Freitag, 12. Juli 2013

Grosser Besuch

Mein Vater war da!
Durch seinen Besuch, vor allem in Singida, habe ich noch einmal richtig gemerkt, wie sehr ich hier zu Hause bin und wieviel ich in dem Jahr schon erlebt habe!
Es war schoen und seltsam zugleich meinen weissen Papa auf unserem Sofa im Sebleni (Wohnzimmer)sitzen zu sehen wie er sich mit meiner schwarzen Mama unterhaelt. (natuerlich beider jeweils auf ihrer Muttersprache und dafuer haben sie sich wirklich sehr gut verstanden!)
Anfangs war es wirklich merkwuerdig, da fuer mich Tansania eine Welt ohne meine deutsche Familie und Freunde ist, aber ich habe es trotzdem genossen!
Es war ein interessanter Mix: Ich war stolz, Papa alles zeigen zu koennen, es war neu fuer mich, dass ich etwas kenne und kann, was er nicht kann (das Land und die Sprache)und daher unseren ganzen Zeitplan bestimme und ich war verbluefft, da ich mir auf einmal die ganze Zeit Sorgen gemacht habe, mein Vater koennte nicht zurecht kommen! Was ja ziemlich absurd ist, schliesslich ist er ein erwachsener Mann. Aber es war total schwierig einzuschaetzen, was fuer einen 'Neuankoemmling' anstrengend sein koennte und was nicht. Die Busfahrten beispielsweise habe ich gnadenlos unterschaetzt, waehrend ich offensichtlich die Umstellung auf Plumpsklo und tansanisches Essen schlimmer eingeschaetzt habe, als sie eigentlich waren. Es reagiert eben jeder anders!
Oh, und gleich am ersten Tag ist Papa mir in Arusha verloren gegangen, um Himmels willen, das war ein Schreck!
Frieda und ich waren mit ihm auf einem Masaimarkt gewesen, um Andenken einzukaufen, und wollten mit drei Pikis zurueckfahren. Natuerlich kannte sich mal wieder keiner der Pikifahrer in Arusha genug aus, um unser Guesthouse zu kennen, aber Frieda wusste den Weg. Friedas Piki also zuerst, dann ich und zum Schluss Papa. Was passiert natuerlich am groessten Kreisverkehr Arushas? Der Held von Fahrer, der meinen Tourivater hinten drauf hatte, nutzt die falsche Ausfahrt! Mein Piki bleibt also am Kreisel stehen und Frieda, die einzige, die unser Ziel kannte, verschwindet. Wie das in solchen Situationen so ist, war dann natuerlich auch noch mein Handyakku alle. Ich, leicht hysterisch, habe dann aber sehr nette Jugendliche gefragt, ob sie mir einen Akku leihen koennen (ich nutze ein sehr gaengiges Handymodell hier) und habe durch Papas Handy, der eigentlich ganz zufrieden mit seiner Stadtrundfahrt war, seinem Fahrer die Meinung gegeigt und ihn zu uns beordert. Inzwischen hatte Friedas Fahrer, der Frieda schon sicher an unserem Guesthouse abgesetzt hatte, uns auch wiedergefunden und wir haben also zu dritt auf Papa gewartet. Auch typisch tansanisch: Statt dass Papas Fahrer sich schuldig fuehlt und um Verzeihung bittet, verlangt er mehr Geld, da er so viel Sprit verbraucht hat! Sehr aufregend war das!

Und Mama und Baba Ngure haben sich so gefreut meinen deutschen Vater kennenzulernen! Sie haben sich wirklich nicht lumpen lassen! Es war zu jederzeit Klopapier und frisches Wasser zum Spuelen im Klo, es gab Unmengen an gutem und ausgefallenem Essen und morgens gab es sogar Butter zum Toastbrot!

Sonst war Papas Zeit hier leider ein wenig kurz, da er kurzfristig frueher abreisen musste, als geplant. Aber das wichtigste, Singida, hat er gesehen! Und ich habe an seinen Reaktionen gemerkt, dass ich mich in diesem Jahr was Dinge wie Eigenstaendigkeit angeht offensichtlich doch sehr entwickelt habe. Es war schoen zur Abwechslung mal meinem Vater etwas beibringen und zeigen zu koennen, daran koennte ich mich gewoehnen. ;)
Dementsprechend freue ich mich auch sehr auf Mamas Besuch, in zwei Wochen ist es so weit!

Alles Liebe,

Camilla

Dienstag, 21. Mai 2013

die besondere Klasse der Ipembe Primary School

Karoli, Rachel, Dicki, Azizi, Fatuma, Zena, Alexi, Rahma, Husseini und Salma. Diese Namen und die dazugehörigen Personen sind in den letzten Monaten sehr wichtig für mich geworden!



Ich habe nämlich zusätzlich zu meinem Englischunterricht noch angefangen woanders zu 'unterrichten'. Mit diesen 11 Kindern lerne ich z.B. Dinge wie Hände waschen, den Klassenraum fegen und ordentlich essen. 


Fatuma & Zena
Außerdem lösen wir Rechenaufgaben, mit Alexi sogar schon im Zahlenraum bis 20, schreiben und malen. Das Malen ist besonders beliebt, vor allem bei Fatuma und Zena. Karoli liegt die ruhige Arbeit eher nicht so, er tanzt lieber und macht Spaziergänge auf dem Schulgelände - immer wieder aufregend ihn wieder einzufangen. Wenn wir genug gelernt haben, spielen wir Fußball oder andere Ballspiele. Außerdem trinken wir Chai oder Uji und mittags essen wir gemeinsam.       



Die Ipembe Primary School hat seit einiger Zeit eine neue Klasse eingerichtet, eine Klasse für behinderte Kinder. Die Klasse wird von Mwalimu (=Lehrer) Mwacha geleitet, er hat 

Unterstützung von einer anderen Lehrerin und, wie sie die Kinder alle nennen, 'Dada' (=Schwester), die für sie kocht. Und seit kurzem helfen Rike und ich auch dort aus, wir sind jede unserer Freistunden von Montag bis Donnerstag dort.

Die Kinder sind von 8 bis halb 12 in der Schule, am Freitag bleiben sie zu Hause und Mwalimu Mwacha besucht sie dort und schaut, ob sie im Haushalt helfen, bzw. sich einbringen können. Karoli beispielsweise hilft seiner Bibi dabei den Hof zu fegen. Er fegt überhaupt sehr gerne!

Behinderte (Kinder) werden hier oft immernoch sehr schlecht behandelt, verleugnet, weggegeben oder weggesperrt. 
Ein Freund von mir erklärte mir das so:'Die Leute verstehen nicht, dass es nicht Gott ist, sondern die Biologie, durch die so etwas passiert.' 
Ich war wirklich schockiert, was uns so erzählt wurde. 
Man sollte meinen, dass die Leute sich freuen, dass sie ihre Kinder in die Schule schicken können, damit sie gefördert werden. Doch das Gegenteil ist oft der Fall. Mwalimu Mwacha erzählte uns, dass er in seinen freien Tagen regelrecht Klinken putzen muss, um nach behinderten Kindern zu suchen, da die Leute glauben, dass diese Kinder eh nicht gefördert werden können. Wenn er Erfolg hat, ist es oft furchtbar, was er sieht. Er erzählte uns, dass er einen 18 jährigen Jungen fand, der noch nie das Sonnenlicht gesehen hat und daher so weiß wie ich war. Der Junge konnte weder reden noch laufen und das nicht, weil er es nicht hätte lernen können, sondern weil sich einfach nie jemand mit ihm beschäftigt hat. 


Karoli, Dicki und ich beim schreiben
Oder unser Karoli: Von seiner Mutter weggegeben an die Großmutter, die aber sehr viel Arbeit hat und alt ist. Die einzige Lösung, die ihr einfiel, war, Karoli an einen Stein festzubinden, so wie ihre Ziegen auch, damit er nicht abhanden kommt. Egal, ob Regen oder Sonnenschein, Karoli saß draußen.
Seit er bei Mwalimu Mwacha und den anderen Kindern ist, hat er Laufen gelernt, wie gesagt er tanzt sogar gerne, und auch das Reden klappt immer besser. 'Chai' und 'Juu' (oben) sind seine Lieblingsworte - Essen und Hochgehoben werden sind ja auch wichtige Bedürfnisse! Ansonsten spricht er leider ausgerechnet Tribal und das nicht gerade deutlich.. Aber wir verständigen uns schon!

