Dienstag, 6. November 2012

You're an economic !

Heute möchte ich euch etwas über das Einkaufen und Handeln erzählen.

'Wollen wir heute nicht in Ruhe ein bisschen bummeln gehen und ganz entspannt ein paar Kleinigkeiten kaufen?' - Nein, das geht hier nicht.
Wenn man einkaufen geht, dann darf man nicht schüchtern sein, sollte genügend Zeit und auch einiges an Humor mitbringen.

Das beste Beispiel ist der Markt in Singida. Man biegt von den großen Straßen ab in ein Netz aus kleinen, verwinkelten Pfaden, die recht dunkel erscheinen, da sie teilweise überdacht sind. Rechts und links von einem türmen sich die Bananenstauden und Mangos, Orangen und Tomaten, die Händler haben auf schiefen Holztischen ihre Zwiebeln und Chilischoten (pilipili) zu kleinen Haufen arrangiert, die Reis- und Bohnensäcke quillen über und im Vorbeigehen nehmen sich viele Einheimische gleich eine Handvoll mit. 
Von Gemüse und Obst kann man zur Fleischecke abbiegen, auf gekachelten Theken und darüber auch an Haken türmt sich das Fleisch, die Fliegen summen, also schnell weiter, an den Fischhändlern vorbei  zu den Stoffläden. Überall bunte Kitenge, einer schöner als der andere, man weiß gar nicht wo man hinschauen soll bei den vielen Farben und Formen. Und der Markt ist immer voll und laut. Es herrscht ein buntes Treiben, es ist eng, jeder will seine Einkäufe erledigt wissen. Und dann kommt für mich natürlich noch der Mzungu-Faktor hinzu. (Mzungu heißt übrigens Europäer)
Natürlich möchte JEDER der Händler dir etwas verkaufen, denn er hat nunmal einfach die besten Ananas, den besten Preis pro Kilo oder möchte ich nicht einfach seine Handynr. speichern? Jaja, das kennt man ja.
Weiterhin ist von einem tansanischen Markt das Handeln nicht wegzudenken. Schon die Einheimischen handeln miteinander und da wir weiß und damit logischerweise unwissend um einen fairen Preis sind werden bei uns die Preise noch frecher in die Höhe getrieben.

Ein Beispiel: Eine Mango (embe) kostet normalerweise 300tsh. Das wusste ich anfangs aber natürlich nicht! Da der Händler mit dem Preis von 900tsh gestartet war, dachte ich im Endeffekt mit 500 ein gutes Geschäft gemacht zu haben, habe dann aber an seiner überschwänglichen Reaktion, als das Geld schon über den Tisch war, gemerkt, dass ich offensichtlich ein zu guter Kunde bin:'ahhh asante sana, karibu tena, rudi kesho tafadhali' ~ 'ahhh vielen Dank, du bist herzlich willkommen, komm doch morgen gleich wieder!' ..Naja, so lernt man aus seinen Fehlern. (natürlich handelt es sich, wenn man in € umrechnet, um winzige Beträge, aber es geht einem hier ums Prinzip!)

Und das Handeln macht ja auch Spaß! Um jede 100Shilling, die man den Händler bringt, freut man sich! Und man merkt, dass die Händler es auch oft lustig finden, dass die Weiße auf der Landessprache den Preis runterdrückt. Am meisten gefällt es mir, wenn sie ihre teuren Preise begründen, zB mit 'Oh, aber schau doch wie groß diese Avocado (parachichi) ist! Da ist ein höherer Preis durchaus angebracht!'
Da ist dann natürlich ein Gegenargument gefragt:'Groß sind sie vielleicht, aber ob die noch so gut sind? Sie sind schon sehr weich..' Auch immer hilfreich ist ein interessierter Blick zum Händler nebenan.;) 

