bei uns, wenn nicht sogar noch besser, aber ich konnte einfach nicht mehr! Ich glaube, dass ich gestern so viel gegessen habe wie sonst in einer ganzen Weihnachtswoche. Und ich als die Weiße habe ja immer noch extra Portionen bekommen! Gegen 23Uhr waren wir schließlich wieder zu Hause und vollgefressen wie noch nie habe ich mich in mein Bett gerollt. Aber ich weiß, dass ich mir jetzt wenigstens von Hilary nie wieder anhören muss, ich würde zu wenig essen, er hat nämlich genauso gelitten wie ich.;)

Heute am 2. Weihnachtsfeiertag herrscht eigentlich Alltagsstimmung. Hab endlich meine Reisetasche ausgepackt und alles mal gewaschen, die anderen sind arbeiten oder räumen den Hof auf. Heute abend gehen wir alle zusammen aufs Shamba (Feld) und machen irgendwas mit Mais, ob es ernten oder sähen ist, dazu hat mein Kiswahili nicht gereicht.

Alles in allem sind es schöne Tage, auch wenn ich nicht unbedingt darauf kommen würde, dass es Weihnachten ist, wenn ich es nicht wüsste.

Einen besinnlichen 2. Weihnachtsfeiertag euch allen!

Eure Camilla


Auf den Fotos seht ihr unser Festessen; dann Erick, Evaristis Rücken und mich mit vollem Bauch; Justo, leider sehr verschwommen über seiner 3. Portion (man beachte wie voll der Teller ist!!!) und Hilary, der partout den Zahnstocher nicht aus dem Mund nehmen wollte..;)

Freitag, 14. Dezember 2012

Gruß aus dem Paradies

Keine Panik, mir geht es gut! Mache gerade Strandurlaub und nein, die Insel ist nicht gefährlich, im Gegenteil so hilfsbereit und unaufdringlich sind die Leute bisher selten gewesen!
Werde genaueres schildern, wenn wieder mehr Internet vorhanden ist!

Vermisse trotz allem Schokoweihnachtsmann und Schnee.

Alles Liebe, tutaonana!

Camilla

Montag, 3. Dezember 2012

Likizo ni bado kidogo!

Zeugnisse, ja die gibt es jetzt bald für die fleißigen Schüler der Ipembe Primary School. Vom 26.11.-28.11. waren Examination-Days, in denen die Schüler in jedem Fach ihre Abschlussprüfung geschrieben haben, die dann auch ihre Endnote darstellt. Es gibt für die Lehrer die Möglichkeit, diese Note je nach Schüler noch anzugleichen, aber ich habe das Gefühl, dass das die wenigsten in Anspruch nehmen. Ich ärger mich immernoch ein wenig, dass ich durch meine Krankheit den Test für meime Klasse nicht selbst konzipieren konnte und er deshalb meiner Meinung nach ein bisschen ungeeignet war. Aufgabe 1-25 waren nur Grammatikaufgaben zu den verschiedenen Zeitformen - wo meine Kinder doch gerade erst 'please Madame, may I go to the toilet?' gelernt haben - und dafür haben wir 2 Monate gebraucht!
Naja, jedenfalls ist der Test dann doch für tansanische Verhältnisse im Fach Englisch recht gut ausgefallen, fast alle aus meiner Klasse hatten über 40%! Und sie waren auch besser als ihre Nachbarklasse, die 5a. Hihi:)
Was mir in den Tagen aufgefallen ist, wieviel Papierkram man als Lehrer zu erledigen hat, wenn man keinen Computer besitzt. Man kann die verschiedenen Ergebnisse nicht mal eben in die vorgefertigte Word-Tabelle eingeben, nein! Jede Tabelle muss mit Hand gezeichnet werden, meist auf Blankopapier. Dann gibt es eine Tabelle pro Klasse, eine pro Klassenstufe und nochmal eine, die auch die angeglichenen Noten enthält. Und diese Ergebnisse überträgt man dann endlich, natürlich auch handschriftlich, in die Zeugnismappen der Schüler. Aufgeschrieben werden dort die angepasste Endnote, das Ergebnis der Abschlussprüfung in % und der Rang, den der Schüler in seiner Klassenstufe mit seinem Ergebnis erreicht hat.(Im Fach Englisch wird Platz eins von meiner Schülerin Violeth belegt - mit 70%..)
Auch lustig während der Prüfungstage waren die Aufsichten über die Prüfungen. Ich habe meistens Mwalimu (=Lehrer) Manyoya (oder so..) begleitet. Ihre Art des Aufpassens war entweder draußen zu telefonieren oder zu schlafen. Da ich aber nunmal selbst gerade erst  aus der Schule raus bin, sind mir sämtliche Spicktricks noch recht gut im Gedächtnis und ich habe sage und schreibe insgesamt 5 Spicker und 6 Zettelchen, auf denen Fragen für den Nachbarn formuliert sind, eingesammelt. Habe die Schüler aber nicht bei ihrer Lehrerin verpetzt. Sie waren eh so schockiert, dass sie überhaupt erwischt wurden, dass sie danach ganz fleißig weitergearbeitet haben. Einem Mädchen war es so peinlich, dass sie seitdem immer hysterisch kichert, wenn sie mich sieht!:)
Ja, so geht ein Schuljahr rum. Gestern war 1. Advent? Nein, davon bekommen wir hier nichts mit - Hier beginnen nächste Woche die Sommerferien!

Usiku mwema,

Teacher Kamiila


PS
Ab Samstag bin ich übrigens verreist: Es geht mit Frieda nach Pemba! Ich empfehle euch, euch die GoogleBilder anzusehen, um vor Neid zu erblassen im kalten Ujerumani! 2 Wochen Strand, schnorcheln, Ananas unter Palmen essen und natürlich - haha - Sonne satt!