Leider gibt es viele Kinder, vor allem in den umliegenden Dörfern, die nicht zu uns kommen können, da die Eltern keine Zeit haben mit ihrem Kind täglich so eine lange Strecke zurückzulegen. Daher spart die Schule auch gerade, um Schlafsääle bauen zu können, aber so etwas braucht Zeit.

Seit ich dort arbeite, lohnt sich mein bisher eh schon schöner Freiwilligendienst noch einmal um 100% mehr! Ich bin zwar jeden Tag schon um ein Uhr komplett erledigt, da alle einen gleichzeitig mit verschiedenen Dingen beanspruchen, aber es macht einen Heidenspaß!
Ich muss gestehen, anfangs hatte ich Sorge, dass ich Berührungsängste haben würde, aber das war völlig unbegründet und dafür wäre auch gar keine Zeit gewesen. Ich erinnere mich noch an unseren ersten Tag: Mwacha zeigte uns den Klassenraum mit den Worten:'Hier arbeiten wir. Ich muss jetzt auch mal kurz weg, ihr macht das schon!' Aber wir machen es ja tatsächlich und es bringt uns und den Kindern viel Freude.

Besonders schön ist es zu sehen, wie die Kinder nach und nach uns gegenüber auftauen, anfangen zu reden, regelrecht richtig frech werden!


Rachel


Zum Beispiel Rachel: Anfangs wusste ich gar nicht, dass sie sprechen konnte, sie saß immer in der Ecke und versteckte sich hinter ihren Händen. Jeden Morgen stand sie stundenlang vor der Tür, bis man sie irgendwann bemerkte und reinholte. Inzwischen rennt sie auf uns zu und umarmt uns, wenn sie uns sieht, klaut meine bunte Kreide und macht mir dann eine lange Nase. Und reden tut sie auch gerne. Wenn sie gerade Zweien schreiben soll, will sie lieber Ball spielen und wenn wir eigentlich gerade malen, hört man ein genuscheltes 'Naomba Chai' (Ich hätte gern Tee) von der Seite.



Ich liebe diese Arbeit und bin jetzt schon traurig, dass ich die Lieben bald nicht mehr sehen werde. Ich werde bald bestimmt noch einmal genauer über sie schreiben, aber jetzt ist mein Duschwasser heiß, juhu!

Einen schönen Abend wünsche ich euch!

Donnerstag, 16. Mai 2013

Geburtstag


Letzten Freitag hatte ich Geburtstag. Ich hatte nicht sonderlich viel erwartet, da ich es meiner Familie nicht erzählt hatte und in der Schule auch niemand Bescheid wusste.
Dementsprechend 'normal' verlief dann auch der Morgen:
Gestresst mit meinen Geschwistern eine Tasse heißen Chai runterkippen, da Mama uns sonst nicht aus dem Haus lässt, eben unter dem Papayabaum Zähne putzen und nichts wie los. Da ich leider mal wieder etwas spät dran war, entschied ich mich spontan für ein Motorradtaxi (Bodaboda). Mein Lieblingsfahrer war natürlich schon zur Stelle, er weiß ja, wie gern ich mich verspäte. Man speichert sich übrigens im Handy so drei, vier Nummern von den Bodafahrern seines Vertrauens und ruft sie dann direkt persönlich an oder schreibt ihnen eine SMS, wenn man sie braucht. So etwas albernes wie Taxigesellschaften gibts hier natürlich nicht! Also schnell im Damensitz aufgesessen, man soll ja nichts unschickliches sehen, wie zB etwa mein KNIE! Um Gottes Willen, das wäre nun wirklich zu freizügig.
In der Schule angekommen, eben in die Anwesenheitsliste eingetragen und noch rasch den letzten Rest Unterricht vorbereitet.
Als ich dann in meine 5. Klasse gekommen bin, haben die Kinder mich ordentlich überrascht: Auf ein 'Suprise' sprangen alle auf, warfen mit selbstgebasteltem Konfetti und sangen Happy Birthday erst auf Englisch, dann auf Kiswahili. Ich war wirklich gerührt! Aber damit nicht genug - die Kinder hatten mir auch noch ein Stück Kuchen und eine Plastikrose besorgt!

Klassenbeste Martha schneidet mir den Kuchen an

Ganz nach tansanischem Brauch wurde also erst ich als Geburtstagskind von meinen Gästen=Schülern mit einem Stück Kuchen gefüttert und danach habe ich den Rest des Kuchens in 22 kleine Teile geschnitten und nacheinander all meine kleinen Rabauken mit Kuchen beglückt. Statt der vorbereiteten Aufgaben haben wir dann Vier-Ecken-Raten mit Vokabeln gespielt. Klingt jetzt nicht soo besonders, aber wenn man bedenkt, dass hier im Unterricht nie gespielt wird, war es wohl für uns alle eine schöne Stunde!
Danach wartete Rike im Lehrerzimmer auch schon auf mich und zwar mit Muffins und 19 kleinen Kerzen. Alle haben noch einmal gesungen und wieder wurden Muffins kleingeschnitten, damit alle etwas abhaben konnten. Habe dann noch herausgefunden, dass Rike Karoli Urassa, unserem Schulleiter Bescheid gegeben hat und der wiederum den Kindern gesagt hat, dass sie ja singen können. Konfetti, Kuchen und Blume haben sie sich aber selbst ausgedacht. Außerdem habe ich noch ein paar selbstgemalte Herzen, Schmetterlinge & Co. von den Kleinen bekommen.

deutsch-tansanische Suppe
Nach der Schule haben Rike und ich für uns und meine Familie zu Hause noch eine Kartoffelsuppe gekocht. Von meinem deutschen Besuch hatten wir noch Wiener Würstchen aus der Dose und außerdem aus Rikes letztem Paket Pumpernickel - ein richtiges Festmahl für den tansanischen Freiwilligen! (Und Papa, dein Geburtstagskuchen war trotz der langen Paketreise immer noch vorzüglich! Danke!)

Als Mama dann noch erfahren hat, dass ich Geburtstag habe, hat sie mich erst ausgeschimpft, dass ich nichts gesagt habe, sie hätte doch eine Party organisiert! (Ich bin ganz froh, dass es im kleinen Kreis geblieben ist)
Spontan habe ich als Geschenk einen neuen Duschbecher bekommen. Er ist lila, hat einen Henkel und ich liebe ihn sehr! Sonntag gab es dann nachträglich noch einen Kuchen.

Ich hatte wirklich einen schönen Tag und habe wieder einmal gemerkt, wie schön es ist hier zu sein und dass ich schon so viele tolle Menschen kennengelernt habe!

Eure Camilla

P.S. Ich kann jetzt nicht nur auf Kiswahili begrüßen, sondern auch schon auf drei Tribalsprachen. Meine Lehrer sind sehr stolz auf mich! ;)

Mittwoch, 15. Mai 2013

Godfrey

Godfrey ist einer meiner Schüler. Er ist besonders pfiffig und ein echter kleiner Charmeur. Er hinterlässt mir z.B. immer wieder Botschaften in seinem Heft, zB wünscht er mir ein schönes Wochenende oder schreibt Extrasätze zu den Übungen über seine Lieblingsfußballspieler. Wenn ich gerade nicht hinschaue, versucht er meine Haare zu berühren und wenn wir ein Spiel spielen, steht er zufälliger Weise immer neben mir. Trotzdem ist er natürlich auch besonders frech, unterhält sich sehr gerne mit seinen Sitznachbarn, zeichnet kleine Fußballfelder in sein Heft, um darin Fingerfußball zu spielen oder schaut den Kindergartenkindern durchs Fenster dabei zu wie sie üben Buchstaben in den Sand zu malen, anstatt selbst seine Aufgaben abzuschreiben.
Neulich hat er mich beim Korrigieren der Hefte so zum Lachen gebracht, dass ich das mit euch teilen wollte:

Immer, wenn meine Schüler volle Punktzahl in einer schwierigeren Aufgabe haben, bekommen sie von mir einen Sticker. Die Sticker der damaligen Aufgabe waren Marienkäfer und da ich ein Mädchen daraufhin von 'roten Kakerlaken' reden hörte, dachte ich, dass ich das besser noch einmal ausführe und eine Erklärung hinzuschreibe.