Heute waren Frieda und ich auf dem Kleidermarkt. Wir wollten uns einmal in die Klamottenläden wagen, was wir uns bisher nie getraut hatten, da diese Stände so mit Klamotten zugehängt sind, dass man sich vorkommt, wie in einem Kleiderjungel und Unsicherheit besteht, wo nun genau der Eingang ist.
Aber heute waren wir mutig - und wurden auch belohnt! Schon bei dem ersten Stand, bei dem wir Halt machten, wurden wir von einem sehr netten und eifrigen Geschäftsmann sofort hereingebeten -'Kommt rein und schaut euch um, kommt, kommt!!' - und wir fanden tatsächlich einen sehr schönen Rock und eine hübsche Bluse, die wir gerne kaufen wollten. Sein Ausgangspreis für beides waren 16.000. Für uns entschieden zu viel! Aber wir hatten vielleicht einen Spaß mit ihm! Dass der Rock extra aus den USA importiert sei, musste er leider revidieren, als Frieda ihn auf das koreanische Preisschild aufmerksam machte. Auch die Bluse, die außerordentliche Qualität habe, konnten wir aufgrund von Staubflecken und einem losen Faden herunterhandeln. 'Aber der Rock habe einen Gummizug!' - Tja, dafür war der Stoff nur einlagig, das senke den Preis ja wohl wieder! Jedenfalls wurde auf beiden Seiten viel gelacht, es endete damit, dass wir uns auf 12.000 einigten ( in unseren Augen immernoch zu viel), er uns Rabatte für die nächsten Besuche versprach (wie gesagt, ein echter Geschäftsmann) und mich mit den Worten ' You're an economic!' bedachte, da er tatsächlich von unserem Handeln beeindruckt schien. Hachja, das war lustig! 
Stolz zogen wir von dannen und beschlossen, auf jeden Fall noch einmal wiederzukommen, einfach nur, um auf unsere Prozente zu bestehen!

Hier noch eine kleine Preisliste:
2.000 TSH ~ 1 €

Ndizi (Banane) ~ 200 TSH
maji kubwa (1,5l Wasser) ~ 1.000 TSH
mkate (Brot) ~ 1.000 TSH
parachichi (Avocado) ~ ca. 400 TSH, größenabhänig
barafu (Wassereis) ~ 50 TSH
soda baridi (kalter Softdrink 0,3) ~ 600 TSH
kitenge (wunderschöne Stoffe) ~ ab 5.000 TSH, je nach Dicke und Größe des Stoffstücks kann es aber teurer werden, manchmal bis zu 20.000 TSH.



PS Leider habe ich von dem Markt noch keine Fotos gemacht. Zum einen, weil es so voll ist, zum anderen habe ich das Gefühl dann bei noch höheren Preisen starten zu müssen..;)

4 Kommentare:

  1. Das klingt ja wirklich lustig!Sag, mit was ist der Markt denn überdacht? Wellblech?Oder ist es eher so eine art Markthalle? Und was ist das denn für Fleisch dort -?Huhn und Ziege?Und wenn jeder dort Einkaufende um jedes Pfefferkorn handeln muss - dann dauert ein Einkauf ja eeeeewig! Ist das so? Also:"ich geh mal schnell auf den Markt und hol ne Gurke" - ist nicht - oder?
    Kussmama

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    1. Naja,die einzelnen Stände sind zT mit Planen überdacht und die Wege sind sehr eng, deshalb ist der Markt recht schattig. Schwer zu beschreiben, ich werd noch Fotos machen! Fleisch.. Naja vor allem Rind, glaub ich, die Hühner kaufst du in der Regel lebendig. Und die Einheimischen müssen ja auch nicht sooft handeln, die wissen ja in der Regel die Preise. Es gibt als den normalen und den mzungu Preis;) Aber das Wort 'schnell' kannst du hier so oder so aus deinem Wortschatz streichen.

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    2. Liebe Camilla - ich find es toll, was Du erlebst und schreibst.
      Und ichj lerne viel über die derzeitige Kultur in Tansania.
      Und ich wünsch Dir weiter Mut gegen die Kakerlaken und für Deine Arbeit .
      Mir hghets gut. Der großvater

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  2. Super, danke für diesen Einblick, liebe Camilla! Man hat wirklich das Gefühl ein wenig dabei zu sein. Ich glaube, ich hätte mich nie getraut, so zu feilschen - kann mir vorstellen, dass die Händler beeindruckt waren. Viele liebe Grüße aus dem verregneten, vernebelten, düsteren und extrem ungemütlichen Südhessen von Elisa + 3

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