Donnerstag, 16. Mai 2013

Geburtstag


Letzten Freitag hatte ich Geburtstag. Ich hatte nicht sonderlich viel erwartet, da ich es meiner Familie nicht erzählt hatte und in der Schule auch niemand Bescheid wusste.
Dementsprechend 'normal' verlief dann auch der Morgen:
Gestresst mit meinen Geschwistern eine Tasse heißen Chai runterkippen, da Mama uns sonst nicht aus dem Haus lässt, eben unter dem Papayabaum Zähne putzen und nichts wie los. Da ich leider mal wieder etwas spät dran war, entschied ich mich spontan für ein Motorradtaxi (Bodaboda). Mein Lieblingsfahrer war natürlich schon zur Stelle, er weiß ja, wie gern ich mich verspäte. Man speichert sich übrigens im Handy so drei, vier Nummern von den Bodafahrern seines Vertrauens und ruft sie dann direkt persönlich an oder schreibt ihnen eine SMS, wenn man sie braucht. So etwas albernes wie Taxigesellschaften gibts hier natürlich nicht! Also schnell im Damensitz aufgesessen, man soll ja nichts unschickliches sehen, wie zB etwa mein KNIE! Um Gottes Willen, das wäre nun wirklich zu freizügig.
In der Schule angekommen, eben in die Anwesenheitsliste eingetragen und noch rasch den letzten Rest Unterricht vorbereitet.
Als ich dann in meine 5. Klasse gekommen bin, haben die Kinder mich ordentlich überrascht: Auf ein 'Suprise' sprangen alle auf, warfen mit selbstgebasteltem Konfetti und sangen Happy Birthday erst auf Englisch, dann auf Kiswahili. Ich war wirklich gerührt! Aber damit nicht genug - die Kinder hatten mir auch noch ein Stück Kuchen und eine Plastikrose besorgt!

Klassenbeste Martha schneidet mir den Kuchen an

Ganz nach tansanischem Brauch wurde also erst ich als Geburtstagskind von meinen Gästen=Schülern mit einem Stück Kuchen gefüttert und danach habe ich den Rest des Kuchens in 22 kleine Teile geschnitten und nacheinander all meine kleinen Rabauken mit Kuchen beglückt. Statt der vorbereiteten Aufgaben haben wir dann Vier-Ecken-Raten mit Vokabeln gespielt. Klingt jetzt nicht soo besonders, aber wenn man bedenkt, dass hier im Unterricht nie gespielt wird, war es wohl für uns alle eine schöne Stunde!
Danach wartete Rike im Lehrerzimmer auch schon auf mich und zwar mit Muffins und 19 kleinen Kerzen. Alle haben noch einmal gesungen und wieder wurden Muffins kleingeschnitten, damit alle etwas abhaben konnten. Habe dann noch herausgefunden, dass Rike Karoli Urassa, unserem Schulleiter Bescheid gegeben hat und der wiederum den Kindern gesagt hat, dass sie ja singen können. Konfetti, Kuchen und Blume haben sie sich aber selbst ausgedacht. Außerdem habe ich noch ein paar selbstgemalte Herzen, Schmetterlinge & Co. von den Kleinen bekommen.

deutsch-tansanische Suppe
Nach der Schule haben Rike und ich für uns und meine Familie zu Hause noch eine Kartoffelsuppe gekocht. Von meinem deutschen Besuch hatten wir noch Wiener Würstchen aus der Dose und außerdem aus Rikes letztem Paket Pumpernickel - ein richtiges Festmahl für den tansanischen Freiwilligen! (Und Papa, dein Geburtstagskuchen war trotz der langen Paketreise immer noch vorzüglich! Danke!)

Als Mama dann noch erfahren hat, dass ich Geburtstag habe, hat sie mich erst ausgeschimpft, dass ich nichts gesagt habe, sie hätte doch eine Party organisiert! (Ich bin ganz froh, dass es im kleinen Kreis geblieben ist)
Spontan habe ich als Geschenk einen neuen Duschbecher bekommen. Er ist lila, hat einen Henkel und ich liebe ihn sehr! Sonntag gab es dann nachträglich noch einen Kuchen.

Ich hatte wirklich einen schönen Tag und habe wieder einmal gemerkt, wie schön es ist hier zu sein und dass ich schon so viele tolle Menschen kennengelernt habe!

Eure Camilla

P.S. Ich kann jetzt nicht nur auf Kiswahili begrüßen, sondern auch schon auf drei Tribalsprachen. Meine Lehrer sind sehr stolz auf mich! ;)

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