Also steht jetzt neben jedem Marienkäfer: 'Das ist ein Marienkäfer. Die Deutschen glauben, er bringt Glück.'
Einen Tag später hatte Godfreys Marienkäfer Gesellschaft von einem Kaugummisammelsticker von Fußballspielern. Daneben hatte er mir geschrieben: 'Das ist Yaya Toure. Manchester City glaubt, er bringt Tore.'

Niedlich, oder?


Donnerstag, 25. April 2013

eine tansanische Trauerfeier

Im Januar war die Beerdigung von einem meiner tansanischen Onkel. Bisher habe ich es noch nicht geschafft davon zu berichten, aber das möchte ich unbedingt noch nahholen, da es ein sehr besonderes Ereignis war. Zusammen mit der ganzen Familie fuhr ich dorthin, wo mein Vater und seine Geschwister aufgewachsen waren, ein kleines Dorf in den Bergen namens Tarakea.

Tarakea ist ein kleines Dorf, was an der Straße liegt, die einen der Berge rund um Moshi hochführt. Allerdings hört die geteerte Straße schon lange vor Tarakea auf und viele Endstationen sind auch sehr viel weiter unten am Berg angesiedelt. Nur ein Busunternehmen macht sich die Mühe bis dort oben raufzugurken. Jedenfalls gibt es dort ein paar kleine Dukas (Läden), vielleicht zwei Bars und einen kleinen Gemüse- und Kleidermarkt. Dafür hat man morgens und abends einen unbezahlbar schönen Blick auf den Kilimanjaro und man kann schön durch die Felder spazieren gehen.



unser Haus in Rombo

 
Insgesamt waren wir dort gemeinsam eine gute Woche und eigentlich glich das Ganze eher einem Familienurlaub als einer Trauerfeier. 
Die Kinder spielten zusammen in Babus (Großvaters) Maisfeldern, die Frauen trafen sich zum kochen und tratschen und die Männer begutachteten die Felder meines Babus und tranken gemeinsam Mbege (das ist der typische Alkohol der Chagga - der Stamm, dem meine Familie angehört. Mbege wird aus gegorenen Bananen und Getreide gemischt, mir schmeckt er nicht so gut).


Während die Tage bis hin zur Trauerfeier eher wie Ferien waren, war der Tag der Feier selber dafür besonders feierlich und natürlich auch traurig. War bisher noch nichts von Schmerz und Verlust zu spüren gewesen, so fingen meine Schwestern und Mama zwei Stunden vor Beginn der Feier schrecklich an zu weinen, regelrecht zu Schreien. Sie steigerten sich eineinhalb Stunden hinein in ihre Trauer und wollten gar nicht aufhören zu weinen. In der Zeit habe ich mich in mein Zimmer zurückgezogen, da es mir weder angemessen erschien mitzutrauern noch zu versuchen sie zu trösten.


Dort wurde der Sarg aufgestellt
Die Feier fand auf einer kleinen Lichtung zwischen Babus Feldern statt. Mein ältester Onkel hatte extra für die Beerdigung ein kleines Häuschen dort erbauen lassen, das nun dazu diente dem Toten seine letzte Ehre zu erweisen. Bevor man also Platz unter dem großen Baldachin nahm, der die Gäste vor der Sonne schützen sollte, gingen alle in einer langen Reihe an dem aufgebarten Toten in diesem Haus mit zwei Durchgängen vorbei. Es war das erste Mal in meinem Leben, das ich einen Toten gesehen habe und ich muss sagen, dass ich nicht darauf vorbereitet war. Als alle Platz genommen und der Pfarrer vorne auf einem Podest alle begrüßt hatte, trugen Baba und seine Brüder den Sarg nach draußen vor das Podest des Pfarrers. Ich habe meinen Baba noch nie so traurig erlebt, er hat sogar geweint! 

Um zu wissen, dass das etwas besonderes ist, dazu muss man sich natürlich die Stellung des tansanischen Manns vergegenwärtigen.
Er ist das Oberhaupt der Familie, hat im Endeffekt die Endscheidungsgewalt über alle familiären Belange und soll für  die ganze Familie sorgen. Er hat also die meiste Macht, wodurch aber auch immer eine gewisse Distanz gewahrt wird. z.B. essen meine Schwestern in einem anderen Zimmer, wenn Baba gleichzeitig isst. 

Meinen Vater also so traurig dort in der ersten Reihe sitzen zu sehen, dass ihm unkontrolliert die Tränen flossen, war wirklich sehr sehr anrührend und hat auch mich traurig gemacht, obwohl ich den Verstorbenen gar nicht kannte.
Ansonsten war die Feier schön, für meinen Geschmack hat der Priester ein wenig zu lang geredet, aber das gehört hier ja dazu, und leider hatte ich keinen Schattenplatz, sondern saß in der Sonne, weshalb ich mir auch einen kleinen Sonnenstich geholt habe. Das habe ich aber erst gemerkt, als der Sarg in das Grab gelassen wurde (ebenfalls auf der Lichtung, eingebettet von Bananenbäumen und Kaffeepflanzen. Sehr, sehr schön!), weil mir dort beim Warten darauf, dass ich wie jeder Gast eine Rose auf das Grab legen darf, schwindelig geworden ist und ich mich auf den Boden setzen musste. Das war mir ziemlich peinlich, aber im Nachhinein glaube ich, dass es nicht sonderlich aufgefallen ist. Wie schon so oft gesagt, als Weißer besitze ich hier Narrenfreiheit und gerade in Tarakea, wo viele noch nie 'live' einen Weißen gesehen haben und manche Babys angefangen haben zu weinen, wenn sie mich gesehen haben, hat es niemanden gewundert, dass ich auf dem Boden saß und mich komisch benahm - man hat bisher ja auch noch nie etwas Vernünftiges von diesen Wazungu gehört. Es ging dann auch wieder vorbei, ich konnte meine Rose ablegen und habe danach einen Schattenplatz bekommen.

Mit der Beisetzung war die offizielle Feier vorbei und jetzt passierte etwas Merkwürdiges: Auf einmal kamen wie aus dem Nichts Leute von einer Art Cateringfirma, bauten ihre Tische auf, verteilten Essen und Trinken und fingen an Musik abzuspielen. Und zwar nicht traurige oder langsame Musik, sondern dieselbe, die auch auf Hochzeiten gespielt wird (wie zB dieses Lied hier 'Utamu wa Yesu' http://www.youtube.com/watch?v=Rn9n1Lv1TlY ). 
Alle außer mir schienen das normal zu finden, manche tanzten, die meisten luden sich die Teller voll und begannen Mbege, Bier und Softdrinks zu trinken. Aus jeder vorher noch so traurigen Miene wurde ein fröhliches Lächeln. So haben Freunde und Verwandte des Verstorbenen bis spät in die Nacht für ihn gefeiert und es war ein wirklich schöner Tag!

