Freitag, 11. Januar 2013

Mapepo

Heute morgen bin ich um halb acht von Schreien aufgewacht. Als ich nach draußen gegangen bin, kamen mir Mama und Brenda entgegen, die mir beide dringend davon abrieten ins Wohnzimmer zu gehen, denn Helena (eines unserer Hausmädchen) sei schwer krank.



Auf die Frage, was sie denn habe, hieß es 'Mapepo na Jini'. Dann gingen die beiden wieder, um Wasser ins Wohnzimmer zu bringen. Kurzzeitig waren die Schreie und das Weinen verstummt und man hörte eine männliche Stimme einen langanhaltenden energischen Monolog halten. Habe mir dann die 'Krankheit' mit dem Wörterbuch übersetzt - Helena litt an 'Dämonen und Geistern'. Habe daraufhin noch einmal nachgefragt und Brenda und die beiden Kleineren haben mir ganz ernst und ehrfürchtig erklärt, dass Helena von bösen Dämonen heimgesucht worden wäre, da diese sich in sie verliebt hätten, und diese sie krank machen würden. Wie genau sich diese Krankheit äußert habe ich nicht verstanden, etwas mit Gleichgültigkeit, die anderen Vokabeln kannte ich nicht. Es sei ganz normal, dass sie so schreien würde, wenn sie das Wort Gottes höre, denn der Priester sei gerade bei ihr. Ständig wurden Decken und Essen von Mama ins Wohnzimmer gebracht.
Ich bin dann wieder zurück in mein Zimmer, weil ich von dieser Situation total überfordert war. Alle schienen es total normal zu finden, Mama war zwar besorgt und die Kinder ängstlich aufgeregt, aber alle haben mit so einer Selbstverständlichkeit von diesem Dämon gesprochen, dass ich mich total komisch gefühlt habe, als einzige nicht daran zu glauben. Sie würde nicht geschlagen, sagte Brenda, das sei der Dämon, der nicht weggehen wolle und deshalb schreie. Das wurde von Mama bestätigt. 
Inzwischen scheint alles vorbei zu sein und ich glaube, dass Helena jetzt schläft.
Dass es sowas hier wirklich gibt, also in so einem doch städtischen Ort wie Singida Town, und dass meine ganze Familie fest daran glaubt - das ist für mich überhaupt nicht greifbar. Außerdem beschäftigt mich der Gedanke, ob Helena geschrien hat, weil sie auch daran glaubt oder weil sie wirklich krank war oder weil ihr wehgetan wurde. Ich glaube allerdings nicht, dass ich dazu nähere Infos bekommen werde. 
Wenn ich später zum Frühstück komme, wird alles so sein wie immer.



Das ist Helena

2 Kommentare:

  1. Das ist wirklich unheimlich! Ich bin gespannt, ob du doch noch Näheres davon erfährst. Vor allem, was machen die mit Wasser bei Geistern und Dämonen? Oder verbirgt sich eine richtige Krankheit dahinter? Ich würde auf jeden Fall an mir zweifeln und mich fragen, was es nun gibt und was nicht ... und dann kommt mir immer diese Geschichte aus dem Matthäusevangelium in den Sinn, in der Jesus zwei Männer von bösen Geistern befreit und die (Geister) in eine Schweineherde flüchten (MT 8) - also wohin ist Helenas Dämon verschwunden? - das solltest du auf jeden Fall erfragen, schon zu deinem eigenen Schutz ...
    viele liebe Grüße aus dem kalten Stollhamm Deine Stepfl

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  2. Liebe Camilla, deine wie immer scharfe Beobachtungsgabe und deine ehrliche Art nehmen mich so richtig mit. Die Konfrontation mit einer so fremden Sache wie Du sie hier beschreibst ist echt spooky, als Europäer kann man das wohl eher nicht verstehen. Aber ich freue mich so an Deinem Blog, und daran, was Deine Fotos erzählen. Auch wenn es nicht immer leicht ist siehst Du doch so aus, als würde es Dir gut gehen. Ich denke an Dich. Alles Liebe von der Spree, Britta

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