Einige Sachen will ich jedoch noch extra erwähnen, die für mich besonders an diesen Tagen in Tarakea waren:

1. die verwirrenden Familienverhältnisse: Ich dachte immer, dass ich mit sieben Gastgeschwistern schon in einer kinderreichen Familie bin, doch das, was ich dort oben in Tarakea erlebt habe, war noch einmal eine ganz andere Größenordnung. Jeden Tag wurden mir mindestens eine neue Tante und ein neuer Onkel vorgestellt und auf die Frage wieviele Geschwister mein Vater eigentlich hat, konnte mir nie jemand antworten, es kam immer nur ein 'Puhh... Viele!!'. 
Auch ob diese Tanten und Onkel nun direkte Verwandte oder Angeheiratete waren, war sehr undurchsichtig und dass jede Mama mindestens auf drei verschiedene Namen hörte, machte die Sache auch nicht leichter. So wurde meine Mama zB Mama Justo (nach ihrem ältesten Sohn), Mama Madita (nach ihrer kleinsten Tochter), Mama Maria (ihr eigener Name), Shangazi und Mama Edwin (Babas Name) gerufen. Sehr verwirrend! Auch die Bezeichnungen für meine Onkel und Tanten musste ich erst lernen. Jeder Bruder der älter ist als Baba, wird Baba mkubwa (großer Baba), jeder Bruder der kleiner ist als Baba, wird Baba mdogo (kleiner Baba) genannt. Dementsprechend also auch Mama mkubwa und Mama mdogo für die Tanten, obwohl die teilweise auch Shangazi gerufen wurden (obwohl Shangazi auch eine Schwester der Schwiegersöhne oder eine Frau der Söhne sein kann).


zwei meiner ' Tanten'

Wie ihr seht, tatsächlich sehr verwirrend, und jemanden zu finden war manchmal wirklich nicht leicht! 
So habe ich auch drei Tage lang nach der Frau des Verstorbenen Ausschau gehalten, bis mir gesagt wurde, dass sie sich schon lange von meinem Onkel geschieden habe, nicht hier wäre und dementsprechend meine Bibi (Großmutter) die Haupttrauernde wäre, womit wir auch schon zu Punkt zwei kommen:

2. Bibi: Die Mutter meines Vaters ist schon sehr alt und inzwischen auf beiden Augen erblindet. Sie wohnt wie wir in Singida und wir besuchen sie manchmal abends, um mit ihr gemeinsam zu essen. Die Reise nach Tarakea, die für mich schon anstrengend war, muss für sie echt kräftezehrend gewesen sein!
Die ganze Familie hat sich rührend um ihr ältestes Familienmitglied gekümmert und sie wurde immerzu von Enkeln und (Schwieger-)Töchtern herumgeführt, um am sonnigsten Platz zu sitzen oder am interessantesten Gespräch teilzuhaben. Auch Mama hat mich pflichtschuldigst jeden Tag mit zu Bibi genommen, damit ich sie grüße und ihr mein Beileid bekunde. Was zu diesen Bekundungen auch gehört und mir besonders unangenehm war, ist, dass man der Trauernden Geld schenkt. Als Weiße einer blinden alten Frau vor ungefähr 40 Verwandten einen knallroten Schein (das ist hier das höchste: 10.000 Shilling = 5€)zu überreichen war mir total unangenehm, obwohl das hier normal ist. Ich war aber doch sehr gehemmt und hab Mama schließlich um Hilfe gebeten.

Außerdem hatte ich mit Bibi noch ein besonderes Erlebnis. Ein paar Tage vor der Feier stiegen Mama, Bibi, ein paar Tanten? und kurzerhand auch ich, da ich ja Mamas älteste Tochter bin, in ein Auto. Wie sooft mit Mama erfuhr ich erst unterwegs wohin wir eigentlich fuhren. Bibi wollte einen alten Schulfreund von dem inzwischen verstorbenen Babu besuchen. 
Dieser Schulfreund wohnte in einer Hütte, die komplett aus Lehm und Holz errichtet war. Natürlich habe ich solche Häuser hier schon gesehen, aber ich habe bis dahin noch nie jemanden kennengelernt, der so wohnt. Keine Elektrizität, nur sehr kleine Fenster und keine gestrichenen Wände, was die Zimmer unheimlich klein und düster macht. Das Zimmer von Bibis Gastgeber hatte auch keine richtige Tür, weswegen wir ihr und ihrem bettlägigen Freund von draußen bei ihrer Unterhaltung zusehen konnten. 
Da der alte Mann ziemlich krank war, sollten wir nicht alle auf einmal hinein, um ihn zu grüßen, deshalb wurden uns Stühle auf den Hof vor sein Zimmer gestellt. Ich habe zwar nichts von dem Gespräch der Zwei verstanden, da sie Kichagga gesprochen haben. Trotzdem war es ein beeindruckendes Bild, diese beiden alten Menschen, beide gestützt von einem jüngeren Familienmitglied, wie sie Geschichten von früher austauschten. 
Da ist mir, glaube ich, das erste Mal klar geworden wie anstrengend das Leben hier ist und dass ich das wahrscheinlich niemals wirklich nachempfinden kann. Egal, wie lange ich hier wäre, ich bleibe immer weiß und könnte mir Waschmaschinen und Strom jeden Tag leisten. Auch jetzt helfe ich zwar im Haushalt, aber das ist ja nicht das selbe, da ich es nicht MUSS. Ich kann es nur wiederholen, ich habe großen Respekt vor den Menschen hier! 
Ich wünschte, ich hätte ein Foto von Bibi, aber das habe ich mich irgendwie nicht getraut.

quasi ein Beweisfoto

3. Die Garderobe: Aus mir unerfindlichen Gründen hatten alle engen Familienmitglieder, und damit also auch ich, auf der Trauerfeier Kleidung an, die wir auf einer Hochzeit garantiert als unpassend eingestuft hätten. Alle anderen Gäste durften in schönen Kostümen und Anzügen kommen, aber wir hatten alle ein cremefarbenes Poloshirt mit blauem Kragen an, auf dessen rechter Brust das Gesicht des Toten aufgedruckt war. Des weiteren trugen wir Frauen einen Kitenge mit der Farbkombi Gelb-Lila-Blau, auf dem Maiskolben aufgedruckt waren. Das war schon sehr merkwürdig und wirklich wohl habe ich mich nicht gefühlt.




4. Fleisch: Ohja, ebenfalls SEHR SEHR einprägsam! Am einfachsten ist es wohl, das Foto für sich sprechen zu lassen. Ihr müsst nur wissen, dass a) ich diese Kuh noch lebendig gesehen habe (habe sie am Fell erkannt) und b) man jeden Tag verfolgen konnte, was heute im Eintopf war. Naja, andererseits - ich glaube nirgends ist Fleisch mehr Bio als hier und da eh alles entweder zerkocht oder fritiert wird, mache ich mir nicht mehr so viele Gedanken. Hat sogar ganz gut geschmeckt!



Eigentlich wollte ich diesen Artikel schon vor 5 Tagen veröffentlichen, aber dann gab es mal wieder ein Problem mit dem Internet und alles war wieder gelöscht. Aber dafür hatten wir schon seit über zwei Wochen keinen Stromausfall mehr!



Sonntag, 31. März 2013

Heri ya Pasaka!

Oder auf Deutsch - Frohe Ostern! Mein Osterwochenende begann gestern um 22 Uhr, als Rike und ich zusammen mit meiner Familie in die Osternachtmesse gegangen sind.. Eine Geduldsprobe! Gegen null Uhr waren wir endlich bei der Predigt angelangt und die halbe Gemeinde schlief friedlich in ihren Bänken. Aber dann auf einmal lebten alle wieder auf, es wurde gesungen und getanzt, pure Ekstase! So wird die Auferstehung gefeiert. Von dieser Freude wieder ein wenig gestärkt, sah man dem Rest des Gottesdienstes wieder ein wenig optimistischer entgegen - obwohl wir schon 3 potentielle Bräute und einen Säugling gesichtet hatten, die die Prozedur durch Hochzeit und Taufe zu einer noch etwas längeren Vernstaltung machen konnten. Wie naiv von uns! Im Endeffekt wurden noch 15 Kinder getauft, diverse Menschen gefirmt und 12 Brautpaare getraut! Todmüde bin ich dann gegen drei in mein Bett gefallen. 
Heute am Ostersonntag war es ähnlich wie am 25. Dezember, Mama, Farida und ich haben den ganzen Vormittag geschnippelt und gekocht uund ich habe ein Hühnchen gerupft! Ich habe ihm sogar den Hals abgedreht - ich bin ein wenig stolz und Mama war es auch, ich sei schon ein richtiges tansanisches Mädchen. Dass ich zugenommen habe, hat sie mir hierbei auch freudestrahlend berichtet..Danke, Mama! Das Essen war wie immer fantastisch, von Pilau über Kochbananen alles dabei. Den ganzen Tag über kam auch immer wieder Besuch vorbei. Ostern wird hier noch ein wenig größer als Weihnachten gefeiert, habe ich das Gefühl. 

Und dann hatte meine Mama noch Geschenke für jeden von uns. Ich habe einen Kanga bekommen, einen tansanischen Stoff. Bevor jedes Kind sein Geschenk bekommen hat, hat Mama kurz lobend von ihm, bzw. ihr gesprochen, dann sind alle anderen in den Flur gegangen, dort das Geschenk geholt und von da aus eine singende Geschenksparade zurück ins Wohnzimmer gemacht. 

mir wird mein Kanga überreicht, Justo hat mich darin gerade erfolgreich eingewickelt
Mama und Farida
Es war sehr sehr schön! Besonders hat mich gerührt, dass Mama unser Hausmädchen Farida (14) besonders gelobt hat und ihr fast am meisten geschenkt hat und sie danach noch gedrückt hat und sie als ihr eigenes Kind bezeichnet hat. Das ist eine ziemliche Seltenheit, meistens sind die Hausmädchen die allerletzten in der Familienhierarchie und werden auch dementsprechend schlecht behandelt. 


Gleich besuchen Mama und ich noch Bibi (Oma) und ein paar Freunde.
Ich bin satt und zufrieden! Hätte schon gern einen Schokohasen, aber da Mama ja gesagt hat umenenepa (du bist dick geworden), ist es vielleicht ganz gut, dass ich den nicht habe ;)

Ganz liebe Ostergrüße nach Deutschland, auch von meinen Eltern!
Baba, Mama und ich






Dienstag, 12. März 2013

Nimepotea

Umepotea? Diese Frage haben mir in den letzten Tagen viele Menschen gestellt. Es bedeutet 'Bist du verloren gegangen?' und wird angewandt, wenn man jemanden lange nicht gesehen hat.
Und ja, in gewisser Weise bin ich das vielleicht kurz, sowohl in Singida als auch in Deutschland.
In Singida, weil ich ab dem 17. Januar verreist war: Zuerst nach Babati, um den Gastbruder von Frieda zu besuchen, der dort ein Internat besucht, dann nach Moshi zu unserem Zwischenseminar von Kolping. Danach war ich noch eine Woche in Moshi, weil ich momentan meinen ersten Besuch aus Deutschland habe, und habe dort auf diesen gewartet. 
Und weil momentan so viel los war, bzw. ist, habe ich auch das bloggen und eMail beantworten etwas schleifen lassen - meine Mutter hat mir bei unserem letzten Telefonat ganz empört erzählt, dass ich inzwischen alle meine Leser verloren hätte. Ich entschuldige mich hiermit!

Als ich mich für diesen längeren Zeitraum in Singida verabschiedet habe, war das wirklich schwieriger als erwartet:
Meine Schüler wollten mich für einen ganzen Monat!! partout nicht gehen lassen, meinten ich solle Seminar und Besuch ausfallen lassen, schließlich sei ihre Bildung ja wohl wichtiger und überhaupt wieso sollte ich mit anderen Freiwilligen über meine Probleme reden - ich habe doch bestimmt keine! Einige meiner Schüler fingen sogar an zu weinen, weil sie dachten, dass ich für immer, also wieder nach Deutschland, gehen würde. Auch die Lehrer waren traurig, aber als sie gehört haben, dass ich mit Besuch wiederkomme, waren sie versöhnt - denn Besuch bedeutet Geschenke! (Sie haben Früchtetee und ein Stück Berliner Mauer bekommen)
Helena, eines der Hausmädchen und inzwischen meine beste Freundin innerhalb der Familie, war auch sehr geknickt und mir selbst ist es auch schwergefallen so lange von zu Hause (!!!) weg zu sein. 
Übrigens: Seit Januar bin ich nicht mehr alleine in Singida - Rike ist gekommen! Rike war schon letztes Jahr für 10 Monate in Tansania, allerdings in Iguguno. Es ist schön, wieder jemanden hier zu haben!
Dass ich nach Moshi gegangen bin, hat sich dann aber doch gelohnt:
Das Seminar war interessant und es war schön alle mal wiederzusehen, zumal wir ja nicht nur die Kolpingfreiwilligen aus Tansania, sondern auch die aus Kenia waren!
Eine Einheit hat mir besonders gefallen: Wir Freiwilligen haben hier  oft das Problem, dass wir nach Geld gefragt werden und wenn wir dann versuchen zu erklären, dass wir an deutschen Maßstäben eigentlich nicht wirklich Geld haben,stößt das häufig auf Unverständnis. Die Einheit hat sich damit beschäftigt, was passieren würde, wenn wir Geld hätten. Kolping hat uns 200.000 Shilling gegeben, umgerechnet 100€, und wir sollten überlegen was wir damit machen wollen. Am Ende sollten alle in der Gruppe damit zufrieden sein, die Mentoren haben sich komplett zurückgehalten. Wir haben lange diskutiert und uns im Endeffekt dafür entschieden einen Workshop in einer Kolpingfamilie zu finanzieren. Bei diesen Workshops lernen die Menschen z.B Batikstoffe oder Kerzen herzustellen. Allerdings fehlen oft die Gelder für diese Workshops, da am Ende alle Teilnehmer einen Grundstock an Chemikalien & Co. bekommen, um selbstständig zu produzieren und so Geld zu verdienen (& wieder neue Materialien zu kaufen). Dass das wirklich funktioniert, wissen wir durch Kolping Iguguno und besonders durch die Gastmutter von Frieda und Bentje, die selbst Seife und Stoffe herstellt. Alle waren am Ende zufrieden und wir haben uns dann noch mit Richard (unser Mentor) zusammengesetzt, um alles durchzusprechen. Es war doch überraschend, wie schwer es ist Geld vernünftig zu spenden. Wir hatten auch über längerfristige Projekte nachgedacht, die aber wieder verworfen, da wir bald ausreisen und eine Kontrolle, ob unser Geld richtig genutzt wird, sehr schwierig geworden wäre.
Ansonsten war der Aufenthalt in Moshi noch toll, weil wir das erste mal seit 5 Monaten abends tanzen waren! Und wir haben den Kilimanjaro Marathon miterlebt, der ist einmal im Jahr und es kommen wahnsinnig viele Touristen, um mitzulaufen. Wir selbst sind nicht gerannt, aber wir fanden es trotzdem super, weil am Ende des Rennens ein großes Konzert war, bei dem auch einer unserer tansanischen Lieblingssänger aufgetreten ist!

Jetzt gerade bin ich in Dar es Salaam, übermorgen geht es nach Sansibar, ein wenig deutscher Tourist sein. 
Ich entschuldige mich noch einmal für die lange Stille - sobald ich wieder etwas mehr Alltag habe, werde ich wieder regelmäßig schreiben, versprochen! Und sagt man nicht immer no news are good news? Mir gehts jedenfalls gut!

Jioni njema meine Lieben!


(der Titel 'nimepotea' ist einfach eine andere Form von dem Verb 'kupotea' und bedeutet 'ich bin verloren gegangen')

Montag, 21. Januar 2013

Pole kwa Safari!

~'Du Arme,du bist gereist.'
Anfangs habe ich mich ja wirklich gefragt, weshalb man jemanden bemitleidet, wenn er eine Reise macht. Doch jetzt nach 4 Monaten im Land kann ich das gut nachfühlen und bin jedesmal dankbar für diese trostspendenden Worte.
Wie man kürzere Strecken zurücklegt habe ich ja schon mehrfach erklärt, dafür gibt es die Daladalas. Für richtige Kurzstrecken, also zB von mir zu Hause bis zur Schule, da nimmt man sich am besten ein Bodaboda. Ich habe auch schon einen sehr treuen Fahrer, der jeden morgen an derselben Stelle auf mich wartet, auch wenn ich an mindestens 6 von 7 Wochentagen Rad fahre. Piki und Dala sind also nach einiger Umstellungszeit von BVG auf tansanische Transportmittel schon lange alltäglich und nichts besonderes mehr.
(nochmal die Begriffsklärung: 
Daladala - Minibus
Pikipiki - Motorrad
Bodaboda - Motorradtaxi)

Aber durch Urlaub und meine letzte Busfahrt nach Moshi* am Donnerstag letzter Woche motiviert, gehe ich heute mal im genaueren auf die Langstrecken ein.Ja, die sind immer wieder ein Abenteuer! Meist reist man mit dem Bus, die Ausnahmen sind der Zug, der nicht überall fährt und den ich noch nicht ausprobiert habe, und das Schiff, wovon man ja im letzten Eintrag lesen kann.

Allein das Buchen der Bustickets kann recht anstrengend sein. Am besten man erledigt es telefonisch, wozu unser Kiswahili aber ab und an noch ein wenig holprig ist, oder man geht zu einem Buchungsbüro der gewünschten Firma außerhalb des Busbahnhofs. Ist dies aber nicht möglich, muss man eben zu besagtem Bahnhof gehen. In Singida geht es  noch, in Moshi ist es etwas extremer und in Arusha ist es schlimm: Alle bestürmen dich, ziehen an deinen Klamotten, reißen dir im Zweifelsfall die Koffer aus der Hand, um sie in ihren Bus zu schaffen. Es ist auch egal, ob du schon ein Ticket hast oder ganz woanders hinwillst, denn meistens wird dir gar nicht richtig zugehört. Wenn du dann endlich an einem Schalter, der dir vertrauenswürdig erscheint und das richtige Ziel anbietet, angekommen bist, dann ist das Schlimmste geschafft. Noch schnell klar machen, dass du zum normalen Preis reisen willst, nicht zum Mzungu Bei (Europäer Preis),  und sichergehen, dass dir auch eine Sitzplatznummer zugeteilt wird.

Am Morgen der Abreise muss man früh aufstehen! Die meisten Busse fahren um 06 Uhr in der früh, also sollte man ab um 05.30 Uhr da sein. Das kann dann bedeuten, dass man entweder der allerletzte ist und der Bus eigentlich schon losrollt, dass man noch gemütlich eine halbe Stunde im Bus wartet oder dass man noch zwei Stunden in der morgendlichen Kälte, wenn man Pech hat auch im Regen, steht, bis der Bus überhaupt kommt. Ja, mit Abfahrtszeiten haben sie es nicht so. Dann der spannende Augenblick - wurde mein Ticket doppelt ausgestellt? Gerade erst Donnerstag hatte ich das Pech, das Sitzplatz 7 noch an eine andere sehr resolute Dame vergeben war, die die Schuld dieses Missgeschicks bei mir gesucht und auch vehement ignoriert hat, dass ich sie verstehe, wenn sie von 'der Weißen, die eh keine Ahnung hat' redet. Habe mich dann höflich zurückgezogen und einer von der Buscrew hat mir seinen Sitz angeboten. Das ist aber noch glücklich, eine andere Freiwillige hat mal erzählt, dass sie sich mal einen Sitzplatz teilen musste, und zwar ganz bis nach Bukoba (am Victoria Lake)!
Wo wir bei dem Platz im Bus angekommen sind. In irgendeiner Weise ist es immer eng! Ob man mit den Knien an den Vordersitz stößt oder auf Kuschelkurs mit seinem Nebenmann ist, da die Sitze unwahrscheinlich schmal sind - Körperkontakt ist garantiert! Ebenfalls Donnerstag zB saß neben mir zuerst ein junger Mann, der auf meiner Schulter eingeschlafen war, und dann eine unwahrscheinlich dicke Frau! Aber immerhin saß ich am Fenster - sitzt man am Gang ist man nämlich einem neuen Risiko ausgesetzt: Nimmt die Busgesellschaft noch zusätzlich Leute mit, die im Gang stehen und einen geringeren Preis zahlen? Wenn ja, dann ist es ähnlich wie auf der Fahrt nach Mwanga, die ich mal beschrieben habe: Sagt Hallo zu fremden Babyfüßen, Ellenbogen und Taschen im euren Gesichtern und auf eurer Schulter.
Was ist noch typisch für einen tansanischen Bus? Natürlich - die ununterbrochene Beschallung. Und die ist, ebenfalls typisch tansanisch, eigentlich immer zu laut! Egal wie klapprig der Bus, ein Fernseher ist überall vorhanden und dort laufen dann die ganze Reise, egal ob 3 oder 10 Stunden, tansanische Musikvideos, Liebesfilme, Comedy und Sitcoms. Da muss nun jeder für sich entscheiden wie er das findet. Ab und zu ist es ganz schön und unterhaltsam, aber wenn man 8 Stunden lang in Dauerschleife dieselbe CD hört, kann das schon ein wenig die Nerven strapazieren;)
Doch genug gemeckert - es gibt definitiv auch Dinge, die ich beim Busfahren sehr schätze! Zum einen wären da die Bekanntschaften die man macht. Besagte dicke Dame ist zB eine langjährige Kindergartenfreundin von meiner Mama und wir haben uns total gut unterhalten. Oder einmal saß ich neben einem Mann, der ehemaliger Marathonläufer war, gutes Deutsch gesprochen hat, weil er dort so oft Rennen gelaufen ist, und inzwischen an einem Wasserprojekt in der Nähe von Singida mitarbeitet. Er wurde zum Schluss leider ein bisschen cholerisch der Busgesellschaft gegenüber und es wurde alles ein wenig unangenehm, deshalb weiß ich noch nicht, ob ich seiner Einladung nachgehe, um mir das Projekt anzusehen. Habe aber seinen Namen gegoogelt, er ist tatsächlich Marathon gelaufen!
Aber das absolute Highlight ist das Einkaufen im Bus!
Und zwar muss man sich dafür kein Stück bewegen: Regelmäßig halten die Busse für kurze Zeit irgendwo an, an Haltestellen, um etwas ein- oder abzuladen, um irgendwelche Straßengebühren zu zahlen, etc., und bei diesen Gelegenheiten schiebt man dann einfach sein Fenster auf und schaut was sich dort so tummelt. Überall Verkäufer, die dir ihre Ware andrehen wollen. Die meisten verkaufen Maji & Soda (Wasser und Softdrinks) und Pipi (Süßigkeiten), viele haben selbstgebastelte Papptafeln bei sich, an die sie alle möglichen Dinge gepinnt haben, die wirklich niemand haben möchte (sollte man jedenfalls meinen..): Quietschbunte bis superkitschig blinkende Uhren und Sonnenbrillen, Plastikspiegel in Neonfarben und Klappmesser, die so aussehen, als sollte man eine Lizens für sie haben. Ich habe es mir zum Spaß gemacht Frieda die besonders schönen Exemplare dieser Händler immer wieder anzubieten, wenn sie wollte, hätte sie jetzt schon eine beträchtliche Ansammlung von Obama-Unterhosen und Kitsch.;)
Aber das Beste ist das Essen, was man aus dem Fenster kaufen kann! Meine Favoriten dabei sind gebratene oder gekochte Maiskolben (300-500TSH ~ 20-25ct), gekochte Eier mit Salz (250TSH), Sambusa (dreieckige fritierte Teigtäschchen, die es mit Gemüse, Fleisch und Kartoffel gibt - die mit Fleisch sind am besten! 200-300TSH) und natürlich frisches Obst. Und das Beste - die Händler am Fenster handeln meistens nicht, weil dazu keine Zeit ist, der Bus könnte ja gleich weiterfahren. Und was macht man, wenn das gewünschte Produkt gerade nicht vorbeiläuft? Ganz einfach! Man spricht einfach einen der Händler an, sagt beispielsweise, dass seine Colas einem nicht kalt genug sind und dass man außerdem noch 3 Eier haben will, und in einer Minute wird er mit eisgekühlter Coca Cola und dem Eierverkäufer unter deinem Fenster stehen. Sehr bequem das alles!

Insgesamt ist das Reisen also immer sehr anstrengend und es gab bisher keine Busfahrt auf der ich nicht in einem schwachen Moment  neidisch auf die Touri-Rangerovers gelinst hätte, die wir natürlich in halsbrecherischem Tempo überholen, aber insgesamt ist es doch immer witzig und ich freue mich schon jetzt auf die Rückreise nach Singida wegen der Sambusa vom Busbahnhof in Arusha!

* Einer der Brüder meines Vaters ist vorletztes Wochenende verstorben und deshalb ist die ganze Familie einschließlich mir für mehrere Tage in das Dorf gefahren, in dem Baba und seine Geschwister groß geworden sind. Es liegt in den Bergen in der Nähe von Moshi und ich erlebe hier auf jeden Fall einiges. Dazu aber später ein eigener Eintrag.


Mittwoch, 16. Januar 2013

Urlaub

Achtung, Überlänge!

Auch wenn es etwas gedauert hat - natürlich werde ich vom Urlaub berichten!
Wir haben allerdings so viel erlebt, dass es echt schwierig ist, das wichtigste herauszufiltern.
Meinen ganzen Urlaub habe ich mit Frieda verbracht, wundert euch also nicht über die 'wirs' statt 'ichs'.


Hier eine Karte, um unsere Reise leichter nachvollziehen zu können.
Rot ist Reise 1, also vom 8.12. - 24.12.2012. Blau ist Reise 2, vom 29.12.2012 - 05.01.2013.

Unser erstes Etappenziel war also

DAR ES SALAAM (08.12.-10.12.)

Von Singida über Dodoma (nicht korrekt auf der Karte eingezeichnet) sind wir gute zehn Stunden mit dem Bus nach Dar gefahren. Und was haben wir gestaunt, als wir die Großstadt erblickt haben! Hochhäuser! Dass es sowas überhaupt gibt hatten wir total vergessen. In Singida gibt es vielleicht ein paar zwei-, höchstens dreistöckige Gebäude, aber das sind dann auch immer Banken oder so etwas. Und in Iguguno gibt es grundsätzlich nur Erdgeschoss. Aber nicht nur die Hochhäuser versetzten uns ins Staunen: Es gab weiterhin Bürgersteige, Straßennamen, Kleider, die das Knie zeigten, Shoppingmalls und sogar Kinos! Wir kamen uns vor wie die Wilden.
Gewohnt haben wir bei einem Bekannten von Freunden Friedas Familie, der nach Dar ausgewandert ist, nachdem er viele Jahre in Entwicklungsprojekten in Tansania gearbeitet hat. Inzwischen eröffnet er in Dar eine Metzgerei und Bäckerei auf deutschem Standard - eine wirklich gute Geschäftsidee! Dort haben wir uns zwei  Tage königlich bewirten lassen dank des bayerischen Kochbuchs, was unseren Gastgeber seit vielen Jahren in Tansania treue Dienste leistet. Ugali mit Bohnen wurden also freudig gegen Spätzle mit Gulasch getauscht!
Ursprünglich war geplant, dass wir am 10. mit einem Speedboat nach Pemba fahren. Leider waren alle Speedboats schon ausgebucht und da der Flug, der uns angeboten wurde, ca. genauso teuer war, entschiedern wir uns für diese Alternative. Um 7 Uhr morgens sollte unser Flug gehen und wer hätte gedacht, dass es innerhalb von zwei Stunden (denn um 5 fahren die ersten Dalas) quasi unmöglich ist von einem Außenbezirk in den nächsten zu fahren.. Nunja! Nachdem wir pünktlich um 5 Uhr vom ersten Dala eiskalt stehengelassen wurden, kam glücklicherweise (..?) direkt ein anderes und nahm uns mit. Noch lagen wir gut in der Zeit. Blöd nur, dass dieses Dala auf der Hälfte bis zur halben Strecke einen Platten hatte. Da standen wir nun am Straßenrand und mussten entscheiden - nehmen wir ein anderes Dala oder warten wir, bis dieses hier weiterfährt. Da auch die meisten unserer Mitfahrer unentschossen wirkten, haben wir leider zu langsam gehandelt. Denn nachdem direkt nach unserem Halt innerhalb der nächsten 2 Minuten gefühlt 10 Fahrzeuge kamen, war für die nächsten 20 Minuten Schicht im Schacht. Als wir dann endlich von einem anderen Dala aufgenommen wurden, waren wir schon reichlich nervös, denn wir waren inzwischen doch etwas knapp und die berüchtigte Rush Hour Dars begann. Obwohl man in Dar wohl eher vom Rush Day reden kann, da die Straßen eigentlich von 6 Uhr morgens bis 10 Uhr abends verstopft sind. Als wir schließlich an unserer Umsteigestation ankamen, beschlossen wir also uns ein Taxi zu gönnen, um durch das Weglassen der einzelnen Stationshalte Zeit gut zu machen. Eine blödsinnige Idee, da sich unser Taxi sowieso in nicht einmal Schrittgeschwindigkeit bewegt hat - Die Straßen waren verstopft. Inzwischen haben wir immer wieder hektisch mit unserem Kontaktmann am Flughafen telefoniert, dass sie doch bitte auf uns warten mögen. Wo wir gerade genau waren? Entweder wussten wir es nicht oder wir wollten es ihm lieber nicht sagen, da es noch einige Zeit vom Flughafen entfernt war. Schließlich stiegen wir mitten auf dem Weg auf offener Straße aus, um auf Pikis (zur Erinnerung - Motorräder) umzusteigen. Und da ging der Spaß erst richtig los - denn auf einmal war Frieda weg! Mein Pikifahrer war vor ihrem gefahren und ich habe mich immer mal wieder versucht nach ihr umzusehen, aber da wir wie blöde Schlangenlinien gefahren sind, an Lastern vorbei, Hügel rauf und wieder runter, Schleichwege durch die Wohnviertel, war es etwas schwierig den Überblick zu behalten. Doch irgendwann war Frieda definitiv nicht mehr hinter mir. Dass mein Rafiki (Freund/in) weg ist, hat meinen Fahrer eher wenig gekümmert, er war eher an meinem Reiseziel interessiert und ob ich ihn nicht mitnehmen möchte.. Schade! Irgendwann kurz vorm Flughafen haben wir dann auf sie gewartet und zum Glück war sie nur 10 Minuten hinter uns. Wie sich herausstellte WAR IHR PIKIFAHRER NOCH MIT IHR TANKEN!! Obwohl er genau wusste, dass wir keine Zeit mehr hatten.. Nunja, kurz und schmerzlos: Wir haben unseren Flug verpasst, die kleine Maschine gerade noch wegfliegen sehen. Das war ein Frust! Im Nachhinein trotzdem eine Erfahrung, die ich eigentlich nicht missen möchte, denn es war doch alles sehr abenteuerlich und aufregend! Und wir haben ja auch einen Flug für den Nachmittag bekommen.


PEMBA (10.12.-15.12.)

Schon im Flieger(chen) war nicht zu übersehen: Pemba, wie auch Sansibar, sind so gut wie komplett muslimisch. Wir fielen diesmal also nicht nur durch Hautfarbe, aondern auch durch das fehlende Kopftuch auf. Trotzdem fühlten wir uns total wohl, alles war ruhig, keine Mzungurufe und eine herzliche Gastfreundschaft, die gleichzeitigfantastisch unaufdringlich war. Das liegt vielleicht daran, dass Pemba touristisch so gut wie gar nicht erschlossen ist, die Insel führt ein, wie wir finden, unberechtigtes Schattendasein neben Sansibar.
Pemba ist eine Insel überfüllt mit Papaya, Mango und Bananenbäumen, tausenden von Kokosnusspalmen, einsamen Stränden und überall der Geruch von Nelken - denn die sind die Haupteinnahmequelle Pembas.
Wir kamen zwar aus Versehen zwischen einen schon lange währenden Streit zwischen zwei Dorfleuten in Mkoani, was uns veranlasste, das Dorf und die Unterkunft zu wechseln, abersokomplett ohne Zwischenfall wäre es ja auch wirklich langweilig geworden, oder? Unser Fahrer, der uns dann nach Wete (dort lag die zweite Unterkunft) gefahren hat, hat uns eine Zitrusfrucht geschenkt, die so groß war wie ein Fußball. Sowas habe ich wirklich noch nie gesehen! Hat ein bisschen geschmeckt wie Grapefruit. Die hat er uns geschenkt, weil wir die halbe Strecke wieder zurückfahren mussten, weil ihm nach einer halben Stunde aufgefallen war, dass er seinen Führerschein zu Hause vergessen hatte - naja, immerhin hatte er einen!
Ansonsten waren wir schnorcheln, schwimmen, im Dorf frische Meeresfrüchte essen, die Wälder erkunden und abends auf unserer Terasse den Popo wa Pemba (Flughunde, die es nur auf Pemba gibt) zusehen, wie sie ausschwärmen. Es war wirklich schön! In Pemba stieß auch eine andere Kolpingfreiwillige zu uns, Nina, die einige Tage mit uns Urlaub machte.










SANSIBAR (16.12.-18.12.)

Da besagte Nina schon auf der Hinreise ein paar Tage Stop auf Sansibar gemacht hatte und ihre Berichte ziemlich gut klangen, beschlossen wir spontan nicht nur durchzureisen, sondern doch gleich zwei Nächte dort zu verbringen. Praktisch, dass unsere kontaktfreudige Nina auch gleich schon den Manager eines wirklich günstigen Guesthouses zwei Minuten vom Strand entfernt zu ihrem glühenden Verehrer gemacht hatte.;) So war ein günstiges Dreierzimmer kein Problem! Die Anreise von Pemba war weniger schön - mal wieder war das Speedboat schon ausgebucht, also entschieden wir uns für die Fähre über Nacht. Trotz 'VIP-Class' saßen wir wie die Ölsardinen aufeinander, überall hingen lustige Warnschilder wo man seine Hühner besser nicht ablegt (es gab bestimmt drei verschiedene) und waren wir anfangs darüber unzufrieden, dass die Klimaanlage auf 31 Grad gestellt war, wünschten wir uns das doch nach zwei Stunden zurück - da war sie dann komplett ausgefallen. Aber trotzdem auf jeden Fall auch ein Erlebnis!
Auf Sansibar kam dann erst einmal das krasse Kontrastprogramm zu Pemba: Überall Weiße Touris, eine zwar schöne, aber wahnsinnig dekadente (in unseren 3-Monate-nur-Singida/Iguguno-Augen) Hotelanlage am Meer nach der anderen und nirgends schert sich jemand um die Kultur der Insel! Durch das kleine Einheimischendorf in Nungwi (der Ort, in dem wir gewohnt haben) liefen schnatternd und lachend Weiße in Shorts und Bikini, komplett die Schilder ignorierend, die von den Anwohnern aufgestellt wurden ,mit fett durchgestrichenen halbnackten Menschen drauf und dem Spruch 'Bitte respektieren Sie unsere Kultur'. Am Strand fühlten wir uns ganz komisch, weil es plötzlich in Ordnung schien sich vor den Tansanis in Bikini zu zeigen.. Trotzdem haben wir dann auch ein wenig Touriprogramm gemacht, einmal eine Gewürztour und am nächsten Tag hat uns Ninas Verehrer im Schnelldurchlauf eine Tour durch Stonetown gegeben. Abends haben wir dann als Dankeschön für alle (wir waren beinahe die einzigen Gäste) Nudeln mit Bolognese gekocht, das war ein Fest! Unsere Unterkunft war eh auf jüngere Leute, wenn nicht sogar auf Freiwillige und ähnliches spezialiesiert, was wirklich ganz gut war angesichts unseres Schocks gegenüber anderen Landsleuten. ;)
Wir haben beschlossen unbedingt noch einmal hinzufahren, weil es doch sehr schön war und es noch viele Dinge gibt, die wir gerne sehen/machen würden!





DAR ES SALAAM (18.12.-24.12.)

Trotz schwerem Abschied von Seif (Ninas Verehrer) und Nungwi, war es uns wichtig noch ein paar Tage in Dar zu verbringen, denn so eine Gelegenheit sich mit westlichen Gütern einzudecken kommt so schnell nicht wieder! Und tatsächlich, endlich haben wir Plätze auf einem Speedboat bekommen! Allerdings war unser Vertrauen in unsere Sitzplatznummern unbegründet, sodass wir im Endeffekt auf das Sonnendeck mussten - was man bei dieser agressiven Sonne nun wirklich nicht will. Wir fanden aber zum Glück eine kleine Nische vorne am Bug, wo wir uns in den Schatten quetschen konnten. Es war zwar eng, aber all die anderen unfreiwilligen Sonnenbader beäugten uns neidisch! Insgesamt müssen wir aber wohl noch routinierter werden im entspannten Reisen zwischen den Inseln..
In Dar wohnten wir wieder bei Friedas Bekanntem, der an einem Tag auch eine super Stadtrundfahrt mit uns gemacht hat. Von den Tingatinga-Malern über die Holzschnitzer (hab hier einen kleinen Lebensbaum erstanden) zu einem Riesensupermarkt, der wirklich ALLES hatte (Käse, Rittersport und Mehrkornbrot), und von da aus weiter in eine wirklich schicke Shoppingmall mit Kino, wo wir auch gleich Karten für den nächsten Abend kauften. Außerdem machte er uns mit drei Freiwilligen aus Dar bekannt, wofür wir ihm sehr dankbar waren, da wir in den folgenden Tagen viel mit den Jungs gemacht haben. Aus dem Kinobesuch wurde leider nie etwas, da ich in der Nacht vom 19. auf den 20. an Malaria erkrankt bin. Deshalb sind wir auch so verspätetheimgefahren, es war ursprünglich natürlich nicht der Plan, dass wir am 24. bis nachmittags um Bus sitzen! Die Malaria war wirklich nicht so der Renner, zwei Tage lang hab ich mich sehr elend gefühlt, aber die Medikamente wirken schnell und am 24. war ich wieder top fit. 






MOSHI - PANGANI - MOSHI (29.12.2012 - 04.01.2013)

Für Silvester waren Frieda und ich mit unserer Kolpingfreiwilligen Becci aus Moshi, zwei weiteren Freiwilligen aus Moshi, die dort als IT-Lehrer an einer Secondaryschool arbeiten (Leo und Marvin), zwei Freunden von den beiden, Freiwillige aus Uganda (Jakob und Richard) und dem Mitbewohner von Jakob einem ugandanesischen (?) Tanzlehrer (Davis) verabredet. Gemeinsam wollten wir am Ushongo Beach in der Nähe von Pangani feiern. Leider musste Becci kurzfristig absagen, da sie krank geworden war! Hin- und Rückreise waren jeweils mit einer Nacht Moshi verbunden, was cool war, da wir die Stadt bisher noch nicht kannten. Ein difinitives Highlight dort waren Milchshake und Sansibarpizza, eine Teigtasche gefüllt mit Ei, Hack und Gemüse, die von beiden Seiten angebraten wird. Sehr gut!
Am Ushongo Beach angekommen waren wir eigentlich nur noch exzessiv mit Nichtstun beschäftigt - das war schön! Am Strand liegen, lesen, spazieren, Musik hören und die vielen geschäftigen Krebse beobachten, schwimmen und essen! Genächtigt haben wir in Zelten, da in der Anlage schon alle Bungalows belegt waren. Am Silvesterabend gab es ein riesiges All-you-can-eat Barbecue, was wirklich ganz ausgezeichnet war! Sogar Dinner for One gabs, dafür wurde der Countdown ein bisschen verschlafen, wir waren einfach plötzlich im neuen Jahr. 
Es waren wunderbar entspannte Tage, in denen wir noch einmal viel Energie tanken konnten, bevor Arbeit und Alltag in der Familie wieder losgingen!






Insgesamt war das Reisen wirklich toll! Natürlich!! lief eigentlich nichts so wie geplant und wir hatten auch einige Stresssituationen, aber es war eine richtig tolle Zeit mit viel Abenteuer und ich freu mich schon auf meine nächsten Ferien!